Newsblog zu den Unwettern in weiten Teilen Deutschlands: Die Donau in Passau überschreitet die Neun-Meter-Marke, Landkreise rufen den Katastrophenfall aus.
Das Wichtigste im Überblick
Unwetter ziehen über Teile Deutschlands hinweg. Dabei wird der Süden teils schwer getroffen, an einigen Stellen erreichten die Überschwemmungen bereits Jahrhunderthochwasserniveau. Das bedeutet, dass die Pegelhöhe von Gewässern oder die Abflussmenge von Wasser einen Wert erreicht, der über dem statistischen Mittelwert der vergangenen hundert Jahre liegt. Inzwischen müssen in Bayern und Baden-Württemberg Orte evakuiert werden. Das aktuelle Geschehen im Überblick:
Wie ist die Lage bei Ihnen vor Ort?
Das Unwetter trifft auch Ihre Region? Lassen Sie uns Ihre Eindrücke über WhatsApp (0173/2964435) zukommen. Neben Videos und Fotos können Sie uns auch gerne Erlebtes schildern. Ganz wichtig ist, dass Sie uns mitteilen, wo die Aufnahmen entstanden sind. Wenn Sie namentlich erwähnt werden wollen, nennen Sie uns bitte Ihren Namen.
Ihre t-online-Redaktion aus Berlin.
Burgruine abgerutscht
6.53 Uhr: Teile der Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 Anwohner in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel.
Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Nach einer umfangreichen Ausbauphase im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Brände zur Ruine. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche mit zugehörigem Mesnerhaus. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.
Vermisster Feuerwehrmann wohl ertrunken
6.15 Uhr: Nach einem im Hochwasser in Schwaben vermissten Feuerwehrmann wird nicht mehr aktiv gesucht. Wahrscheinlich sei der 22-Jährige ertrunken, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen. Vermutlich werde man ihn finden, wenn das Wasser abgelaufen sei. Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war bei starker Strömung gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich an Land retten und blieben unverletzt.
Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei. Sollte der 22-Jährige tatsächlich ums Leben gekommen sein, wäre er das derzeit fünfte bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.
Besondere Wetterlage sorgt für katastrophales Hochwasser
5.47 Uhr: Das hängt mit einer besonderen Wetterlage zusammen, der sogenannten Vb-Wetterlage, gesprochen Fünf-B-Wetterlage. „Wenn sie auftritt, dann wird es meist heftig“, sagt Kevin Sieck vom Climate Service Center Germany (Gerics) in Hamburg.
Es handelt sich dabei um ein Tief, das über dem Mittelmeer entsteht, und dann östlich um die Alpen herumgeführt wird. Es kann in der Folge in Ostdeutschland heftig regnen oder auch in Süddeutschland. „Diesmal hat der Nordwind des Tiefdruckgebiets seine Wolkenmassen gegen die Alpen gedrückt. Das hat die Niederschläge noch verstärkt“, sagt der Gerics-Meteorologe.
Nach vorläufigen Daten: Jahrhundert-Niederschläge gemessen
5.03 Uhr: An mehreren Orten in Süddeutschland fiel in den vergangenen Tagen nach vorläufigen Daten so viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). „Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich.“
„Das ist alles ein bisschen vorläufig, wir müssen die Daten noch prüfen“, sagte Deutschländer. Manchmal fielen Stationen aus oder die Messungen seien zu niedrig. „In der Regel kommt aber noch etwas hinzu, die jetzigen Daten sind eher konservativ.“
Insgesamt zeigten etwa 20 bis 30 Messstationen solche besonders hohen Werte an. Diese Orte reichten überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.
Donau in Passau überschreitet Neun-Meter-Marke
4.30 Uhr: Der Wasserstand der Donau in Passau hat in der Nacht zum Dienstag die Neun-Meter-Marke überschritten. Um 3 Uhr meldete der Hochwassernachrichtendienst (HND) einen Wasserstand von 9,27 Metern. Am Montagabend lag der Pegelstand den Angaben nach noch bei 8,83 Metern. Den Prognosen des HND zufolge soll der Scheitel am Dienstagnachmittag mit 9,50 Metern erreicht werden. Die Passauer Altstadt war am Montag wegen des Hochwassers für den Autoverkehr weitgehend gesperrt worden.