Wolfgang Schäuble galt als einer der einflussreichsten Politiker der vergangenen Jahrzehnte. Doch auch seine Tochter zählt zu den mächtigsten Frauen Deutschlands.
Am 26. Dezember ist Wolfgang Schäuble gegen 20 Uhr im Kreise seiner Angehörigen verstorben. Die Familie des CDU-Politikers bestätigte seinen Tod der Deutschen Presse-Agentur. In seiner beruflichen Laufbahn durchlief er zahlreiche Stationen, machte sich als Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Bundestagspräsident einen Namen.
Doch in Wolfgang Schäubles Familie gibt es noch ein weiteres Mitglied, das in der Öffentlichkeit steht. Seine Tochter Christine Strobl ist Programmdirektorin der ARD – und hat den Sender nachhaltig beeinflusst.
Beim SWR begann Christine Strobl ihre Karriere
Christine Strobl ist das älteste der vier Kinder von Wolfgang und Ingeborg Schäuble. Nach einem abgeschlossenen Studium der Rechtswissenschaften fing sie 1999 als Volljuristin beim Südwestrundfunk (SWR) an. Dort hatte sie zunächst für das Hörfunkprogramm SWR4 Baden-Württemberg und als Personal- und Etatreferentin bei der SWR-Intendanz in Stuttgart gearbeitet, bevor sie 2007 zur Leiterin der Abteilung „Kinder- und Familienprogramm Fernsehen“ wurde.
Dort legte Christine Strobl den Grundstein ihrer Karriere. „Mein damaliger Chef hatte die Idee, ich solle Kinderfernsehen machen. Wohl weniger wegen meiner erzählerischen Fähigkeiten, sondern wegen meines Talentes, Teams zu führen und eine klare, strategische, programmliche Ausrichtung in diese große Abteilung zu bringen“, erinnerte sie sich im Mai 2023 in einem „Bild“-Interview. In ihrer damaligen Rolle modernisierte die Medienmanagerin die Kindersendung „Tigerenten Club“ und feierte damit Erfolge.
„Es ist ja auch ein Vorteil, einen solchen Papa zu haben“
In den Folgejahren stieg Christine Strobl die Karriereleiter immer weiter hinauf: Nachdem sie als Leiterin der Hauptabteilung Film- und Familienprogramm des SWR tätig gewesen war, fungierte sie als Geschäftsführerin und Sprecherin der Geschäftsleitung der Degeto Film GmbH. Dabei handelt es sich um ein Tochterunternehmen der ARD, dessen Aufgaben in der Planung, Auswahl und Entwicklung fiktionaler Programme durch Lizenzkauf, Auftrags- und Koproduktionen liegen.
Am 1. Mai 2021 folgte dann der bisher größte Schritt: Christine Strobl wurde zur ARD-Programmdirektorin ernannt. In dieser Funktion ist sie für das gesamte ARD-Gemeinschaftsprogramm von Das Erste und der ARD-Mediathek verantwortlich. Im Laufe ihrer Karriere wurde Strobl immer wieder auf ihren Vater angesprochen. „Ich fand das völlig in Ordnung. Es ist ja auch ein Vorteil, einen solchen Papa zu haben. Ich lernte von ihm Disziplin, Neugier auf Menschen und Themen. Ich bin dankbar für die tolle Erziehung meiner Eltern“, erklärte sie vor einigen Monaten.
Auch privat hat Christine Strobl ihr Glück gefunden. 1996 heiratete sie den CDU-Politiker Thomas Strobl: Mit ihm wohnt sie in Heilbronn. Unter der Woche spielt sich ihr Leben eigenen Angaben zufolge größtenteils in Zügen, Autos oder Hotels ab. Am Wochenende holt sie Privates dann gerne nach: So kocht die Juristin zum Beispiel für ihre Schwiegereltern, geht in die Kirche, joggt eine Runde oder trifft sich mit ihrer besten Freundin.
Auch ihre Eltern hält Strobl regelmäßig auf dem Laufenden – dabei geht es jedoch selten um Geschäftliches. „Ehrlicherweise rede ich zu Hause nicht viel über meinen Job. Meine Eltern wissen aber schon, dass ich bei der ARD bin“, scherzte die 52-Jährige im Mai.
Auch seine Frau gab Wolfgang Schäuble Kraft
Neben Christine Strobl spielte noch eine andere Frau eine wichtige Rolle im Leben von Wolfgang Schäuble: Seine Ehefrau Ingeborg war ihm stets eine Stütze. 1969 gaben sich die beiden das Jawort. Der wohl größte Schicksalsschlag war das Attentat, bei dem ein geistig Verwirrter bei einer Wahlveranstaltung im Oktober 1990 auf den CDU-Politiker schoss. Schäuble wurde lebensgefährlich verletzt, blieb querschnittgelähmt. „Durch dieses Attentat hat sich alles verändert. Wir sind auf einen Schlag siebzig geworden. Nichts war mehr sicher“, sagte Ingeborg Schäuble einmal im „Bild“-Gespräch über diesen Tag.
Zuletzt machte sich die Familie große Sorgen um Ingeborg Schäuble. Anfang Juli hatte sie einen schweren Fahrradunfall. Ein Autofahrer traf sie mit der Fahrertür seines Autos: Sie stürzte und fiel auf den Kopf. Wie „Bild“ berichtet, lag Ingeborg Schäuble anschließend drei Monate auf der Intensivstation, gefolgt von vier Wochen in einer Reha-Einrichtung. Anfang November wurde sie schließlich entlassen – pünktlich zu ihrem 80. Geburtstag. „Es ist das größte Geschenk, dass ich mit meiner Familie meinen runden Geburtstag zu Hause feiern darf, ich bin sehr dankbar“, freute sie sich auf „Bild“-Nachfrage. Nur wenige Wochen später muss die Familie nun den Tod von Wolfgang Schäuble verkraften.