Rentner sollen nach Überlegungen des Chefs der Senioren-Union steuerfrei arbeiten dürfen. Auch aus der SPD kommen Forderungen nach flexiblen Modellen.
Die Senioren-Union der CDU hat einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht, um Rentnern den Wiedereintritt ins Arbeitsleben zu erleichtern: Das Arbeitsentgelt für Rentner soll komplett steuerfrei werden. „Wer nach Eintritt in die Rente weiterarbeiten will, sollte soviel arbeiten können, wie er will – aber steuerfrei“, fordert Fred-Holger Ludwig, Vorsitzender der Senioren-Union. Rentner sollten dabei nicht durch Behörden schikaniert werden.
Die CDU habe das Thema „Aktivrente“ bereits in ihr neues Grundsatzprogramm aufgenommen, sagte der Bundesvorsitzende der Vereinigung, deren rund 54.000 Mitglieder gut zur Hälfte auch Mitglieder der CDU sind. Demnach soll das Gehalt für freiwillige Arbeit nach Erreichen des Rentenalters bis zu einem bestimmten Betrag steuerfrei bleiben. Das reicht Ludwig aber nicht.
Derzeit würden viele Rentner durch die Bürokratie und die Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung abgeschreckt. „Wir finden aber: Arbeiten im Alter muss sich besonders lohnen“, sagte Ludwig. Hier müsse eine Änderung her, betont Ludwig.
Darüber hinaus klaffe in Deutschland eine Lücke zwischen dem Angebot an offenen Stellen und der Verfügbarkeit von geeigneten Arbeitskräften. Nach Daten der Deutschen Industrie- und Handelskammer vom November kann jeder zweite Betrieb offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen, weil er keine passenden Arbeitskräfte findet.
Müntefering: Mehr Gehör für Rentner
Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering fordert angesichts der hohen Zahl an AfD-Wählern unter älteren Menschen von der Politik mehr Gehör für die Belange dieser Bevölkerungsgruppe. „Die Ansage, wir geben euch jetzt 20 Euro mehr Rente und dann haltet ihr den Mund, die löst nicht das Problem“, sagte Müntefering der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Die Einsamkeit in diesem Land wächst und wächst. Wir brauchen unbedingt in allen Kommunen Seniorenbeiräte.“ Lesen Sie hier mehr zu Münteferings Mahnungen.
Der frühere Bundesarbeitsminister plädierte außerdem für flexiblere Rentenmodelle, zumal in vielen Bereichen Fachkräfte fehlen. „Heute sind etwa 15 Prozent der Menschen, die eigentlich Rentner sind, noch erwerbstätig. Warum werden wir da nicht insgesamt flexibler“, fragte der frühere Bundesminister und Vizekanzler. Es sei ein „großer kulturhistorischer Irrtum, ein festes Renteneintrittsalter für alle festzulegen“.