Seit 90 Jahren liegt das Schiff „Säntis“ versenkt im Bodensee. Ein Verein will es im März heben und ausstellen. Das für die komplizierte Aktion entscheidende Material ist gerade aus China eingetroffen.
Die geplante Hebung eines gut 130 Jahre alten Schiffs vom Boden des Bodensees geht in die heiße Phase. In Romanshorn am Schweizer Ufer des Bodensees sind kurz vor Weihnachten die zwölf Hebesäcke eingetroffen, mit denen das Wrack aus 210 Metern Tiefe an die Wasseroberfläche gebracht werden soll, wie der Präsident des Schiffsbergevereins, Silvan Paganini, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Säcke waren in China bestellt worden und wurden erst nach Hamburg verschifft und dann in die Schweiz gebracht.
Am 31. Dezember lief die Frist ab, in der Behörden und Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch Einspruch gegen das Projekt erheben konnten. Ob sich jemand quer stellt, erfährt der Verein, der sich zur Hebung der „Säntis“ gegründet hat, in den nächsten Wochen. „Wir sind zuversichtlich, dass alles nach Plan klappt“, sagte Paganini.
Bodensee: Das Wrack der „Säntis“ soll im Frühjahr gehoben werden
Die „Säntis“ war im Mai 1933 nicht mehr fahrtauglich und versenkt worden. Sie liegt in der Seemitte zwischen Romanshorn und Langenargen auf deutscher Seite. Eine Verschrottung wurde damals als zu teuer verworfen. Das 48 Meter lange Schiff war seit 1892 auf dem Bodensee unterwegs. Es konnte 400 Passagiere befördern.
Die Bergung soll Anfang März beginnen. Das Schiff soll mit den Hebesäcken und einer Bergeplattform angehoben und in etwa zwölf Metern Tiefe näher am Ufer gelagert werden. Anfang April soll es dann vollständig geborgen werden.
Die Zeit drängt, sagte Paganini. Zum einen, weil der Verein die Werft in Romanshorn ab März 14 Wochen lang gratis nutzen darf. „Aber auch wegen der Quagga-Muscheln“, erklärte Paganini. Die eingeschleppte Art breitet sich seit ein paar Jahren im Bodensee aus. Die Muscheln könnten das Wrack bald in einer dicken Schicht überziehen. So etwas sei mit einigen Wracks in geringerer Wassertiefe schon geschehen, sagte er. „Das Wrack des Dampfschiffs „Jura“ vor Bottighofen ist nur noch ein großer Quagga-Muschelberg.“ Auch am Kamin der „Säntis“, der im Juli geborgen worden sei, seien schon Muscheln gewesen.
Verein sammelt 280.000 Euro
Der Verein mit rund 30 Mitgliedern hat neben Sachspenden per Crowdfunding 260.000 Franken (etwa 280.000 Euro) für das Bergungsmaterial und die Konservierung des Wracks gesammelt. Einen Liegeplatz für zwei Jahre nach der Bergung gebe es auch schon, sagte Paganini. Die „Säntis“ soll ausgestellt werden. Ob in der Schweiz war noch unklar. „Wir haben noch keine Zusage und sind offen.“
Paganini, technischer Betriebsleiter bei der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt, war lange in der Offshore Öl- und Gasindustrie tätig. Ihn habe an dem Projekt gereizt, wie man die Hebung mit wenig Geld und ohne große Kranbauten schaffen könne. „Die Wassertiefe ist spannend und man muss einige Tricks anwenden“, erzählte er.