Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt stand nach dem Ausverkauf am Donnerstag die Marke von 16.000 Punkte im Fokus. Den Handelstag beendete der deutsche Leitindex am Freitag 0,7 Prozent im Minus bei 15.948 Punkten. Für die erste Handelswoche des Jahres 2022 ergibt dies noch ein Plus von 0,4 Prozent. Das Tagestief bei 15.897 Stellen zum Wochenschluss zeigt, dass der kurzfristige Rutsch am Donnerstag kein Ausrutscher struggle: Der Dax struggle im Zuge der Eröffnung an der Wall Avenue auf bis zu 15.988 Stellen gefallen, beendete den Handelstag aber bei 16.052 Zählern – ein Minus von 1,4 Prozent.
Der Dax hat damit vom Rekordhoch gerechnet in der Spitze um rund zwei Prozent nachgegeben: bislang eine eher kleine Konsolidierung, lediglich die Dynamik überrascht. Mit einem hohen Handelsvolumen von 75 Millionen Papieren und einem maximalen Minus von knapp 300 Punkten gab es Donnerstag einen regelrechten Ausverkauf.
Die schwachen US-Jobdaten ließen den Dax am Freitag wieder deutlicher ins Minus abrutschten. Es wurden lediglich 199.000 Stellen geschaffen. Die Prognosen der US-Volkswirte lagen hingegen laut einer Umfrage des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg bei 433.000 neuen Jobs.
Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote auf 4,2 Prozent gesunken und der durchschnittliche Stundenlohn gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent gestiegen. Experten hatten eine höhere Quote und einen schwächeren Lohnanstieg erwartet. Mit diesen Zahlen steigt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Für die Analysten der Landesbank Helaba setzt der US-Arbeitsmarkt aufgrund der Daten seine Erholung fort, wenngleich die Konsensschätzung für den Stellenaufbau erneut enttäuscht wurde. „Vor dem Hintergrund der gesunkenen Arbeitslosenquote und der kräftigen Lohnsteigerungen dürfte sich die Fed in der beschlossenen, schnelleren Gangart bei der Rückführung der Anleihekäufe aber bestätigt sehen“, meinen die Experten.
Aufgrund der enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten trennten sich Anleger am Freitag unter anderem von US-Staatsanleihen und trieben die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Neuneinhalb-Monats-Hoch von plus 1,762 Prozent. Dem konnten sich ihre deutschen Pendants nicht entziehen, die mit minus 0,043 Prozent knapp unter ihrem Zweieinhalb-Jahres-Hoch vom Donnerstag rentierten.
Viele Gründe sprachen aber derzeit gegen weitere hohe Kursverluste. Einer der wichtigsten ist die Saisonalität: Anfang Januar eines jeden Jahres müssen Profis frische Investorengelder anlegen. Hinzu kommt: Angesichts der europäischen Nullzinspolitik gibt es derzeit dazu nach wie vor keine Different.
Selbst im insgesamt katastrophalen Börsenjahr 2018, als der Dax um mehr 18 Prozent abrutschte, stieg der Index in den ersten drei Wochen um mehr als fünf Prozent. Zu diesem saisonalen Verhalten gehören aber auch deutliche Kursrücksetzer Ende Januar, wenn alle neuen Gelder angelegt sind. 2018 gab es von Ende Januar bis in den März hinein eine deutliche Korrektur mit einem Minus von 15 Prozent. Auch im vergangenen Jahr gab der Dax Ende Januar nach – allerdings nur um sechs Prozent.
Der Faktor Saisonalität wird durch die Umfrage der Börse Frankfurt unter mittelfristig orientierten Privatanlegern und institutionellen Investoren gestützt. Laut der Erhebung warten Anlageprofis auf die Probability zum günstigen Wiedereinstieg. Vermutlich hat ein Teil von ihnen am Donnerstag gekauft, ein anderer Teil dürfte spätestens bei Kursen von 15.800/15.850 Stellen investieren.
Dieser Bereich gilt als solide Unterstützung beim deutschen Leitindex, die vermutlich hält – wenn extrem schlechte Nachrichten ausbleiben.
Bitcoin-Kurs rutscht weiter ab
Bei den Kryptowährungen ging es zum Wochenschluss weiter bergab: Die größte und älteste Cyberdevise verlor bis zu fünf Prozent auf 40.959 Greenback und markiert damit den niedrigsten Stand seit mehr als drei Monaten.
Ether fiel in der Spitze um knapp neun Prozent ebenfalls auf ein Drei-Monats-Tief von 3119 Greenback. Seit Jahresbeginn kommen Bitcoin und Ether damit bereits auf ein Minus von rund zehn beziehungsweise 14 Prozent. „Bitcoin hat seinen Weg ins Jahr 2022 verschlafen“, kommentiert Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda.
Ein interessanter Aspekt beim Bitcoin ist der Zusammenhang mit Kasachstan, wo das Web abgeschaltet wurde. Das Land gehört zu den wichtigsten Standorten zum Schürfen von Bitcoins. Damit bezeichnet man jene komplexen Berechnungen, mit denen unter hohem Energieverbrauch neue Einheiten der Kryptowährung generiert werden.
Dieser Vorgang, auch Kryptomining genannt, ist in Kasachstan stark zurückgegangen. Ein Spezialist der amerikanischen Analyse- und Information-Plattform „The Block“ wagte am Mittwoch auf Twitter eine grobe Quantifizierung: Die sogenannte Hashrate wäre weltweit um rund zwölf Prozent zurückgegangen. Das bedeutet: Die Rechenleistung aller Bitcoin-Miner rund um den Globus struggle wegen der Ausfälle in Kasachstan um mehr als ein Zehntel eingebrochen.
Excessive Branchenrotation
Trotz eines Dax-Rückgangs von lediglich zwei Prozent seit Jahresanfang hat sich in diesem Zeitraum bei den einzelnen Werten extrem viel verändert. Die Perfomance der jeweiligen Titel zeigt auch, wie weit die Branchenrotation hin zu den zyklischen Werten und weg von den sogenannten Coronagewinner-Papieren fortgeschritten ist.
Einem Plus von rund zehn Prozent bei den Werten Daimler, Deutsche Financial institution und Porsche stehen ähnlich hohe Verluste beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius und dem Kochboxenversender Hellofresh gegenüber. Die Aktie des Lebensmittellieferdienstes Supply Hero gab sogar mehr als 13 Prozent nach.
Blick auf die Einzelwerte
Lanxess: Nach einer Hochstufung stieg die Aktie um 2,6 Prozent. Die Barclays-Financial institution hat die Titel auf „chubby“ von „equal weight“ heraufgesetzt und das Kursziel auf 70 (60) Euro erhöht.
Deutsche Financial institution: Die Papiere des Geldhauses stiegen um 1,7 Prozent. Das Finanzinstitut sieht sich laut einem „Handelsblatt-Bericht“ auf Kurs zu seinem zentralen Renditeziel für dieses Jahr.
Infineon: Der Halbleiterkonzern profitiert von der guten Branchenstimmung nach dem Gewinnsprung bei Samsung. Die Aktien des südkoreanischen Elektronikkonzerns legten rund zwei Prozent zu, die Papiere von Infineon zogen im Zuge dessen 1,5 Prozent an.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.