Gegen den US-Amerikaner Tommy Paul hatte Alexander Zverev mehr Mühe als erwartet. Am Ende setzte er sich durch. Besonders eine Szene im zweiten Satz brachte den Deutschen auf die Palme.
Bislang hatte Alexander „Sascha“ Zverev bei den Australian Open mit seinen Gegnern nicht allzu große Schwierigkeiten. Der 27-jährige Hamburger dominierte die meisten seiner Duelle in Melbourne. Gegen Tommy Paul aus den USA sah das zwischenzeitlich anders aus. Doch am Ende gewann Zverev 7:6, 7:6, 2:6, 6:1 und steht nun im Halbfinale.
Der Weltranglisten-Elfte nötigte dem deutschen Tennisstar alles ab an diesem Dienstagnachmittag auf dem Centre Court. 35 Grad Außentemperatur zeigte das Thermometer im Süden Australiens. Zverev stand schon im ersten Satz unter Druck, lief Gefahr, den ersten Durchgang zu verlieren. Er kassierte ein frühes Break, kämpfte sich aber zurück und gewann schließlich den Tiebreak in Weltklasse-Manier.
Der zweite Satz war fast eine Kopie des ersten. Wieder geriet Zverev in die Defensive, wieder musste er in den Tiebreak, wo er sich erneut mit bemerkenswerter Kontinuität und präzise getimten Grundlinienschlägen durchsetzte. Er fand in diesen kritischen Phasen auf fast alles, was Paul ihm entgegenschleuderte, eine Antwort. Nur einmal verlor der Deutsche die Nerven.
Da stand es 4:2 im zweiten Satz, Paul war beim 40:40 und eigenem Aufschlag in die Defensive geraten, Zverev, so sah es aus, würde gleich den Punkt machen. Plötzlich unterbrach der Stuhlschiedsrichter das Match. Aus heiterem Himmel. Denn von dort war eine Feder auf den Platz geflogen und hatte den Spielern die Sicht genommen. So sah es jedenfalls der Schiedsrichter.
Zverev regte sich fürchterlich auf. „Ist das dein Ernst?“, fauchte er Richtung des Unparteiischen und breitete die Arme aus. „Da fliegen eine Million Federn auf dem Platz“, schob der Weltranglistenzweite hinterher. Doch der Schiedsrichter blieb dabei. Zverev verstand die Welt nicht mehr. Schon im Ballwechsel zuvor hatte er sich beschwert, weil er angeblich ein „Aus“ eines der Linienrichter gehört haben wollte. Doch es half nichts. Der Punkt war für Zverev verloren. Das Spiel ging später auch an Paul.
Tatsächlich finden bei geöffnetem Stadiondach der Rod Laver Arena viele Vögel ihren Weg in den Innenraum. Insbesondere in den Abendstunden herrscht reger Luftverkehr über dem Stadion. Da kommt es durchaus vor, dass es sich ein ganzer Schwarm Vögel auf den Holmen der Dachfirste bequem macht. Auch später flogen im Spiel zwischen Zverev und Paul noch Vogelfedern auf den blauen Hartplatz. Ein Eingreifen des Schiedsrichters blieb aber diesmal aus.
Zverev behielt bis auf das kleine Geplänkel mit dem Referee eine bemerkenswerte Ruhe. Dass Paul streckenweise hervorragend aufspielte und ihn immer wieder weit hinter die Grundlinie trieb, ärgerte den Deutschen zwar. Es brachte ihn aber nicht aus dem Konzept.
Allerdings gelang es Paul in den entscheidenden Momenten auch nicht, den Punkt zu machen. Sowohl beim 6:5 im ersten Satz, wo er eine gute Chance auf den Satzgewinn verstreichen ließ, als auch beim 5:4 im zweiten Satz, wo der US-Amerikaner erneut einen eigentlich sicheren Ball zum vorentscheidenden Break verschlug. Am Ende gewann Zverev. Er sagte im Anschluss: „Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Ich hätte 2:0 hinten liegen müssen – da war er besser als ich. Der vierte Satz war dann definitiv mein bester und ich bin extrem happy, wieder im Halbfinale zu stehen.“ Er trifft am Freitag auf den Weltranglistendritten Carlos Alcaraz oder Topstar Novak Djokovic.