Natürlich muss ter Stegen nun auch in der Nationalmannschaft vorübergehend ersetzt werden. Ich bleibe dabei, dass es kein Comeback von Manuel Neuer geben sollte, wie es vereinzelt bereits gefordert wird. Ich habe großen Respekt davor, wie klar und deutlich er sich in seiner Rücktrittserklärung vor dem Start der Nations League geäußert hat. Ein Rücktritt vom Rücktritt ist für mich in keiner Sportart eine gute Idee. Neuer würde seine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er jetzt – und auch noch nach so kurzer Zeit – wieder zurück in die DFB-Elf wollte. Ich glaube aber, dass er sich jetzt auch selbst voll auf seine letzten ein, zwei Jahre bei Bayern München und eventuell darüber hinaus konzentrieren will. Er wird und muss zu seinem Wort stehen.
Auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann wäre es das ganz falsche Signal an die Torhüter hinter ter Stegen, jetzt wieder auf den 38-jährigen Neuer zu bauen. Perspektivisch wäre es meiner Meinung nach daher die beste Entscheidung, auf Alexander Nübel zu setzen. Der hat schließlich bereits in der letzten Saison sehr, sehr stark für den VfB Stuttgart gehalten – und ist diese Saison in der Champions League auf höchstem Niveau gefordert, seine Leistungen weiter so konstant abzurufen.
Dahinter wartet mit Oliver Baumann noch ein absolut zuverlässiger Schlussmann, der seit vielen Jahren schon stark für die TSG Hoffenheim hält. Ich finde es schade, dass er nie den Schritt zu einem großen Team mit Titelchancen gemacht hat. Allein die Tatsache, dass er trotzdem seit so langer Zeit schon im Kreis der Nationalmannschaft spielt, ist deshalb eine herausragende Leistung. Dazu gibt es dann auch noch Bernd Leno vom FC Fulham, Stefan Ortega von Manchester City, vielleicht sogar Noah Atubolu vom SC Freiburg in der Hinterhand – große Gedanken machen müssen wir uns da also nicht.
Wichtig ist nun aber auch noch ein anderer Punkt: Der DFB muss ter Stegen klar kommunizieren: Wir warten auf dich, du bist auch nach deiner Rückkehr unsere Nummer eins. Das hätte er verdient – auch wenn sich dann natürlich erst herausstellen muss, ob er tatsächlich sein altes Niveau wieder erreicht. Die ersten Äußerungen von Nagelsmann und DFB-Sportdirektor Rudi Völler gingen bereits in diese Richtung. Das ist absolut zu begrüßen.