Dieses Mal hat es kein europäisches Restaurant an die Spitze geschafft, sondern ein Paar aus Peru. Die beiden Köche überzeugen mit einem außergewöhnlichen Konzept.
Virgilio Martínez und Pía León haben nicht nur die peruanische Küche gründlich aufgemischt. Das Paar, das gemeinsam das Restaurant „Central“ in Perus Hauptstadt Lima betreibt, hat auch die Gaumen von Gourmets aus aller Welt verzaubert. Mit einem Konzept, das wohl in der Weltküche seinesgleichen sucht, sorgen die beiden Spitzenköche Abend für Abend für Staunen bei ihren Gästen.
Es überrascht daher nicht, dass das „Central“ nun erstmals zum besten Restaurant der Welt gekürt worden ist. Eine internationale Jury verlieh den Titel am Dienstagabend bei einer Galaveranstaltung in der spanischen Mittelmeermetropole Valencia. Organisiert wird die einmal im Jahr stattfindende Wahl im Rahmen der „World’s 50 Best Restaurants“ von der britischen Fachzeitschrift „Restaurant Magazine“.
Die Auszeichnung für Martínez und León ist auch deswegen außergewöhnlich, weil in den vergangenen 20 Jahren fast ausnahmslos europäische Spitzenköche gewonnen haben. Lediglich zwei US-amerikanische Restaurants, „The French Laundry“ und „Eleven Madison Park“, konnten seit 2002 dreimal in die Phalanx europäischer Kochkunst eindringen. Wobei auch das „Eleven Madison“ in New York vom Schweizer Dreisternkoch Daniel Humm geführt wird. Nun hat es also ein lateinamerikanisches Restaurant geschafft.
Schon seit Jahren ist die Küche Lateinamerikas auch international auf dem Vormarsch. In diesem Jahr landeten neben dem „Central“ noch drei weitere peruanische Restaurants unter den 50 besten: das „Maido“ (Platz 6), das „Kjolle“ (28) und das „Mayta“ (47). Alle drei befinden sich in der Gourmetmetropole Lima, die damit anderen Welthauptstädten des Genusses wie New York, London, Tokio oder Singapur Konkurrenz macht.
Und schon seit Jahren taucht das „Central“ in den Bestenlisten auf Spitzenplätzen auf. Dort überzeugt Koch Martínez gemeinsam mit seiner Frau Pia León seit der Eröffnung des Restaurants 2008 durch eine radikale Nova-Regio-Küche, wie es sie bis dato in Peru in dieser Form nicht gab.
Bestes deutsches Restaurant in den Top 50 in Berlin
Das Konzept, mit dem das Ehepaar die Gourmetkritiker überzeugte, ist einzigartig. Auf langen Touren durch die Landschaften des Andenstaates Peru erkunden die beiden regelmäßig die einheimische Natur, immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Zutaten und Produkten. Sie streifen durch den Regenwald des Amazonas, über die 4.200 Meter hohen Bergketten der Anden oder tauchen ab in den Pazifischen Ozean.
Auf den Tellern ihrer Gäste landet anschließend das, was sie bei ihren Expeditionen finden. So entsteht ein ständig wechselndes Menü, das in 15 Gängen die verschiedenen Ökosysteme ihrer Region spiegelt.
Um die Erkundung der heimischen Biodiversität kümmert sich auch Leóns Schwester Malena, die das kulinarische Versuchslabor des „Central“ namens „Mater Iniciativa“ leitet. Zu dem Familienbetrieb gehören auch noch das Zweitrestaurant „Kjolle“ und die Bar „Mayo“. Im vergangenen Jahr eröffnete Martínez zudem das Restaurant „Estero“ in Mexiko.
Den Preis widmet der Koch den Menschen in seiner Heimat Peru
Der Koch, der auch in der dritten Staffel der Netflix-Reihe „Chef’s table“ auftaucht, gilt als bescheiden. Er repräsentiert eine neue Generation von Köchen, die mit den bisweilen schroffen, paternalistischen Gepflogenheiten, die in vielen Spitzenküchen anzutreffen sind, nicht mehr viel zu tun haben.
„Unendliche Dankbarkeit“, schrieb Martínez bei Instagram, nachdem das „Central“ die begehrte Auszeichnung bekommen hatten. Er widmete den Preis nicht nur seinem Team, sondern auch den „Millionen Menschen in Peru“.
Platz zwei des Rankings der Gourmetrestaurants belegte diesmal das „Disfrutar“ in Barcelona, das 2018 schon auf Platz 18 gelandet war. Auch ein Deutscher schaffte es unter die Top 50: Tim Raue kam mit seinem nach ihm benannten Restaurant in Berlin-Kreuzberg auf Platz 40. Schon im vergangenen Jahr war er mit Platz 37 geehrt worden.