Düsseldorf Der sich zuspitzende Konflikt um die Ukraine hat zu Wochenbeginn die Hoffnungen darauf, dass sich die Aktienmärkte nach den zuletzt deutlichen Verlusten erholen, wohl zerstört. Der Dax ging am Montag bei einem Stand von 15.011 Zählern aus dem Handel – ein Minus von 3,8 Prozent.
Mit 14.952 Punkten conflict die Frankfurter Benchmark zwischenzeitlich sogar auf ein neues Jahrestief gefallen, über 650 Stellen unterhalb des Schlussstandes vom Freitag. Schon zum Wochenausklang hatte der Verlust 1,9 Prozent betragen, der Leitindex bei 15.603 Punkten geschlossen.
Nachhaltige Kurse unterhalb von 15.000 Punkten werden voraussichtlich eine länger anhaltende Verkaufswelle nach sich ziehen. Hoffnungen auf eine Erleichterungsrally wären dann passé. Für Martin Utschneider, technischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel, „trennt sich hier die Spreu vom Weizen“. Was wohl heißen soll: Bei einem deutlichen Rutsch unter 15.000 Stellen dürften sich viele der jungen Dealer, die seit der Coronarally neu an der Börse engagiert sind, vom Markt verabschieden.
Am stärksten zeigte sich die Verunsicherung der Anleger aber an den Kursen russischer Aktien: Aus Furcht vor westlichen Sanktionen fliehen Anleger aus diesen. Der Moskauer Leitindex fiel am Montag um mehr als neun Prozent auf ein 13-Monats-Tief von 1684 Punkten. Das ist der größte Kursrutsch seit dem Corona-bedingten Börsen-Crash vom März 2020.
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Die russische Währung geriet ebenfalls unter Druck. Im Gegenzug notierte der Greenback mit 79,47 Rubel so hoch wie zuletzt vor mehr als einem Jahr. Als Folge setzte die russische Notenbank angesichts des schwächeren Rubels ihre strategischen Devisenkäufe vorerst aus.
Dabei gab es zum Handelsauftakt noch drei Anhaltspunkte, die bald wieder steigende Kurse am deutschen Aktienmarkt signalisierten:
1. Sentimentumfrage signalisiert eine Gegenbewegung
Die aktuelle Handelsblattumfrage Dax-Sentiment bestätigt die Prognose, dass es wohl zu einer Gegenbewegung kommen dürfte, aber eine Trendwende noch nicht in Sicht ist. Sentimentexperte Stephan Heibel hatte solch einen Ausverkauf wie am vergangenen Freitag bereits vor einer Woche prognostiziert.
Doch dieser Kursrutsch sorgte nicht für eine ausreichende Panikstimmung, um einen nachhaltigen Boden beim deutschen Leitindex zu erzeugen. Panik unter den Anlegern ist laut Sentimentanalyse ein wichtiger Indikator für eine nachhaltige Trendwende.
2. Anlageprofis streichen Gewinne ein und stützen den Markt
Der Kursrutsch am Freitag, der in der Spitze 2,5 Prozent betrug, hat bei vielen Anlageprofis auch für Freude gesorgt. Denn laut der Umfrage der Börse Frankfurt unter institutionellen Investoren und Privatanlagern hatten zuvor 15 Prozent der Profis auf fallende Kurse gesetzt.
Das ist nicht unüblich. Denn um ihre Benchmark zu übertreffen, müssen viele Profis mit Spekulationen auf fallende Kurse eine Further-Rendite erzielen, um ihre Kosten bei der Geldanlage zu rechtfertigen.
Erstaunlich ist aber: Die Profis haben mit ihrer Spekulation eine Punktlandung hingelegt. Verhaltensökonom Joachim Goldberg hatte nach Auswertung der Umfrage prognostiziert, dass die vielen Profis ihre Brief-Spekulationen im Bereich von 15.500/15.450 Stellen wieder auflösen. Exakt in diesen Bereich rutschte der Dax am Freitag ab.
