Die deutschen Schwimmer sind in Paris erfolgreich wie lange nicht. Bundestrainer Bernd Berkhahn erklärt, was dahinter steckt – und gibt Einblicke in seine Arbeit.
Aus Paris berichtet Melanie Muschong
Die deutschen Schwimmer sind bei diesen Olympischen Spielen in Paris erfolgreich wie schon lange nicht mehr. Das beweist nicht nur die Goldmedaille von Lukas Märtens über die 400 Meter Freistil, sondern beispielsweise auch der deutsche Rekord von Isabel Gose. Die 22-Jährige wurde ebenfalls über die 400 Meter Freistil die beste Europäerin. Und auch die deutsche 4×100 Meter-Staffel schwamm deutschen Rekord. Zudem wurde Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterling Vierte.
Ergebnisse, die es lange Zeit nicht gab. Märtens holte das erste olympische Gold im Becken seit 36 Jahren. Doch woran liegt es, dass die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer in Paris so gut sind?
Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn erklärt in der Mixed Zone der La Défense Arena: Die Erfolge seien nicht über Nacht gekommen, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Berkhahn mit ernstem Blick zur Reporterrunde: „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie hart es manchmal ist, mit Athleten zu arbeiten. Gerade in diesem Sport. Wir betreiben einen unfassbaren Aufwand für diesen Sport.“
In Bezug auf die Athletinnen und Athleten sagt er: „Die müssen so diszipliniert sein im Training. Man muss sie immer wieder anhalten, dass sie da sind, dass sie kommen, dass sie sich so verhalten in ihrer Freizeit, dass es alles passt zum Leistungssport. Das ist unheimlich schwierig. Da muss man unheimlich viel Energie investieren als Trainer. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger.“
Zu Deutschlands besten Schwimmerinnen und Schwimmern gehören neben Märtens und Gose auch Köhler, Anna Elendt und Florian Wellbrock. Zudem wird neben letzterem Olympiasieger des Freiwasserschwimmens über 10 Kilometer aus Tokio auch Leonie Beck in Paris bei diesem Schwimmwettbewerb an den Start gehen.
Berkhahn betont: Es gehöre zu seinem Job als Coach, „dass man immer wieder versucht, hinterherzugehen und Ziele klarzumachen.“ Zudem erkläre er seinen Sportlerinnen und Sportlern auch, „was notwendig ist, diese Ziele zu erreichen. Das ist kein Selbstläufer. Das ist harte Arbeit.“
Auf t-online-Nachfrage, ob es genau diese harte Arbeit und Disziplin ist, die den deutschen Schwimmsport in den letzten Jahren vorangebracht und auch erfolgreich gemacht hat, sagt Berkhahn: „Ja, ich denke schon. Das macht sicherlich auch die Arbeit in Magdeburg aus, dass da sehr hart und sehr strikt gearbeitet wird. Das hält nicht jeder durch und kann auch nicht jeder.“
Berkhahn ist Trainer beim SC Magdeburg. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) erklärte die Stadt 2018 zum Bundesstützpunkt. 2019 wurde Berkhahn zudem Bundestrainer. In der Stadt in Sachsen-Anhalt arbeitet er aktuell mit Wellbrock, Märtens und Gose zusammen. Zudem hat er auch Wellbrocks Ehefrau Sarah, die inzwischen ihre Kariere beendet hat, früher trainiert. Sie gewann in Tokio die olympische Bronzemedaille über die 1.500 Meter Freistil.
Wellbrock arbeitet mittlerweile seit 10 Jahren mit Berkhahn zusammen und sagt zu t-online: „Bernd kennt mich sehr gut. Er weiß, was er mir sagen muss, um mich emotional zu pushen und kann das stellenweise besser als so einige Sportpsychologen, die ich mittlerweile in meiner Laufbahn kennenlernen durfte. Bernd und ich sind ein gut eingespieltes Team. Das hat mich erfolgreich gemacht.“
Und der Freiwasserwettbewerb bei den Olympischen Spielen steht noch aus. Zudem tritt Lukas Märtens am Montagabend wieder in einem Finale an. Dieses Mal über die 200 Meter Freistil. Berkhahn über den ganzen Erfolg: „Ja, das ist toll. Da kann man sich drüber freuen und das tun wir auch. Aber es ist halt wichtig fürs Team, dass es konzentriert bleibt.“ Und scheinbar ist der Bundestrainer mit dieser Strategie auch der Schlüssel zum deutschen Erfolg.