Ein zweites Paket von Prozessdokumenten gegen den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ist öffentlich. Polizisten berichten über die Anwerbung junger Frauen.
Nach Veröffentlichung weiterer Dokumente aus den amerikanischen Prozessunterlagen um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gibt es Details darüber, wie junge Frauen angeworben wurden. Demnach seien es mitunter seine Opfer selbst gewesen, die zum Teil Schülerinnen auf Anweisung Epsteins rekrutiert hätten.
In einer eidesstattlichen Erklärung beschrieb Detektiv Joseph Recarey aus Palm Beach das Verfahren, wie Epstein und Maxwell seiner Meinung nach junge Mädchen aufspürten, „die Massagen durchführten und in Epsteins Haus arbeiteten“. Recarey war der leitende Ermittler in einem früheren Fall gegen Epstein Mitte der 2000er-Jahre.
Recarey antwortete laut Dokument auf die Frage eines Anwalts, mit wie vielen Mädchen er darüber gesprochen habe, von Maxwell angeworben worden zu sein: „Ich würde sagen, etwa 30, 33.“ Der Anwalt fragte Recarey: „Und am Ende dieser Massage, wenn das Opfer andere Freunde mitbrachte, wurde sie für die Anwerbung dieser Freunde bezahlt?“ „Korrekt“, sagte der Polizist.
„Massage“ war ein Codewort
Ihm sei klar gewesen, dass die Massagen mit sexuellen Handlungen einhergegangen seien – es sei ein Code dafür gewesen, berichtet der US-Sender CNN, der die Unterlagen nach eigenen Angaben gesichtet hat.
Eine andere Klägerin, deren Name geschwärzt bleibt, sagte 2016 in einer eidesstattlichen Erklärung, dass sie im Alter von 15 bis 17 Jahren dafür bezahlt wurde, Jeffrey Epstein Massagen zu geben, obwohl sie keine Massageerfahrung hatte. Die Massage, so dachte sie, „beinhaltete keine sexuelle Aktivität. Davon bin ich ausgegangen“. Aber sie sagte, diese Annahme sei falsch gewesen.
„Ich war einfach nur da, und plötzlich geschah etwas Schreckliches mit mir“, sagte sie über ihre Erfahrung mit Epstein und fügte hinzu: „Es sollte nicht sexuell sein, aber das war es. Jeffrey zog mich ohne meine Zustimmung aus, als ich ihn das erste Mal traf“, heißt es in der Niederschrift einer eidesstattlichen Erklärung der Frau, deren Name unkenntlich gemacht wurde. Sie sagte, dass sie andere Mädchen aus der Schule auf seine Bitte hin zu Epsteins Haus brachte und dass sie bezahlt wurde.
Weitere Vorwürfe gegen Ex-Präsident Bill Clinton
Virginia Roberts Giuffre, die sich selbst als Opfer von Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell bezeichnet, behauptete 2011 in einer E-Mail, der ehemalige Präsident Bill Clinton habe der Zeitschrift „Vanity Fair“ gedroht. Das Magazin solle keine Artikel über Epstein schreiben, in denen es um Sexhandel geht.
In der E-Mail an einen britischen Reporter sagte Giuffre, es bereite ihr Sorge, ihre Geschichte mit dessen Publikation zu teilen, „in Anbetracht der Tatsache, dass B. Clinton in die VF [„Vanity Fair“, die Red.] ging und ihnen drohte, keine Artikel über seinen guten Freund J.E. zu schreiben, die mit Sexhandel zu tun haben“.
Giuffre gab nicht an, wann Clintons angebliche Interaktion mit dem US-Magazin „Vanity Fair“ stattgefunden haben soll. Graydon Carter, Herausgeber von „Vanity Fair“ von 1992 bis 2017, sagte in einer Erklärung gegenüber CNN, dass die Interaktion „kategorisch nicht stattgefunden hat“.
„Er mag sie jung“
Clinton, ehemaliger US-Präsident, wird in den Dokumenten gleich einige Male erwähnt. Die brisantesten Aussagen zu ihm kamen von der Zeugin Johanna Sojberg, die Epstein zum Sex gezwungen haben soll und die darüber 2016 vor Gericht aussagte. „Er mag sie jung“, habe Epstein über Clintons Vorlieben bei Frauen berichtet. Sojberg arbeitete als Masseurin für Epstein und Maxwell.
Ein Sprecher von Clinton sagte CNN, dass sie keinen neuen Kommentar zu dem angeblichen Vorfall abgeben würden. Am Mittwoch, als Reaktion darauf, dass Clintons Name in den entsiegelten Dokumenten auftauchte, sagte ein Clinton-Sprecher, es ist „fast 20 Jahre her, seit Präsident Clinton zuletzt Kontakt mit Epstein hatte.“
Jeffrey Epstein beging während seiner Untersuchungshaft Suizid, seine Partnerin Maxwell wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt.