Dem Deutsche-Financial institution-Chef bereiten die weltweit hohen Schulden von Unternehmen Sorgen.
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Frankfurt, Nach der geldpolitischen Wende in den USA rechnet Christian Stitching auch in der Währungsunion mit einer strikteren Geldpolitik: „Nachdem die Euro-Zone de facto mehr als ein Jahrzehnt zinsfrei gelebt hat, würde ich hier von einem historischen Wendepunkt sprechen“, sagte der Vorstandschef der Deutschen Financial institution am Dienstag auf dem virtuellen Neujahrsempfang des größten heimischen Geldhauses.
Stitching, der auch den Bundesverband deutscher Banken führt, fordert bereits seit geraumer Zeit, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) mit Zinserhöhungen gegen die deutlich anziehende Inflation stemmt. „Inzwischen schlägt die Inflation auf alle Bereiche unseres Lebens durch“, betonte der Banker. Mehr und mehr werde deutlich, dass es sich um ein strukturelles Phänomen deal with.
Während der Fokus derzeit auf den deutlichen Steigerungen der Energiepreise liege, komme es inzwischen auch am Arbeitsmarkt in vielen Segmenten zu heftigen Lohnsteigerungen. „Die Notenbanken weltweit werden gegensteuern müssen“, argumentierte Stitching.
Die steigenden Preise seien „auch ein Resultat der Veränderungen in den globalen Lieferketten“, so Stitching. „Es gibt heute kaum einen Wirtschaftsbereich, in dem es nicht an Materials oder Komponenten mangelt.“
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Die Lage erinnere an den Ölpreisschock – mit einem Unterschied: „Während die 70er-Jahre von einem Angebotsschock geprägt waren, spielen nun auch die Verzerrungen auf der Nachfrageseite eine Schlüsselrolle. Angefacht von staatlichen Billionen-Ausgaben hat die weltweite Konsumnachfrage nie da gewesene Dimensionen erreicht.“
Drei Zinserhöhungen in den USA erwartet
Angesichts der gestiegenen Inflationsgefahren struggle die EZB vergangene Woche ein Stück weit von ihrer Absage an eine Zinswende in diesem Jahr abgerückt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Ratssitzung am Donnerstag ihre frühere Aussage nicht mehr wiederholt, dass eine Erhöhung 2022 sehr unwahrscheinlich sei.
Die EZB werde nun sorgfältig die weiter hereinkommenden Daten auswerten und dann im März eine Entscheidung treffen, sagte sie. Ob die EZB dann allerdings bereits auf eine straffere Linie umschwenken wird, ließ Lagarde offen.
In den USA gilt es nach Sewings Worten mittlerweile als ausgemacht, dass die Fed im März zum ersten Mal die Zinsen anhebt. „Bis Jahresende erwarten unsere Volkswirte mindestens drei weitere Schritte. Und auch die EZB wird nachziehen müssen“, sagte der Vorstandschef.
Die Regierungen hätten weltweit „einen sehr guten Job gemacht, als es darum ging, die Wirtschaft schnell und pragmatisch vor einer Corona-Melancholy zu schützen“, sagte Stitching. „Aber jetzt müssen wir darüber nachdenken, wie wir aus der Abhängigkeit von gigantischen Fiskalprogrammen und einer lockeren Geldpolitik wieder herauskommen.“
Sorgen bereiten dem Deutsche-Financial institution-Chef allerdings die weltweit hohen Schulden von Unternehmen, Staaten und Privatpersonen. Bereits 2020 sei der Schuldenberg mit insgesamt 226 Billionen US-Greenback so hoch gewesen wie nie. Und 2021 sei es weiter nach oben gegangen. „Diese Schuldenlast ist auf Dauer schlicht nicht tragbar und ein ständiger potenzieller Brandherd für die weltweiten Finanzmärkte“, warnte er.
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