Die Boeing 737 Max darf seit einigen Jahren wieder fliegen, ihre Pannenserie reißt aber nicht ab. Welche Fluggesellschaften setzen die Maschine ein?
346 Tote bei zwei Abstürzen, vier Pannen allein in diesem Jahr und miese Ergebnisse bei den letzten Tests der US-Flugaufsicht FAA: Der Flugzeugbauer Boeing kommt nicht raus aus den Negativschlagzeilen und sein Modell 737 Max jagt Passagieren in aller Welt geradezu Angst ein. Aber welche Gesellschaften fliegen überhaupt noch mit dem Pannenflieger? Und wie kann man ihn als Reisender meiden?
Warum die Boeing 737 Max so umstritten ist
Die Geschichte der Boeing 737 Max ist geprägt von tragischen Vorfällen. So mussten nach zwei Abstürzen in Indonesien (2018) und Äthiopien (2019), bei denen 364 Menschen ums Leben kamen, sämtliche Maschinen dieses Typs weltweit für viele Monate am Boden bleiben. Nachdem ein Softwarefehler gefunden und nachgebessert worden war, wurde das Flugverbot für die Boeing 737 Max wieder aufgehoben.
Man sollte meinen, dass der Pannenflieger in Deutschland besonderen Sicherheitsvorkehrungen unterliegt. Aber dem ist nicht so, sagt eine Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) t-online. „Alle Flugzeuge – unabhängig vom Hersteller – werden gleichermaßen regelmäßigen Sicherheitskontrollen unterzogen. Die Häufigkeit und der Umfang sind in den Vorschriften der Hersteller und der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA sowie in den gesetzlich vorgeschriebenen Betriebs- und Wartungshandbüchern der jeweiligen Airline festgelegt. Die Kontrollintervalle sind unter anderem abhängig von den durchgeführten Flugstunden, beziehungsweise den absolvierten Starts und Landungen.“
Welche Airlines auf die Boeing 737 Max setzen
Ganze elf europäische Fluggesellschaften haben nach Angaben des Reiseportals „Reisetopia“ die Boeing 737 Max in ihren aktiven Flotten. Darunter befinden sich unter anderem die Günstig-Airline Ryanair aus Irland mit 124 Exemplaren und zusätzlich 236 bestellten Jets, sowie Tui aus Deutschland mit 40 aktiven und 42 bestellten Maschinen.
Zudem warten noch acht weitere Airlines auf ihre bestellten Exemplare des Kurz- und Mittelstreckenjets, darunter Lufthansa aus Deutschland mit 40 georderten Exemplaren und die International Airlines Group aus Spanien und Großbritannien mit einer Bestellung von 50 Jets.
Aber nicht alle Airlines haben das Vertrauen in den ehemaligen Unglücksflieger zurückgewonnen: Die norwegische Fluggesellschaft Norwegian etwa hat nicht nur ihre Bestellung von 92 Exemplaren storniert, sondern auch die bereits vorhandenen 18 Maschinen zurückgegeben.
Ein Überblick über aktive Maschinen (Stand: 11. März)
Enter Air (Polen): 2 Exemplare, 6 weitere bestellt
Icelandair (Island): 3 Exemplare, 13 weitere bestellt
Ryanair (Irland): 124 Exemplare, 236 weitere bestellt
Smartwings (Tschechien): 1 Exemplar, 7 weitere bestellt
Sun Express (Deutschland/Türkei): 9 Exemplare, 33 weitere bestellt
Timaero Ireland (Irland): 2 Exemplare, 20 weitere bestellt
TUI (Deutschland, Großbritannien, Belgien, Niederlande & Schweden): 40 Exemplare, 42 weitere bestellt/erwartet
Turkish Airlines (Türkei): 25 Exemplare, 50 weitere bestellt/erwartet
LOT Polish Airlines (Polen): 5 Exemplare, 6 weitere bestellt/erwartet
Corendon Airlines (Türkei): 1 Exemplar, 3 weitere bestellt/erwartet
Neos (Italien): 4 Exemplare
Ein Überblick über bestellte Maschinen (Stand: 11. März)
Air Europa (Spanien): 30 Exemplare
International Airlines Group (Spanien/Großbritannien): 50 Exemplare
Lufthansa (Deutschland): 40 Exemplare
Luxair (Luxemburg): 8 Exemplare
Monarch Airlines (Großbritannien): 35 Exemplare
Primera Air (Dänemark): 8 Exemplare
SkyUp Airlines (Ukraine): 7 Exemplare
TAROM (Rumänien): 5 Exemplare
Kann ich beim Buchen den Flugzeugtyp sehen?
Zahlreiche Pannenflieger bei Lufthansa, Ryanair und Tui: Wer lieber nicht in eine Boeing 737 Max steigen will, hat eigentlich nur eine Chance: Beim Buchen aufzupassen. Bei Onlinebuchungen kann man bei einigen Portalen den Flugzeugtyp einsehen. Eine sichere Angelegenheit ist das aber nicht. „Das Flugzeugmuster wird im Buchungsprozess allenfalls unverbindlich angezeigt. Die Angabe ist nicht verbindlich. Das Flugmuster kann je nach Verfügbarkeit kurzfristig variieren“, warnt der BDL.
Linda Heitmann, Sprecherin für Verbraucherschutz der Grünen-Bundestagsfraktion, fordert bei „tagesspiegel.de“ mehr Transparenz: „Damit Fluggäste selbst wählen können, mit welchen Flugzeugen sie reisen möchten oder auch nicht, sollten die Airlines bereits bei der Buchung angeben, mit welcher Maschine geflogen wird.“