Die Pegel zahlreicher Flüsse im Nordwesten haben bedrohliche Höhen angenommen. Das wird zusehends zur Gefahr für Tiere. Experten sind alarmiert.
Die Hochwasserlage bringt nicht nur viele Menschen und deren Hab und Gut in Gefahr, auch zahlreiche Tiere leiden unter der Situation. Angestammte Lebensräume sind seit Tagen verschwunden, Nahrung ist kaum vorhanden. Und dann steht auch noch Silvester vor der Tür. Naturschützer sind in großer Sorge und fürchten: „Die Tiere bekommen einen Schreck, flüchten durch das Hochwasser und ertrinken.“ Das sagte Sarah Meyer vom gemeinnützigen Verein Rehkitzrettung Fischerhude einem Reporter vor Ort.
Wildtiere, so der Verein auch auf seinem Instagram-Account, stünden zurzeit „enorm unter Druck“. Die Verantwortlichen richten in diesem Zusammenhang einen Appell an alle, die die vom Hochwasser betroffenen Gebiete nur aus reinem Interesse besuchen wollen: „Bitte verzichtet auf Hochwasser-Tourismus.“ Meist seien die wenigen noch begehbaren Deiche nicht nur durchgeweicht und deshalb eine Gefahr für Menschen. Die Deiche gehörten in der Regel auch zu den wenigen noch vorhandenen Zufluchtsorten für Rehe, Füchse und andere Wildtiere.
Wassermassen zerschneiden Lebensraum
Auch das Fachmagazin „Pirsch“ warnt vor „menschlichen Störung“, die für die Tiere tödlich enden können. Katastrophentouristen würden Tiere aus ihren Refugien verscheuchen und letztlich ins Hochwasser treiben. Die erschöpften und verängstigten Tiere würden „es im schlimmsten Fall dann nicht mehr zurück an das rettende Ufer“ schaffen, oder werden bei ihrem Versuch durch ein Fließgewässer zu flüchten von der enormen Strömung abgetrieben oder unter Wasser gedrückt. Das bedeute meist ihren sicheren Tod.
Insbesondere die Wümme-Wiesen sind laut der Expertin ein wichtiger Rückzugsort für Wildtiere. Und genau dort habe sie in den vergangenen Tagen zahlreiche Schaulustige beobachten können. „Es kommen aktuell viele zum Schauen. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto. Dabei ist das Fahren und Parken von Autos sogar verboten.“
Menschen sollen auf Silvesterfeuerwerk verzichten
Doch das sei nicht das einzige Problem. Mit Sorge blickt auch Antje Dahlweg vom Hegering Achim südlich von Bremen auf den am Donnerstag gestarteten Verkauf von Silvesterzubehör. Die Gefahr, die durch Böllerei ausgehe, verschärfe die Lage für die Tiere zusehends, sagte sie einem Reporter vor Ort.
„Unsere Sorge ist, dass unbekümmert geböllert wird, auch in ruhigen Gebieten“, so Dahlweg. Konkret befürchte sie folgenden verhängnisvollen Ablauf: „Die Tiere bekommen einen Schreck, flüchten durch das Hochwasser und ertrinken!“ Feuerwerk in dieser Situation zu zünden, sei ein „Worst-Case-Szenario“, sagte Dahlweg.