Dass diese Brief-Spekulationen nun verkauft werden, ist eine Stütze für den Markt. Denn die Shorts funktionieren wie ein Leerverkauf von Hedgefonds. Bei dem Beginn einer Brief-Spekulation wird der Dax am Terminmarkt verkauft und mit der Auflösung wieder gekauft.
3. Technische Indikatoren signalisieren eine Erholung
An den US-Börsen conflict die vergangene Handelswoche ein Desaster. Der Technologindex Nasdaq 100 ist nach dem Feiertag am vergangenen Montag innerhalb von nur vier Handelstagen um mehr als sieben Prozent gefallen. Damit gilt das Börsenbarometer als überverkauft, ist additionally zu schnell zu tief gefallen. Das dürfte für eine Gegenbewegung sorgen.
Für Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Accomplice ist der Nasdaq 100 sogar ähnlich stark überverkauft wie auf dem Höhepunkt des Covid-19-Ausverkaufs im Jahr 2020. „Da ist eine Erholung jetzt schon eher der Normalfall als eine Überraschung“, meint der Kapitalmarktexperte vor dem Handelsstart.
Auch die angebliche Gefahr von steigenden Zinsen, die den Aktienmarkt belasten, stimmt so nicht. Die Börsenerfahrung zeigt, dass es eher im Vorfeld von solchen Zinserhöhungen unstable Märkte gibt.
Doch spätestens mit dem ersten Zinsschritt ist diese Unsicherheit vorbei. Das wäre in den USA im März der Fall. Erste Hinweise, wie hoch die Erhöhung ausfallen wird, dürfte es am Mittwoch dieser Woche nach der Sitzung der US-Notenbank geben. Steigende Zinsen sind in der Anfangsphase eher positiv zu werten, wenn sie mit einem steigenden Wirtschaftswachstum einhergehen.
Blick auf Einzelwerte
Siemens Vitality: Die Talfahrt geht weiter. Die Aktien des Energietechnik-Konzerns notierten zwischenzeitlich mit 17,80 Euro so niedrig wie noch nie seit dem Börsengang im Jahre 2020. Am Freitag hatten die Titel wegen anhaltender Probleme bei der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa mit quick 17 Prozent den größten Tagesverlust der Firmengeschichte verbucht. Gamesa-Papiere gewannen am Montag in Madrid 1,8 Prozent. Die Experten der Deutschen Financial institution setzen auf eine Komplettübernahme durch Siemens Vitality und empfehlen die Aktien zum Kauf.
Supply Hero: Unter den Einzelwerten fielen die Aktien des Lebensmittel-Lieferdienstes negativ auf. Sie rutschten auf das niedrigste Niveau seit April 2020 ab und notierten acht Prozent tiefer. Supply Hero leiden bereits seit längerem unter einem Ausverkauf der Technologiewerte und Corona-Gewinner-Aktien.
Commerzbank: Das Kreditinstitut hat weitere Belastungen im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten in Polen angekündigt. Zusätzliche Rückstellungen von 436 Millionen Euro im vierten Quartal würden das Ergebnis schmälern. Die Financial institution erwarte aber weiterhin ein positives Konzernergebnis für das Jahr 2021. Die Aktie verlor 3,7 Prozent
Lufthansa: Insidern zufolge beabsichtigt das Unternehmen, sich an der staatlichen italienischen Fluggesellschaft ITA zu beteiligen. Es gehe um den Kauf eines Anteils von 40 Prozent an der Nachfolgerin der 2017 pleitegegangenen Alitalia, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aktie gab intestine fünf Prozent nach.
Das zum Verkauf stehende Lufthansa-Aktienpaket des Bundes weckt zugleich das Interesse von potenziellen Käufern. Erste Investoren hätten bei der Bundesregierung vorgefühlt, heißt es in Finanzkreisen. Darunter seien auch Staatsfonds.
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