Altern, Krankwerden, Sterben sind die wohl größten Ängste vieler Menschen. Collien Ulmen-Fernandes verrät, warum sie sich damit intensiv auseinandersetzen musste.
Der Klimawandel sitzt uns im Nacken, es herrscht Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, und Zeiten wie die der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass in der Medizin und in der Pflege noch großer Optimierungsbedarf besteht. Das alles schürt Angst. Prominente Persönlichkeiten beantworten in der Serie „Wovor haben Sie Angst, …?“ die Frage nach dem furchtbarsten aller Gefühle, suchen Ursachen und Wege, mit ihm umzugehen.
Collien Ulmen-Fernandes, Moderatorin und Schauspielerin
„Alle Eltern kennen die Angst davor, dass dem eigenen Kind etwas zustoßen könnte oder es erkrankt. Das löst auch Panik in mir aus. Ich musste bereits mehrfach die Erfahrung machen, dass ich Symptome hatte, bei denen niemand wusste, was mit mir los ist, welche Krankheit es ist. Es war schlimm, das zu erleben. Aber wäre es bei meinem Kind passiert, wäre es für uns als Eltern noch viel schlimmer gewesen.
Ich konnte vor einigen Jahren plötzlich nicht mehr laufen und bis heute weiß niemand, warum. Monatelang saß ich im Rollstuhl. Ein anderes Mal, ich fuhr bei über 30 Grad in München Taxi, habe extrem gefroren. Mir war so kalt, dass ich den Taxifahrer fragte, ob er die Heizung anmachen könne. Ich hatte hohes Fieber, noch dazu bekam ich am gesamten Körper rote Punkte, die immer stärker wurden. Meine Knie schwollen an. Es sah aus, als hätte ich zwei Tennisbälle implantiert. Ich konnte sie nicht mehr beugen und beschloss, ins Krankenhaus zu fahren. Dort wurde ich nur von Abteilung zu Abteilung geschoben. Keiner wusste, was mit mir los war. Das machte mir große Angst.
Collien Ulmen-Fernandes, geboren 1981 in Hamburg, wurde in den Nullerjahren bekannt als Moderatorin. Sie moderierte unter anderem „Bravo TV“, „The Dome“ und diverse Sendungen des Musiksenders Viva. Zudem ist sie als Schauspielerin tätig und spielte 2017 sich selbst als fiktive Ex-Partnerin von Christian Ulmen in der Serie „Jerks“. Ulmen und Collien Ulmen-Fernandes sind seit 2011 verheiratet und haben eine gemeinsame Tochter.
Das neueste Projekt der Moderatorin ist die Audible Podcast-Serie „Body Bits. Geheimnisse des Körpers“ über Hormone, Nervensysteme, Krankheiten und verschiedenste Prozesse im Körper.
Der Körper ist eine komplexe und wahnsinnig beeindruckende Maschine. Es ist faszinierend, wie ausgeklügelte Systeme in unserem Körper ineinandergreifen und uns tagtäglich am Leben erhalten. Bei meiner Arbeit am Audible Podcast „Body Bits“ habe ich viel darüber gelernt. Auch zum Thema Alterungsprozesse.
Das Alter war für mich lange ein Thema, mit dem ich mich eher in Bezug auf die Altersdiskriminierung in unserer Branche befasst habe. Ab dem Alter von 47 Jahren werden Frauen signifikant seltener besetzt. Geschichten von und mit Frauen ab 50 werden kaum erzählt. Aber auch abseits dieses Jugendwahns macht es Sinn, sich mit dem Alter auseinanderzusetzen. Und damit, was Alterungsprozesse mit dem Körper machen, welche Erkrankungen durch sie ausgelöst werden können. Es macht Sinn, das Altern möglichst lange hinauszögern zu wollen – viele haben immer nur den Beauty-Aspekt im Kopf. Botox in der Stirn schützt jedoch nicht vor den Alterserkrankungen, die potenziell zum Tode führen können. Altern ist der größte Risikofaktor für die Krankheiten, die weltweit die meisten Menschen töten. Etwa Herzkreislauferkrankung, Schlaganfälle und Krebs. Das ist wissenschaftlicher Konsens.
Auch Nahrungsmittel, die das Krebsrisiko erhöhen, versuche ich daher weitestgehend zu meiden. Wenn man Natriumnitrid erhitzt, ist das potenziell krebserregend. Es steckt beispielsweise in Wurst. Klar, eine Salamipizza schmeckt fantastisch, aber die gibt es bei mir deshalb maximal zweimal im Jahr. Auch die mallorquinische Mittagssonne versuche ich zu meiden, wegen des Hautkrebsrisikos. Ansonsten bin ich eher weniger diszipliniert. Es würde meinem Körper auch sicher guttun, wenn ich ihn mit mehr Sport fordern würde – allerdings mache ich derzeit eher wenig bis gar keinen.
Als Frau muss ich mich mit der Angst vor schweren Krankheiten zudem anders auseinandersetzen als Männer, weil die Medizin nicht genug zwischen männlichen und weiblichen Körpern unterscheidet. Die Dosierungsanleitung für Medikamente ist oft auf den männlichen Körper abgestimmt. Das liegt daran, dass die Grundlage dafür oft eine Studie ist, die ausschließlich mit Männern durchgeführt wurde. Dadurch weiß man vieles über den weiblichen Körper gar nicht. Frauen müssten viele Medikamente sehr wahrscheinlich in einer anderen Dosierung zu sich nehmen.
Bei einem Herzinfarkt haben Frauen andere Symptome als Männer. Ein Infarkt wird bei Frauen daher seltener erkannt, weil sie nicht die klassischen, also die bei Männern erforschten, Herzinfarktsymptome aufweisen. Wir müssen uns also dringend darum kümmern, dass es mehr Studien gibt, die den weiblichen Körper erforschen.“