Nein, wir sollten Lösungen suchen, statt Rassismus zu schüren
Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik ist mehr ein Arbeitsnachweis der Polizei als eine Datenerhebung, die zu Auswertung nützt. Alle Experten innerhalb und außerhalb der Polizei sagen das. Mehr dazu lesen Sie hier.
Trotzdem gibt es alle Jahre wieder Debatten um die Daten, und am liebsten werden sie über die Herkunft von Tatverdächtigen geführt. Das liegt daran, dass die Statistik Tatverdächtige mit und ohne deutschen Pass auswertet. Das ist eine polizeiliche Arbeitserfassungsstrategie, kein Analysewerkzeug. Tatverdächtige ohne deutschen Pass umfassen Touristen, kriminelle Banden aus anderen Ländern, die für Verbrechen nach Deutschland kommen, oder Menschen, die ohne Pass in Deutschland leben – etwa Geflüchtete.
In der Debatte über die Herkunft der Tatverdächtigen werden daher die falschen Fragen gestellt. Es geht doch darum, sicherer zu leben. Wissenschaftliche Forschung zeigt: Die Herkunft sagt nichts darüber aus, ob jemand straffällig wird oder nicht. Andere Kriterien gibt es dagegen schon: Dazu gehören die Lebensverhältnisse wie Armut und Bildungszugang, Alter, Geschlecht und das Leben in größeren Städten.
Wenn es also besonders viele Straftaten in Flüchtlingsunterkünften gibt – unter den Geflüchteten – warum setzen wir nicht alles daran, die Menschen in Wohnungen unterzubringen? Dann gibt es auch keine Konflikte mehr in menschenunwürdigen Sammelunterkünften. Wo sind die Rufe nach umfassenden Bildungs- und Integrationsprogrammen, die den Menschen, die in Deutschland bleiben, gute Chancen für ihr weiteres Leben als Erwerbstätige und Bürger geben? Davon ist nichts zu hören.
Sie wären aber wichtiger, als rechten Reflexen nachzugeben und Schutzsuchende abweisen zu wollen. Gegen kriminelle Banden, die in Deutschland Verbrechen begehen, hilft eine Verschärfung des Asylrechts jedenfalls nichts. Und sollten wir nicht auch über das Verhältnis von kriminellen Männern und Frauen sprechen, ganz unabhängig vom Pass? Die meisten Femizide werden immer noch als „Beziehungstaten“ verharmlost.
Und ja, Rassismus hat auch mit den Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik zu tun. Rassismus ist ein Fakt in dieser Gesellschaft. In diesem Fall drückt er sich darin aus, dass Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe – da ist der Pass ganz egal – häufiger von der Polizei kontrolliert werden. Sie werde öfter von ihren Mitmenschen angezeigt. Sie werden öfter als Tatverdächtige geführt, ohne dass sich die Straftaten vor Gericht erhärten. Packen wir doch lieber bei der Problemlösung an: Gute Sozialpolitik könnte ein Start sein.