sie hat es wirklich getan: Die US-Notenbank Fed kündigte gestern Abend eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik an. Die Käufe von Anleihen werden viel stärker gedrosselt als bisher angenommen – und zugleich bis 2023 sechs Erhöhungen des Leitzinses (bisher null bis 0,25 Prozent) in Aussicht gestellt. Drei Lehren kann man daraus ziehen:
- Das Phänomen der Zinsen wird nun nicht mehr in Bonbonpapier gepackt, sondern unbeschönigt thematisiert. Erstmals seit Langem nutzt die Fed dabei nicht mehr das Wörtchen „vorübergehend“ in Verbindung mit Geldentwertung. „Das ist nicht die Inflation, die wir erwartet haben“, bekennt Fed-Chef Jerome Powell.
- Es droht ein gefährliches Doppelspiel steigender Zinsen, die zweierlei dämpfen: einerseits die Inflation (derzeit in den USA bei 6,8 Prozent), andererseits aber auch das Wachstum.
- Da die geldpolitischen Wegmarkierungen der Fed von Analysten so erwartet worden waren, reagierten die Börsen positiv: Der Dow Jones schloss intestine ein Prozent fester, der S&P 500 gewann 1,63 Prozent. David Zervos, Chefstratege der Finanzfirma Jefferies, ist erkennbar so sehr dem Impfjargon verhaftet, dass er sein Powell-Lob so ausdrückt: „Das wird dem Markt einen Enhance geben.“
Die USA stellen ganz einfach fest, dass die hohe Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern und das durch Lieferprobleme eingeschränkte Angebot nicht zusammenpassen. Wobei wir von Joachim Ringelnatz wissen: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
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„Das struggle und ist nichts anderes als Staatsterrorismus, es sollte ein Zeichen gesetzt werden.“ So wendete sich der Berliner Richter Olaf Arnoldi gegen das Russland des Wladimir Putin. Zuvor hatte er den Russen Wadim Krasikow zu lebenslänglich verurteilt – er hatte mitten im Berliner Tiergarten einen gebürtigen Tschetschenen ermordet, der gegen Russland gekämpft haben soll.
Außenministerin Annalena Baerbock sieht eine „schwerwiegende Verletzung deutschen Rechts und der Souveränität“. Sie bestellte den russischen Botschafter ein und erklärte zwei Mitarbeiter von dessen Botschaft zu „unerwünschten Personen“. Unerwünscht übrigens wie Giftgasanschläge, Infiltrationen by way of Telegram und RT (früher „Russia At this time“) oder Annexionen in der Ukraine.
Die Wirtschaft wächst nach dem Lockdown wieder, damit aber auch die Attacken aktivistischer Investoren. Die Zahl der Kampagnen von Hedgefonds bei börsennotierten Gesellschaften ist 2021 in Europa um ein Viertel gestiegen, analysiert die Beratungsfirma Alvarez & Marsal. Es betrifft Firmen wie RWE, die Aareal Financial institution oder den Motorenbauer Deutz. In den USA, dem „Mutterland“ der Aktivisten, ist die Entwicklung dagegen rückläufig.
