Das BSI hat die Bundesverwaltung, Betreiber Kritischer Infrastrukturen und Unternehmen zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.
(Foto: dpa)
Düsseldorf Angesichts der Invasion Russlands in die Ukraine und vermehrter Cyberangriffe auf ukrainische Ziele warnen deutsche Sicherheitsbehörden vor Cyberangriffen auf deutsche Behörden und Unternehmen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erkennt eine „erhöhte Bedrohungslage für Deutschland“, wie es in einem Sonderlagebericht vom Freitag schreibt.
Das BSI bewertet die aktuelle IT-Bedrohungslage im Land seit mehreren Tagen mit der zweithöchsten Warnstufe „orange“. Die Behörde hat kurzfristig ihren Eigenschutz und Krisenreaktion gestärkt und dazu das Nationale IT-Krisenreaktionszentrum aktiviert, schreibt das BSI.
Das Zentrum diene zur Reaktion und Bewältigung von schweren Cyber-Sicherheitsvorfällen und IT-Krisen. Alle Informationen zur Lage mit Bezug zur Informationssicherheit laufen zudem im Nationalen Cyber-Abwehrzentrum in Bonn zusammen und werden dort ausgewertet.
Darüber hinaus hat das BSI die Bundesverwaltung, Betreiber Kritischer Infrastrukturen (Kritis) und Unternehmen zu einer erhöhten Wachsamkeit und Reaktionsbereitschaft aufgerufen. Allerdings sei „aktuell keine akute Gefährdung der Informationssicherheit im Zusammenhang mit der Scenario in der Ukraine ersichtlich“. Diese Scenario könne sich aber jederzeit ohne Vorwarnung ändern, die Bedrohungslage sich verschärfen.
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Das Bundeskriminalamt (BKA) geht derzeit von einer erhöhten Gefahr durch Cyberangriffe aus. „Konkrete Hinweise auf Cyberangriffe gegen deutsche Stellen liegen derzeit jedoch nicht vor“, schreibt die Behörde. Kritis-Betreiber seien gebeten worden, ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen.
Dabei handele es sich um Maßnahmen wie „verstärktes Monitoring und organisatorische Maßnahmen zur Vorbereitung auf mögliche Zwischenfälle“. Insgesamt seien die in Deutschland getroffenen Maßnahmen zur Gewährleistung von IT-Sicherheit auf einem hohen Niveau.
EU aktiviert erstmalig Cyber-Crew
Die Europäische Union hat erstmalig das sogenannte Cyber Fast Response Crew (CRRT) zur Unterstützung der Ukraine aktiviert. Die Nachrichtenplattform Politico berichtete, dass die EU ein Crew von IT-Sicherheitsexperten bereitstellen möchte.
Das Crew soll aus rund zehn Experten aus Kroatien, Estland, Lettland, Niederlanden, Polen und Rumänien bestehen und beim Schutz staatlicher Organe und kritischer Infrastrukturen in der Ukraine helfen. Doch nach Informationen des BSI konnte das Crew bislang nicht aus Litauen in die Ukraine einreisen. „Eine Hilfeleistung vor Ort ist bis auf Weiteres nicht möglich“, schreibt die Behörde im Lagebericht.
Dem BSI liegen zudem Meldungen zu Troll-Aktivitäten zum Vorteil der russischen Führung vor. Trolle würden eine Vielzahl pro-russischer Kommentare auf den Social-Media-Auftritten westlicher Medien hinterlassen. „Die hohe Anzahl an pro-russischen Kommentaren scheint die personellen Kapazitäten und technischen Möglichkeiten zur Prüfung sowie Löschung zu überfordern“, heißt es.
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