Ein seltener Anblick: Die Ps 5 steht in einem Elektronikhandel im Regal.
(Foto: Reuters)
Tokio Wer eine Ps 5 will, muss nach Gaza reisen, rät die britische Tageszeitung „Guardian“ ihren Videospielfans. Im Palästinensergebiet sei die beliebte Spielkonsole von Sony noch zu haben. In den USA geben Zeitungen Tipps, wie man sich das Gerät über Mitgliedsprogramme von Einzelhandelsketten sichern könnte.
Als der herstellereigene deutsche Ps-Onlineshop Anfang Dezember eine Verkaufsaktion startete, struggle die Spielekonsole bereits nach einer halben Stunde ausverkauft.
Der globale Mangel an Computerchips und elektronischen Bauteilen bremst die neuste Konsolengeneration aus. Das zweite Weihnachten in Folge wird die Ps 5 (PS5) nur unter den wenigsten Bäumen liegen, seit ihrer Veröffentlichung im November 2020 ist die Konsole everlasting ausverkauft.
Im November musste Sony das Produktionsziel für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (bis Ende März) von 16 auf 15 Millionen Playstations senken.
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Doch selbst das reduzierte Verkaufsziel von 14,8 Millionen Geräten bis Ende März ist kaum noch zu halten, warnt Yasuo Nakane, Analyst des japanischen Wertpapierhauses Mizuho Securities. Ein Ende der Hightech-Mangelwirtschaft in Japan ist vorerst nicht zu erwarten – weit über die PS5 und Sony hinaus.
Auch Foto- und Videofans leiden unter dem Chipmangel
Inzwischen bremst der Chipmangel auch die Produktion beliebter Kameramodelle. Erst stoppte Sony Japan im November die Produktion älterer Modelle wie des A7II und A6400. Anfang Dezember folgte dann sogar die erst im Juli vorgestellte ZV-E10, mit der Sony besonders Hobbyvideografen und Youtuber erreichen will.
Auch bei einigen Kameramodellen des Unternehmens komme es zu Lieferverzögerungen.
(Foto: dpa)
In Deutschland und der Schweiz nehme man zwar laut Sony Europa noch Bestellungen an – wenigstens bei Händlern. In Sonys eigenem Onlinestore ist die „Vlog-Kamera“ allerdings nicht auf Lager. Und auch bei der 3000 Euro teuren Sony A7IV könne es laut Sony zu Verzögerungen bei der Auslieferung kommen.
Sony steht damit nicht allein: Auch die Auslieferungszeiten der neuen Nikon Z9 und der Canons R3 sind noch völlig offen. „Es kann mehr als ein halbes Jahr dauern, neue Bestellungen auszuliefern“, teilte Canon mit. Auch bei einigen Objektiven sind die Wartezeiten „länger als üblich“.
Eine Sprecherin von Sony in Tokio hat wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung: „Obwohl die State of affairs für jedes Bauteil unterschiedlich ist, gehen wir davon aus, dass die Verknappung von Halbleitern während des Geschäftsjahres 2022 anhalten wird.“
In einer Simply-in-Time-Produktion quick ohne eigene Lagerhaltung führen Störungen der Lieferketten schnell zu Produktionsstopps. Wie viele andere Industriekonzerne setzt Sony daher nun auf „strategische Lagerhaltung“: Wenn Teile in größerer Zahl verfügbar sind, bestellt das Unternehmen mehr, als es braucht, um spätere Engpässe abzufedern.
Zusätzlich setzt das Unternehmen kurzfristig auf die stärkere Standardisierung von Teilen, um sie von mehr Quellen beziehen zu können. Eine notgedrungene Abkehr von der eigenen Produktionsphilosophie.
Versorgungssicherheit gibt es nur für sehr viel Geld
Langfristig stärkt der Konzern mithilfe der japanischen Regierung seine Versorgung mit Bildsensoren für Digital- und Smartphonekameras, bei denen Sony Weltmarktführer ist. Mit hohen Subventionen hat Japans Regierung den größten Auftragsfertiger von Computerchips TSMC nach Japan gelockt. Sieben Milliarden Greenback soll das Chipwerk kosten.
Es ist das erste Mal, dass Japans Regierung den Bau eines Chipwerks finanziell bezuschusst. Sony ist dabei nicht mehr nur Kunde von TSMC: Auch das Elektronikunternehmen hat etwa 500 Millionen Greenback in das Werk investiert. Das könnte auch ein Vorbild für Europa und die USA zur Stärkung ihrer lokalen Chipindustrien sein. Doch das Weihnachtsgeschäft 2021 lässt sich damit auch nicht mehr retten.
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