Immer mehr Firmen können ihre Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen. Die Insolvenzwelle reicht von Modehändlern bis zu Krankenhäusern.
Signa-Tochter Galeria, Einzelhändler Real oder Spielwarenhersteller Haba: 2023 meldeten in Deutschland rund ein Viertel mehr Unternehmen Insolvenz an als im Vorjahreszeitraum. Die Forderungen der Gläubiger liegen laut Amtsgerichten bei insgesamt 21,1 Milliarden Euro – zehn Milliarden Euro mehr als noch im Vorjahr. Das liegt vor allem an den Großinsolvenzen. Diese Unternehmen sind betroffen:
Der wohl spektakulärste Fall ist die Großinsolvenz des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmens Signa Holding, das vom österreichischen Geschäftsmann René Benko gegründet wurde. Wer der Signa-Chef ist, lesen Sie hier. Zu Signa gehört die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, das Unternehmen übernahm aber auch den Bau des Elbtowers in Hamburg. Auch mehrere deutsche Tochterfirmen des Konzerns meldeten in diesem Jahr Insolvenz an, darunter die Sportmarke Sportscheck. Mehr dazu lesen Sie hier.
Baubranche und Einzelhändler besonders betroffen
Immer häufiger kommt es vor, dass Baufirmen in Schwierigkeiten geraten. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Wolfgang Schubert-Raab, warnte darum in der „Augsburger Allgemeinen“: „Geht der Einbruch im Wohnungsbau so weiter, steht uns im nächsten Jahr nicht nur eine Insolvenzwelle bevor, sondern auch der Verlust von rund 100.000 Arbeitsplätzen.“ Wie sich Bauherren in diesem Fall schützen können, lesen Sie hier.
Auch in der Textilbranche waren einige Firmen betroffen. So beispielsweise das Düsseldorfer Unternehmen Peek & Cloppenburg, das eine Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden musste. Auf dem größten Modehändler Deutschlands lasteten 400 Millionen Euro Schulden. Mittlerweile konnte sich das Unternehmen sanieren. Jüngst meldete die Kette Yeans Halle Insolvenz an und auch das Modehaus Aachener ist betroffen. Dabei hatte Letzteres erst in diesem Jahr sechs ehemalige Galeria-Standorte bezogen. Friedrich-Wilhelm Göbel, Gründer und früherer Geschäftsführer des Unternehmens, machte zuletzt selbst Schlagzeilen: Er wird per Haftbefehl gesucht und ist untergetaucht. Mehr dazu lesen Sie hier.
Spielzeughersteller machen Verluste
Die Warenhauskette Mein Real musste in diesem Jahr ebenfalls Insolvenz anmelden. 18 der insgesamt 63 Filialen gibt das Unternehmen an Rewe, Edeka und Kaufland ab. Ende März 2024 schließen dann die verbliebenen 45 Filialen – 3.500 Angestellte sind davon betroffen.
Auch die Entwicklungen in der Spielzeugbranche treffen klassische Hersteller schwer. So musste Playmobil beispielsweise erstmals in der Firmengeschichte Verluste ausweisen. Noch tiefer ist der Einschnitt beim Familienunternehmen Haba: Der Hersteller stellte Mitte September einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Bis Ende Februar soll das Verfahren abgeschlossen sein. Im Zuge dessen baut das Unternehmen rund 500 Stellen ab.
Einer aktuellen Studie zufolge soll die Welle der Insolvenzen auch im kommenden Jahr nicht abreißen. Mehr dazu lesen Sie hier.