Neue Enthüllungen in der Anhörung zum „Titan“-Unglück geben erschütternde Details preis. Die letzten Worte der Crew und mögliche technische Probleme stehen im Fokus.
Der Fall der verschollenen „Titan“ bewegte die Welt. Am 18. Juni 2023 verschwand das private U-Boot während einer Expedition zum Wrack der „Titanic“ im Nordatlantik. An Bord befanden sich fünf Personen. Auch über ein Jahr später warten die Angehörigen der Opfer noch immer auf Antworten, wie es zu der Tragödie kommen konnte. Sie reichten eine Klage gegen das Unternehmen „Oceangate“ ein.
Am Montag begann im US-Bundesstaat South Carolina nun eine Anhörung der US-Küstenwache zu dem Fall. Diese soll zwei Wochen dauern und Licht in die Ursachen bringen. Denn die sind noch unklar: Es könnte strukturelle Probleme mit der Bauart gegeben haben oder dass der Druck zu groß gewesen ist. Der Ausfall der Kommunikation könnte außerdem mögliche Rettungsmaßnahmen verzögert haben. Auch mögliches Fehlverhalten oder Nachlässigkeiten des Unternehmens sowie die Rolle von Regierungsmitarbeitern an dem Unglück werden untersucht.
Bereits am ersten Tag der Anhörung gab es erschütternde Enthüllungen. Die US-Küstenwache gab die letzten Worte der „Titan“-Crew an das Unterstützungsschiff „Polar Prince“ bekannt. Mehrfach hatte das ehemalige Forschungsschiff angefragt, ob die „Titan“ noch auf dem Borddisplay zu sehen sei. Die letzte Antwort aus der Tiefe lautete: „Alles gut hier.“ Nach einem Textaustausch über die Tiefe und das Gewicht des Tauchbootes beim Abtauchen verlor die Besatzung des „Polar Prince“ kurz darauf den Kontakt.
Die Küstenwache startete um 18:27 Uhr die Suche nach, nachdem die „Polar Prince“ drei Stunden erfolglos versucht hatte, Kontakt aufzunehmen. Später wurde das Wrack der „Titan“ in einer Tiefe von 3.346 Metern gefunden. Eine „katastrophale Implosion“ hatte alle Insassen sofort getötet.
Bei der Anhörung gaben nun ehemalige Mitarbeiter des „Oceangate“-Unternehmens an, dass es schon bei früheren Tests und Expeditionen mit dem Schiff zahlreiche Probleme gegeben habe. Vier Wochen vor dem tödlichen Tauchgang sei das Fahrzeug teilweise bei einem Test gesunken, wurde etwa bei der Anhörung zu Protokoll gegeben.
Der ehemalige Technik-Chef von „OceanGate“, Tony Nissen, sagte aus, er habe sich von der Firma gedrängt gefühlt, die „Titan“ ins Wasser zu bringen und sei 2019 gefeuert worden, weil er die Expedition zur Titanic stoppen wollte. Seinem Vorgesetzten habe er gesagt: „Ich steige da nicht ein“. Nissen zufolge habe ein Blitzschlag im Jahr 2018 das U-Boot getroffen und erhebliche Schäden verursacht. Während weiterer Testphasen soll es zu schneller Dekompression gekommen sein.
Auch Tym Catterson, ein ehemaliger Contractor von „OceanGate“, habe Zweifel an dem U-Boot geäußert: „Ich glaube nicht, dass Verbundwerkstoffe das richtige Material für ein Druckgefäß sind, das äußeren Kompressionen ausgesetzt ist.“ Er fügte hinzu: „Als ich versuchte, die Festigkeit des Rumpfes zu berechnen, konnte ich es nicht gut genug hinbekommen.“
In einer Stellungnahme von „OceanGate“ drückte das Unternehmen den Familien der Opfer sein tiefstes Mitgefühl aus: „Es gibt keine Worte, um den Verlust zu lindern“, ist darin zu lesen.