Düsseldorf Der Dax hat am Freitag seine Tagesverluste deutlich eingegrenzt. Zum Handelsschluss notierte der deutsche Leitindex 0,4 Prozent im Minus bei 15.425 Punkten, nachdem er zwischenzeitlich 1,2 Prozent im Minus gelegen hatte.
Wieder aufgeflammte Zins- und Inflationssorgen bremsten den deutschen Aktienmarkt aus. Anlegerinnen und Anleger rechnen angesichts der hohen Teuerung in den USA mit kräftigeren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Einen Lichtblick lieferten hingegen starke Firmenbilanzen, wie beispielsweise von Mercedes-Benz.
Auf Wochensicht ist der Dax um quick 2,2 Prozent oder 325 Punkte gestiegen. Am Donnerstag scheiterte er aber daran, drei charttechnische wichtigen Durchschnittslinien zu überwinden: die 38-, 100- und 200-Tage-Linie für den kurz-, mittel- und langfristigen Pattern. Das dürfte anfangs einige Anleger zum Verkaufen veranlasst haben. Immerhin gibt es jetzt einen komfortablen Puffer zu dem auf der Unterseite wichtigen Bereichen zwischen 14.800 und 15.000 Punkten.
Über den historischen Kursrutsch von über 30 Prozent beim Dax-Mitglied Supply Hero dürften sich zumindest zwei Hedgefonds gefreut haben: Laut den Daten des Bundanzeigers hatten Citadel Advisors Europe und Canada Pension Plan auf fallende Aktienkurse bei dem Lebensmittellieferanten gesetzt. Deren Positionen waren mit insgesamt 1,08 Prozent aller frei handelbaren Titel aber eher gering. Den bisherigen Daten zufolge, haben die beiden Fonds am Donnerstag ihre Quote beibehalten.
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Diese Hedgefonds, auch Shortseller genannt, wetten mit sogenannten Leerverkäufen auf fallende Kurse. Dafür leihen sie sich gegen eine Gebühr Aktien und verkaufen diese in der Hoffnung, sie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen zu können. Die Differenz ist der Gewinn. Steigt die Aktie unerwartet, machen die Hedgefonds Verlust.
Am Freitag gingen die Kursverluste weiter: Die Supply-Hero-Aktie schloss mit einem Minus von 11,8 Prozent bei 41,00 Euro. Das Tagestief von 40,29 Euro lag noch etwas tiefer – das ist der tiefste Stand seit Mitte 2019.
Solche Ausverkäufe von Aktien oder Indizes enden quick immer nach dem gleichen Schema: Im Bereich des tiefsten Kurses herrscht das höchste Handelsvolumen der Sitzung. Am Freitag wurden beispielsweise um 10.28 Uhr zum Kurs von 41,10 Euro mehr als 22.000 Aktien ge- und verkauft, der mit Abstand höchste Wert innerhalb des laufenden Handels.
Anschließend ging es für wenige Minuten noch leicht abwärts, aber danach sorgten bereits kleinere Aufträge mit teilweise nur 19 oder 30 gehandelten Papieren, dass die Supply-Hero-Aktie anschließend wieder nach oben kletterte.
Das ist natürlich keine Garantie, dass der Supply-Hero-Titel in den kommenden Tagen und Woche nicht noch weiter fällt. Aber das Schlimmste könnte zunächst überstanden sein. Die hohe Summe von 22.000 Papieren lässt vermuten, dass die Hedgefonds ihre Shortquote verringert haben, indem sie Aktien zurückkauften.
Nun passen natürlich die Analysten ihre Kursziele deutlich nach unten an. Die britische Investmentbank Barclays hat ihr Ziel von 153 auf 80 Euro gekappt, die Einstufung aber auf „Obese“ belassen. Gegenüber der aktuellen Notierung wäre das immerhin noch eine Verdoppelung. Bryan Garnier hat das Kursziel von 160 auf 100 Euro gesenkt und die vorherige Kaufempfehlung durch eine neutrale Bewertung ersetzt.
Solch ein Kursrutsch dürfte am Shortseller-Markt in den kommenden Tagen nicht spurlos vorübergehen. Alle Werte, die es im Umfeld steigender Zinsen schwerer haben dürften, die Gewinnzone zu erreichen, stehen dabei im Fokus der Hedgefonds.
Hohe Shortquote bei House 24
Ein Wert, den die Shortseller bereits länger im Visier haben, ist der Möbel-Onlinehändler House 24. Laut den Bundesanzeiger-Daten beträgt die sogenannte Leerverkaufsquote 9,78 Prozent (Stand: Mittwoch 9. Februar). Dabei werden Werte unter 0,5 Prozent nicht berücksichtigt.
Die Unternehmenskennzahlen erfüllen einige Bedingungen der Hedgefonds. Der Verlust professional Aktie wird zwar jedes Jahr geringer, lag zuletzt aber noch bei minus 0,61 Prozent. Zudem hat House 24 zuletzt die Ladenkette Butlers mit 130 Filialen in elf Ländern übernommen.
Das Interessante: Die Leerverkaufsquote liegt immer noch auf hohem Niveau, obwohl die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten bereits um knapp 60 Prozent abgerutscht ist. Dass die Shortseller ihre Positionen trotzdem nicht schließen und Gewinne mitnehmen, sondern auf weiter fallende Kurse setzen, ist kein gutes Zeichen für die Aktien.
„Geshortet werden vor allem Sanierungsfälle und überbewertete Aktien“, hat Volker Brühl, Geschäftsführer des Heart for Monetary Research der Frankfurter Goethe-Universität, bereits vor drei Wochen beobachtet.
Auf der anderen Seite bieten die hohen Brief-Quoten kurzfristiges Kurspotenzial. Denn es könnte für die Hedgefonds schwierig werden, die geliehenen Aktien kursschonend zurückzukaufen. Bei Home24 sind knapp elfmal so viele Aktien geshortet wie auf Xetra und Tradegate im Schnitt gehandelt werden.
Für Privatanleger, die diese Aktien halten, bedeutet das: Auch wenn die Leerverkaufsquote beim Bundesanzeiger erst mit einem Tag Verspätung veröffentlicht wird, können sie anhand des hohen Handelsvolumens abschätzen, wann der huge Aktienrückkauf der Hedgefonds enden dürfte. Für sie könnte sich eine Ausstiegsgelegenheit ergeben.
Blick auf weitere Einzelwerte
Mercedes Benz: Ein Gewinn über Markterwartungen ermunterte Anleger zum Einstieg. Die Aktien des Autobauers stiegen um 6,7 Prozent und waren Spitzenreiter im Dax.
Fresenius Medical Care: Ein negativer Analystenkommentar schickte den Anteilsschein auf Talfahrt. Die Aktien des Dialyse-Spezialisten fielen um 2,3 Prozent auf 57,70 Euro. Die Experten der Investmentbank Jefferies stuften die Titel auf „Underperform“ herunter und senkten das Kursziel auf 53 von 56 Euro.
Carl Zeiss Meditec: Anleger reagierten mit Verkäufen auf die Zahlen des Unternehmens. Die Aktien der Medizintechnik-Firma fielen um 3,3 Prozent. Umsatz und Gewinnmarge hätten die Markterwartungen deutlich verfehlt, kritisiert ein Börsianer. „Der einzige Hoffnungsschimmer ist der Auftragseingang.“
Instone: Ein geplanter 50 Millionen Euro schwerer Aktienrückkauf hievt den Titel an die Spitze des SDax. Die Aktien der Immobilienfirma stiegen um 5,7 Prozent.
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