2023 war ein sensationelles Börsenjahr. Und es spricht einiges dafür, dass auch 2024 gut wird. Aber es läuft nicht immer alles wie geplant. Das musste ich jüngst wieder erleben.
Angefühlt hat sich das zurückliegende Jahr irgendwie anders, oder? So viel Krieg, so viel Krise, so viele Sorgen, die Inflation, die steigenden Zinsen, die vielen negativen Schlagzeilen. Aber 2023 war wirklich ein ganz tolles Jahr für Aktionäre. Die meisten großen Indizes werden mit deutlich zweistelligen prozentualen Gewinnen über die Ziellinie gehen.
Bei der US-Technologiebörse Nasdaq sind es mehr als 40 Prozent, das ist heftig. Aber auch der breite amerikanische Markt, repräsentiert durch den S&P 500, hat stolze 25 Prozent zugelegt. Und auch der Dax schafft wohl etwa 20 Prozent. Je nachdem, was uns die letzten Börsentage noch bescheren.
Ein aufregendes, aber sehr gutes Jahr für Aktionäre
Es war aber auch ein aufregendes Börsenjahr, mit dem besten Start seit Jahrzehnten, mit empfindlichen Rücksetzern wie im Frühjahr und noch mal im Spätsommer, mit einem ziemlich mauen Sommer und einer sensationellen Jahresendrallye ab Ende Oktober, neue Rekorde inklusive.
Ganz verschiedene Themen haben die Kurse bewegt. Die vielen Zinserhöhungen der Notenbanken, mit denen die Währungshüter die Inflation dämpfen wollten, zeigten zwar zum Glück Wirkung. Aber sie waren auch immer mit der Gefahr verbunden, dass die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks die Konjunktur abwürgen. Zumindest in den USA ist das nicht passiert, in Europa und vor allem in Deutschland schwächelt das Wirtschaftswachstum aber schon merklich. Das drückte vor allem im Sommer auf die Stimmung.
Zur Person
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch „Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann“ erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Auch ich hatte so meine Zweifel, ob wir mit einem blauen Auge davonkommen. Dabei bin ich doch eine rheinische Daueroptimistin. Der Kursrücksetzer im Spätsommer hat mich schon ein wenig zweifeln lassen. Aber ich habe mich streng an meine Investmentregeln gehalten und – weil Geld auf dem Anlagekonto lag – habe ich beherzt nachgekauft, als die Kurse zurückkamen. Es war so eine Art verfrühtes Rebalancing. Eigentlich überprüfe ich das Depot immer erst zwischen Weihnachten und Neujahr und kaufe dann entsprechend zu. Nämlich so, dass alle Anlageklassen, alle Bausteine, wieder das gewünschte Gewicht haben.
An der Börse wird die Zukunft gehandelt
Aber zurück zu den Gründen für die Kursausschläge in die eine oder andere Richtung. Der Nahostkonflikt hat den Börsianern, so herzlos es scheinen mag, nur kurz die Stimmung verhagelt. Überhaupt haben sie all die negativen Schlagzeilen über Krisen, Konflikte und Kriege recht schnell abgearbeitet. An der Börse wird eben die Zukunft gehandelt. Zum Glück, oder?
Ein positiver Treiber war sicherlich das Thema künstliche Intelligenz. Alles ist durch die Decke gegangen, was irgendwie mit KI zu tun hatte. Bei den kleineren Werten, vor allem bei den Start-ups, wird sich zeigen, ob das nicht ein wenig übertrieben war. Aber auch die Tech-Giganten an der Wall Street haben kräftig zugelegt. 50, 60, 70 oder 80 Prozent? Wer bietet mehr? Haben Sie Microsoft oder Apple oder gar Nvidia oder einen anderen Tech-Giganten im Depot? Dann: herzlichen Glückwunsch! Bei mir war es Amazon, auch sehr, sehr schön.
Keine Chance ohne Risiko
Womit wir bei meinem ganz persönlichen Börsenjahr wären. Mein breit gestreutes Depot hat sich glänzend entwickelt, wenig überraschend. Wenn Sie diese Kolumne regelmäßig lesen, dann wissen Sie: Ich bin großer Aktienfan, scheue kein Risiko. Meine Aktienquote liegt bei 80 Prozent. Das ist sportlich. Ich bin eine chancenorientierte Anlegerin und gehe Risiken bewusst ein. Keine Chance ohne Risiko, heißt es immer.
Es hat sich 2023 mehr als gelohnt, „ins Risiko zu gehen“, wie Börsianer immer so schön sagen. Und ich bin überzeugt, dass sich das langfristig immer lohnen wird. Und 2024? Wenn man Prognosen der Banken und Fondsgesellschaften liest, sollte es ein weiteres gutes Aktienjahr werden. Die Zinsen sollten wieder sinken, wann und wie stark, wird sich zeigen. Da gibt es verschiedene Szenarien und Prognosen. Und vieles davon ist auch schon eingepreist. Trotzdem sollten Aktien profitieren. Ich bleibe meiner Strategie treu. Egal, wie das Jahr wird. So viel ist sicher.