Die Skandal-Burschenschaft Teutonia des bayerischen AfD-Landtagsabgeordneten Daniel Halemba steht mindestens vor der Spaltung. Alte Herren mit Geld steigen aus, weil es nur noch um die AfD gehe.
Es gab eine Razzia, der Verfassungsschutz war da, Videobilder von Hitlergrüßen im Haus tauchten auf und Mitglieder nutzten sie für Machtspiele in der AfD: Die Würzburger Burschenschaft Teutonia mit dem Landtagsabgeordneten Daniel Halemba zerlegt sich offenbar selbst. Einige Mitglieder erklären den Bruch, weil es nur noch um die AfD gehe.
In einem intern verbreiteten Schreiben rechnen nach eigener Darstellung 25 Alte Herren, also Mitglieder der Burschenschaft nach Abschluss ihres Studiums, mit Entwicklungen in der Verbindung ab. Sie ziehen ein vernichtendes Fazit: „Wir halten die Fortführung des aktiven Betriebs aktuell für aussichtslos.“
Die Stellungnahme, die t-online vorliegt, deutet auf einen heftigen Richtungsstreit hin, in dem das AfD-Lager sich durchgesetzt hat. „Alle Initiative wird der parteipolitischen Betätigung untergeordnet.“ Was steckt hinter dem Schreiben, das nach den Vorfällen um Halemba das Aus für eine der bekanntesten rechtsextremen Verbindungen bedeuten könnte?
Antifa-Seite hat Schreiben öffentlich gemacht
Öffentlich gemacht hat die Stellungnahme die Seite „Autonome Antifa Freiburg“. Das linke Portal hat eine lange Vergangenheit, verlässlich Informationen insbesondere über Entwicklungen von Burschenschaften im rechten Spektrum an die Öffentlichkeit zu bringen.
Nach t-online-Informationen soll das Schreiben der Teutonen wie darin angegeben an einen kleinen Kreis von Burschenschaftlern bei Albia Wien und Arminia Graz versendet worden sein, um sich dort quasi vorerst abzumelden. Teutonia und die beiden Burschenschaften in Österreich sind nach eigenem Verständnis so etwas wie unterschiedliche Standorte eines gemeinsamen Bundes, sie bilden zu dritt das Schwarz-Rot-Goldene Kartell.
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Für den Brief sind Alte Herren verantwortlich, die bislang nach eigener Darstellung für die Teutonia eine existenzielle Rolle spielen. Aufgelistet sind 22 Nachnamen ohne Vornamen und zusätzlich Angaben, ob sie in Würzburg, Regensburg oder Nürnberg zu der Teutonia gestoßen seien. In den drei Städten hatte die Teutonia in den vergangenen Jahrzehnten ihren Sitz.
Halemba hatte SS-Befehl im Zimmer hängen
Heute verfügt sie über das „Teutonenhaus“, eine frühere Arztvilla im Würzburger Stadtteil Frauenlob, die durch Mauern und Tore sichtgeschützt abgeschirmt ist. Hier wohnte auch der heutige AfD-Abgeordnete Daniel Halemba und hatte in seinem Zimmer einen Befehl von Heinrich Himmler hängen, wie sich bei einer Durchsuchung herausstellte. Deutsche Stellen hatten aus Österreich Fotos erhalten, die mutmaßlich verbotene Symbole in dem Haus zeigten. In einem Video ist zu sehen, wie – bereits vor Halembas Zeit im Haus – beim Verlassen des Hauses der Hitlergruß gezeigt wurde (Die Szene sehen Sie hier im Video).
Die Burschenschaft geriet dann endgültig in die Schlagzeilen, als wegen der Vorwürfe Teutone Halemba am Tag der Eröffnung des neuen bayerischen Landtags verhaftet wurde. Eigentlich hatte der 22-Jährige dort als jüngster Abgeordneter reden sollen. Die Staatsanwaltschaft hatte aber bei den laufenden Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Verdunklungsgefahr gesehen: Es habe Hinweise gegeben, dass er Zeugen aus der Teutonia unter Druck setze. Halemba stellte sich, kam schnell wieder auf freien Fuß, durfte aber nun zu anderen Teutonen keinen Kontakt haben.
In der Folge kamen durch t-online-Recherchen neue Vorwürfe an die Öffentlichkeit: Die Adresse des Burschenschaftshauses wurde für Meldebetrug genutzt, um Halemba-Unterstützer rechtzeitig vor seiner parteiinternen Nominierung in die AfD aufzunehmen und ihnen Wahlrecht zu verschaffen. Halemba hatte sich durchgesetzt und schaffte danach den Einzug in den Landtag.
Halemba darf Burschen wieder treffen
Die Ermittlungen wegen der gefundenen Gegenstände im Haus sind inzwischen eingestellt. Die Justiz sieht kein Risiko mehr für ihre Arbeit durch Halemba. Im Januar wurde der Haftbefehl mitsamt der Auflagen komplett aufgehoben. Das heißt: Seither darf Jungpolitiker Halemba seine Bundesbrüder wieder sehen. Und es gibt bestimmt einiges zu bereden bei der „Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg“. Seit Dezember wird sie auch vom Verfassungsschutz beobachtet, nachdem Funde auch eine Unterstützung der „Identitären Bewegung“ nahelegten.