Der FC Bayern verliert ein dramatisches Spiel in Madrid und scheidet aus der Champions League aus. Im Fokus stand nach der Partie aber der Schiedsrichter.
Es war ein verdienter Sieg, da war sich Toni Kroos nach dem Spiel sicher. „Wir waren heute die deutlich bessere Mannschaft. Im Hinspiel war es ausgeglichener, vielleicht mit ein paar Vorteilen in Richtung München. Aber ich glaube, dass wir heute über 90 Minuten die bessere Mannschaft waren“, sagte der Weltmeister von Real Madrid bei DAZN. Ex-Nationalspieler Michael Ballack stimmte zu: „Es war ein verdienter Sieg, aber ein umstrittener.“
Was Ballack meinte, war eine Szene zum Schluss des Spiels im Estadio Santiago Bernabéu, die die Fans des FC Bayern wohl nie vergessen werden. Bei einem langen Ball in der 13. Minute der Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Szymon Marciniak eine Abseitssituation von Noussair Mazraoui früh ab. Wenige Sekunden später lag der Ball nach einem Schuss von Matthijs de Ligt im Tor. Weil der Pfiff aber schon ertönt war, konnte sich der Video-Schiedsrichter nicht einschalten und die Szene überprüfen. Sowohl die Spieler auf dem Platz als auch auf der Bank waren außer sich. Thomas Tuchel und sein Trainerteam kochten vor Wut, rannten zum Vierten Offiziellen an der Seitenlinie.
Der vermeintliche Torschütze, Matthijs de Ligt, war nach dem Spiel zunächst gefasst. Am DAZN-Mikrofon zeigte sich der Niederländer zunächst selbstkritisch, bemängelte die wenigen Offensivmöglichkeiten seines Teams und schützte Manuel Neuer nach seinem Patzer. Doch die Ruhe wich, als de Ligt die Abseitssituation zu sehen bekam. „Ich finde das unglaublich, ich kann das nicht verstehen. Die Szene ist nicht klar, da musst du durchspielen lassen“, sagte er verärgert und ergänzte: „Das ist natürlich der Unterschied mit Madrid. Ich will natürlich nicht sagen, dass Madrid den Schiedsrichter immer mit sich hat, aber das macht heute den Unterschied.“
„Das Motiv verstehe ich nicht“
Was de Ligt nur andeutete, sprach Trainer Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz etwas klarer aus: „Auf der anderen Seite wäre das nicht passiert.“ Schon bei DAZN hatte Tuchel sein Unverständnis emotional geäußert. „Das ist ein absolutes Desaster. Beim zweiten Tor von Real Madrid lassen sie auch weiterspielen. Das wäre das Gleiche gewesen, der Ball geht raus zu Toni (Rüdiger, Anm. d. Red.) und der hält draußen die Fahne hoch und [Rüdiger] wird in den Querpass reingepfiffen.“
Beim 2:1-Führungstor Reals hatte das Schiedsrichtergespann nämlich ebenfalls eine Abseitssituation gesehen. Wie sich schnell zeigte, gab es diese beim Pass auf Torvorbereiter Antonio Rüdiger aber nicht. Bayerns Aleksandar Pavlović hob das Abseits im Zentrum auf. Weil Schiedsrichter Marciniak die Szene nicht abgepfiffen hatte, konnte sie der Video-Assistent überprüfen.
Auch Thomas Müller blieb ratlos zurück. „Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat, so direkt zu pfeifen. Das Motiv verstehe ich nicht“, sagte der Nationalspieler. Die Fans im Netz waren da etwas deutlicher. Sie witterten eine Verschwörung gegen den FC Bayern. Schnell trendete der Begriff „VARdrid“ auf der Plattform X, eine Anspielung auf eine vermeintlich Bevorteilung der Spanier.
Schwere Anschuldigungen aus Spanien
Spielern von Rasenballsport Leipzig wird das bekannt vorgekommen sein. Im Achtelfinale spielten die Sachsen ebenfalls gegen Real Madrid. Im Hinspiel in Leipzig wurde RB ein Tor aberkannt, weil in den Augen von Video-Schiedsrichter van Boekel ein Spieler im Abseits den gegnerischen Torwart behindert hätte. Ein Fehler, wie auch Reals Toni Kroos fand: „Der Torwart erreicht niemals den Ball, wo er hinkommt. Von daher war es ein Tor, das hätte man geben müssen.“
Die spanische Zeitung „Mundo Deportivo“, der eine Nähe zu Real-Erzrivale FC Barcelona nachgesagt wird, kritisierte das Gespann scharf: „Was für ein Skandal! Unerklärliches Tor für Leipzig gegen Real Madrid aberkannt“, und: „Van Boekels VAR, der Barça bereits geschadet hat, verleiht Real Madrid wieder Flügel.“