Damit nähert sich das Frankfurter Börsenbarometer seinem Verlaufshoch während des Ukrainekriegs. Seit der russischen Invasion notierte der Dax nie höher als 14.568 Punkte.
Der Dax verarbeitet heute die Nachricht von Mittwochabend: Die US-Notenbank Fed hat das erste Mal seit Dezember 2018 eine Zinserhöhung bekanntgegeben. Die Notenbanker erhöhen den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Im weiteren Jahresverlauf könnten bis zu sechs weitere Zinserhöhungen folgen. Damit würde sich der Leitzins zum Jahresende in einer Spanne von 1,75 bis zwei Prozent bewegen.
Zudem wollen die Währungshüter auf einer der nächsten Sitzungen damit beginnen, ihre auf über neun Billionen Greenback angeschwollene Bilanz abzubauen. Einen konkreten Zeitplan nannten sie nicht. Damit würde dem Markt Liquidität entzogen.
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An der Börse kam die Nachricht trotzdem intestine an: Die wichtigsten Indizes Dow Jones und S&P 500 drehten nach dem Zinsentscheid zwar ins Minus, schlossen aber deutlich im Plus. „Noch strotzt die US-Wirtschaft laut Fed-Chef Powell vor Stärke und wird sich von ein bisschen höheren Zinsen schon nicht aus dem Takt bringen lassen“, sagt Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Diese Argumentation hat ihm die Börse gestern abgekauft.“
>> Lesen Sie dazu: Erste Erhöhung seit 2018: US-Notenbank leitet die Zinswende ein
Der Dax ist dagegen bereits vor dem Zinsentscheid deutlich gestiegen. Am Mittwoch ging es um mehr als 500 Punkte aufwärts, seit dem Kriegstief vom 7. März (12.439 Punkte) sind es sogar mehr als 2000 Punkte.
„Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine lockt viele zurück aufs Parkett“, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Supervisor vom Vermögensverwalter QC Companions. „Nach dem starken Ausverkauf kommen Aktien jetzt wieder in Mode. Die Zahl der Mutigen wird größer. Andere kaufen auch gar nicht aus Mut heraus, sondern aus der Angst im Falle eines Friedens die Kursgewinne zu verpassen.“
Stanzl sieht aus technischer Sicht noch weiteres Erholungspotenzial von intestine 400 Punkten, um das neutrale Preisband nach oben auszuschöpfen. „Dann muss die Scenario neu bewertet werden.“
Damit deckt sich seine Einschätzung mit der Martin Utschneider, Leiter Technische Analyse von Donner & Reuschel. „Für eine spürbare Entlastung müsste der Dax 40 die 14.980 Zählermarke überschreiten“, sagt Utschneider.
Ölpreis und Greenback
Die Warnung der Internationalen Energieagentur IEA vor Ausfällen russischer Lieferungen treibt den Ölpreis nach oben. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich um knapp drei Prozent auf 100,81 Greenback je Barrel. Der IEA zufolge könnten dem Markt wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland ab April drei Millionen Barrel professional Tag fehlen, drei Mal so viel wie ursprünglich erwartet.
Der Greenback profitierte nur kurzzeitig von den höheren Zinsen in den USA. Der Greenback-Index verliert am Donnerstag bis zu 0,3 Prozent auf 98,2890 Punkte. Am Mittwochabend warfare er in Reaktion auf den Zinsentscheid ins Plus gedreht. Der Euro notiert am Donnerstag 0,1 Prozent schwächer bei 1,1027 Greenback.
Einzelwerte
Die Aktien der Biotechfirma Evotec und des Energieversorgers Uniper steigen um jeweils knapp fünf Prozent. Die Analysten des Brokerhauses Stifel, Nicolaus & Co. stufen Evotec-Papiere auf „Purchase“ von „Maintain“ hoch, kürzen allerdings das Kursziel auf 35 von 37,10 Euro. Ihre Kollegen von der Citigroup ändern die Bewertung für Uniper auf „Purchase“ von „Promote“ und setzen das Kursziel auf 26,60 von 30,80 Euro herunter.
VW: Volkswagen hat den Produktionsstopp wegen des Corona-Lockdowns in drei Werken in der nordostchinesischen Metropole Changchun um einen weiteren Tag verlängert. Die Verlängerung auf vier Tage sei eine Vorsichtsmaßnahme, teilte eine Sprecherin am Mittwoch in Peking mit. Hingegen werde in einem Werk in Shanghai der Betrieb nach zweitägiger Verspätung am Donnerstag wieder aufgenommen. Die Aktie legt 0,9 Prozent zu.
Thyssen-Krupp: Die Titel verlieren im MDax acht Prozent, nachdem der Industriekonzern wegen der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs einen einen Teil seiner Jahresziele ausgesetzt hat. Zudem traut sich das Unternehmen keine Prognose zu, ob es eine mögliche Abspaltung des Stahlgeschäfts wirklich umsetzen kann.
Instone: Ein Gesamtjahresergebnis über den eigenen Zielen gibt Instone Auftrieb. Die Aktien der Immobilienfirma steigen um rund drei Prozent. Das Unternehmen steigerte den Umsatz den Angaben zufolge um rund 63 Prozent auf 783,6 Millionen Euro. Der Nachsteuergewinn habe mehr als doppelt so stark auf 96,9 Millionen Euro zugelegt.
Suse: Die Aktie des Linux-Softwareanbieters verliert mehr als vier Prozent. Zwar wächst das worldwide tätige Unternehmen mit Hauptsitz in Nürnberg weiter, das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) fiel dagegen um 14 Prozent. Das Minus hing unter anderem mit Einmaleffekten durch eine neue Rechnungslegung in Folge der Übernahme der Rancher-Plattform im Vorjahr zusammen. Für 2022 bestätigte Suse seine Prognose.
Grenke: Die auf Leasing von IT und Büroausstattung spezialisierte Firma hat im vergangenen Jahr mehr verdient und will ihre Aktionäre mit einer höheren Dividende an den Zuwächsen beteiligen. Netto stieg der Gewinn 2021 dank eines Verkaufserlöses auf 95 (Vorjahr: 88,4) Millionen Euro, ohne Veräußerungsgewinn lag das Ergebnis bei 72,2 Millionen Euro, wie Grenke mitteilte. Die Aktie zieht um mehr als sieben Prozent an.
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