Alles andere als Entwarnung in Sachen Corona kommt von Europas oberster Seuchenbekämpferin. Im Interview mit meiner Kollegin Sandra Louven erklärt Andrea Ammon, zumindest in den nächsten zwei bis drei Jahren werde die Pandemie nicht verschwinden – alles andere sei „Wunschdenken“. Das von ihr geleitete Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) rechnet mit einer weiteren zügigen Zunahme der Omikron-Fallzahlen in Europa. Im Einzelnen sagt Ammon über…
- Omikron: „Ich möchte ganz stark davor warnen, zu denken, die Variante sei ja nicht so schlimm. Wir wissen einfach noch nicht genug.“
- einen neuen Lockdown: „In Deutschland sinkt die Inzidenz derzeit. Wenn das so bleibt, reichen die bislang getroffenen Maßnahmen aus. Es müssen jetzt schnell die Booster-Impfungen erfolgen – drei bis sechs Monte nach der zweiten Impfung.“
- die Impfpflicht: „Das kann kurzfristig die Impfquote steigern. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ein Zwang langfristig einen Vorteil hat, wenn man es nicht schafft, die Impfbereitschaft generell zu steigern. Wir werden ja vermutlich noch verschiedene Impfungen gegen das Coronavirus benötigen.“
Jean-Jacques Rousseau kommentiert so: „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.“
Interviews mit gelernten Journalisten sind nicht immer ergiebig (sie wissen, wie der Fragensteller vorgeht). Der langjährige „Tagesthemen“-Moderator und heutige WDR-Intendant Tom Buhrow, 63, ließ im Handelsblatt aber doch einiges raus. Die ARD, die er zwei Jahre geleitet hat, setzt im Kampf gegen US-Streaming-Giganten wie Netflix auf eine digitale Programmoffensive, auf Accomplice wie Sky und Telekom sowie auf die Strategie, alles aus einer Hand anzubieten. Frühere Gedankenspiele, Anteile an der Produktionstochter Bavaria zu verkaufen, sind passé.
Obwohl ARD und ZDF bis 2030 nach Buhrows Imaginative and prescient eine große gemeinsame Mediathek haben werden, erteilt er einer Fusion eine deutliche Abfuhr. Zum Schluss offenbart Buhrow, nach achteinhalb Chef-Jahren zu den Wurzeln zurück zu wollen: „Nach dem ARD-Vorsitz werde ich mir die Frage einer journalistischen Betätigung in Ruhe anschauen.“ Klingt wie Marius Müller-Westernhagen: „Ich will zurück auf die Straße…“
Das Wesen des Populismus ist seine Volatilität, gegen die nur immer neue Wohltaten oder Feindbilder helfen. Das Arsenal des Boris Johnson, Karikatur eines Eton-Zöglings mit wilder Liebe zum Tribun, ist aber offensichtlich leer wie eine Auster beim Dessert. Jedenfalls stimmten knapp 100 von 361 Abgeordneten seiner konservativen Partei gegen Johnsons Pläne, die neue Omikron-Variante mit 3G einzugrenzen – obwohl der britische Premier gedonnert hatte, „wir sollten heute Abend das Richtige für unser Land tun“.
Nur dank der Hilfe der oppositionellen Labour-Partei setzte sich Johnson am Ende durch. Da er keine Hinterbänkler umschmeichelt und weil seine Tories derzeit um bis zu acht Prozent hinter Labour liegen, ist seine Beliebtheit sehr limitiert. Sieht ganz so aus, als wollten die Bürger zwischen London, Leeds und Liverpool ihrem Premier eine Artwork Denkzettel verpassen.
Und dann ist da noch der im Juni im Alter von 72 Jahren verstorbene russische Milliardär Oleg Burlakov, der einst mit der schwarzen Segel-Yacht „Black Pearl“ aufgefallen struggle. Nicht das Schiff, sondern eine „menage à trois“ erregte die Gemüter – und veranlasste Lyudmila Burlakov dazu, nach 48 Jahren Ehe einen Scheidungskrieg zu initiieren. Der Grund struggle seine 50 Jahre jüngere Geliebte Sofia. Glaubte man zunächst, das Testomony mache Lyudmila und Burlakovs zwei Töchter zu Erbinnen, so tauchte nach dem Ableben des „Zementkönigs“ ein handgeschriebenes Testomony von 2019 auf.
Demnach sollen Burlakovs Schwester und Sofia ebenfalls profitieren. Die Frauen streiten sich nun um Burlakovs Vermögen von 3,5 Milliarden Euro und eine Villa in Monaco (Wert: 88 Millionen Euro). Der US-Komiker Jerry Lewis nahm’s mit Humor: „Es gibt sicher viele Gründe für die Scheidung, aber der Hauptgrund ist und bleibt die Hochzeit.“
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
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