Bundesweit laufen an diesem Wochenende zahlreiche Demos gegen den Rechtsruck. Am Samstag fanden mindestens 42 Veranstaltungen statt. In drei Städten wurde die Marke von 30.000 Teilnehmern geknackt.
Hunderttausende Menschen sind am Samstag in zahlreichen deutschen Städten für die Verteidigung der Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Nach ersten Zählungen der Polizei und der Veranstalter demonstrierten insgesamt mindestens 300 000 Menschen. In einigen Städten lagen noch keine abschließenden Zahlen beider Seiten vor.
Für das gesamte Wochenende sind deutschlandweit Demonstrationen gegen Rechtsextremismus angekündigt, am Samstag waren es mindestens 42. Allein in Frankfurt am Main und Hannover sind je 35.000 Menschen auf die Straße gegangen. In Dortmund waren 30.000 Demonstranten unterwegs.
Wo und wann unter anderem am Wochenende demonstriert wird, entnehmen Sie unserer Grafik:
Aufgrund des großen Andrangs erweiterte die Polizei die zugelassene Versammlungsfläche und bat zeitweise darum, nicht mehr zum überfüllten Römerberg zu gehen. Im Anschluss an die eigentliche Kundgebung formierte sich ein Demonstrationszug durch die Innenstadt.
Von mehr als 35.000 Teilnehmenden war am Nachmittag auch in Hannover die Rede. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hielt dort eine Rede. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) rief die Menschen bei der Kundgebung dazu auf, im eigenen Umfeld klare Kante gegen rechts zu zeigen und für Menschenrechte und Demokratie einzutreten. „Verteidigen wir unsere Demokratie“, appellierte er.
30.000 Demonstraten in Dortmund
Zu einer Kundgebung in der Innenstadt von Dortmund kamen nach Angaben der Polizei mindestens 30.000 Menschen. Die Demonstranten gingen unter dem Motto „Das neue Braun ist blau“ auf die Straße. Die Veranstaltung lief demnach wie zuvor erwartet störungsfrei an. Zu der Demo hatte der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus aufgerufen. Dazu gehören unter anderem kirchliche und gewerkschaftliche Organisationen, Bildungseinrichtungen, Sozialverbände, zivilgesellschaftliche Projekte und Parteien.
20.000 Menschen beteiligten sich nach Veranstalterangaben in Braunschweig an einer Demonstration „Alle zusammen gegen Faschismus“. In beiden Städten war wie in Frankfurt der Versammlungsraum zeitweise überlaufen, sodass zahlreiche Menschen nicht mehr teilnehmen konnten.
Mit bis zu 25.000 wurde die Zahl der Teilnehmenden auf dem Marktplatz in Karlsruhe angegeben. Vorgesehen war dort vor dem Hintergrund der Diskussionen über ein AfD-Verbot ein Zug zum Bundesverfassungsgericht. „Nazis raus“, hieß es auch auf einer weiteren Kundgebung in Kassel, an der laut Veranstalterangaben 15.000 Menschen teilnahmen. „Gemeinsam stark gegen Rechts“ lautete das Motto in Heidelberg. In Halle/Saale demonstrierten laut Polizei rund 16.000 Menschen.
Zwölfmal so viele Menschen wie erwartet in Kassel
12.000 Menschen versammelten sich nach Polizeiangaben in Kassel. Das waren zwölfmal so viele, wie ursprünglich erwartet worden waren. Die Versammlung verlaufe friedlich, sagte der Sprecher. Als Redner trat auch der Kasseler Oberbürgermeister Sven Schöller (Grüne) auf. „Wir werden für die Demokratie und unsere Werte kämpfen, und wir werden diesen Kampf gewinnen“, sagte er bei der Veranstaltung. Teilnehmer trugen Plakate bei sich mit Aufschriften wie „Nazis und Antisemiten müssen ausgebürgert werden“ und „Zusammen gegen Extremisten für Demokratie“.
Mehrere Tausend Menschen haben sich auch an einer Protestaktion gegen Rechtsextremismus in Erfurt beteiligt. Die Veranstalter sprachen von 9.000 Teilnehmern. Zur Demonstration hatte ein Bündnis unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ aufgerufen. Auf dem Domplatz, dem größten Platz in der Thüringer Landeshauptstadt, trafen sich am Samstag junge und ältere Menschen, aber auch viele Familien mit Kindern, um gegen rechtsextreme Tendenzen in der Gesellschaft Position zu beziehen. Am Nachmittag war der Domplatz überfüllt. „Klare Kante gegen Nazis“ und „Wir haben keinen Bock auf Höcke“, den AfD-Landeschef, hieß es auf Plakaten.