Im neuen DFB-Kader findet sich ein Name, der noch nie dabei war: Tim Kleindienst. Doch wer ist der neue Stürmer in der Nationalmannschaft?
Bevor Tim Kleindienst von Bundestrainer Julian Nagelsmann in den DFB-Kader berufen wurde, war er bereits ein Social-Media-Phänomen. Auslöser war ein Foto aus dem Sommer 2023 im Trikot seines damaligen Klubs 1. FC Heidenheim. Kleindiensts Hals sah auf dem Foto äußerst lang aus und amüsierte viele Personen im Netz. Das Bild verbreitete sich schnell.
Es sollte aber nicht dabei bleiben. Denn schon kurz danach bekam der 1,94 Meter große Stürmer den Spitznamen „Timothy Smallservice“. Weil englische Spieler innerhalb der finanzstarken Premier League oft für überteuerte Preise wechseln, waren sich einige Nutzer auf der Plattform X sicher, dass die englische Variante von Tim Kleindienst, „Timothy Smallservice“, für eine viel höhere Summe gewechselt wäre, als für die sieben Millionen Euro, die Mönchengladbach in diesem Sommer an Heidenheim zahlte.
Als die Gladbacher Borussia am heutigen Donnerstag nach Bekanntgabe der Nominierung auf Instagram stolz ein Foto von Kleindienst im DFB-Trikot postete, ließ es sich Vizekapitän Julian Weigl nicht nehmen, mit „Smallservice für Deutschland“ zu kommentieren. Der neue Spitzname aus dem Netz hat offenbar auch schon die Mannschaft erreicht.
So amüsant die Personalie Tim Kleindienst abseits des Rasens für viele ist, auf dem Platz steht der 29-Jährige für Tore und harte Arbeit. „Ich bin vielleicht nicht immer der filigranste Fußballer, aber dafür lebe ich auch so ein bisschen diese Drecksack-Mentalität“, sagte der 1,94-Meter-Mann einmal der „Süddeutschen Zeitung“.
Für diese harte Arbeit wird Kleindienst regelmäßig belohnt. Im Heidenheimer Aufstiegsjahr 2022/23 machte er 25 Treffer, wurde Torschützenkönig der 2. Liga und legte in der Bundesliga mit zwölf Treffern nach. Zudem beweist er stets ein gutes Auge für den Mitspieler, bereitete vergangene Saison fünf Treffer vor. Dass Heidenheim aktuell in der Conference League spielt, ist auch Kleindienst zu verdanken.
Sein Ex-Trainer Frank Schmidt schwärmte im April im Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“: „Tim gehört für mich zu den besten Neunern der Bundesliga. Zu seinen superwichtigen Toren und Torvorlagen kommt eine unglaubliche Mentalität und Physis. Tim sprintet mehr als jeder andere Spieler in der Liga, ist erster Mann im Gegenpressing, ein absolutes Vorbild und ein richtig guter Typ.“
Dieser Einsatz imponierte auch Julian Nagelsmann. Kleindienst habe in Heidenheim „eine sehr gute Leistung gezeigt, er ist auch in Gladbach ganz gut eingeschlagen.“ Zudem hob der Bundestrainer auch seine Arbeit gegen den Ball hervor: „Er ist defensiv sehr verlässlich, seine Torquote ist ihm angesichts der Ausrichtung auch hoch anzurechnen.“
Kleindiensts Weg in die Nationalmannschaft ist ein ungewöhnlicher. Mit zwölf Jahren verlässt er seine Heimatstadt Jüterbog im Süden Brandenburgs, geht aufs Internat und spielt bei Energie Cottbus. In der Lausitz geht er seinen Weg, feiert sein Profidebüt und wird deutscher U20-Nationalspieler.
Zum ersten Mal macht er in der 3. Liga auf sich aufmerksam. Im Alter von 19 Jahren schießt er in seiner ersten vollen Saison 13 Tore, weckt das Interesse größerer Klubs. Der damalige Zweitligist SC Freiburg kauft ihn für 250.000 Euro, doch im Breisgau spielt Kleindienst, weit weg von der Heimat, nur eine Nebenrolle. Nach nur einem Jahr wird er nach Heidenheim verliehen. Bei Frank Schmidt steigt er zum Stammspieler auf, kehrt mit viel Selbstvertrauen nach Freiburg zurück.
Doch auch wenn die Einsatzzeiten in Freiburg anschließend steigen, wirklich passen tut es nicht. 2019 folgt der feste Wechsel zu Frank Schmidt und Heidenheim. In 29 Spielen ist Kleindienst dort an 22 Toren beteiligt, erst in der Relegation kann Heidenheim gebremst werden. Nach nur einem Jahr an der Brenz wagt er ein neues Kapitel: Belgien.