Vor dem Hochrisikospiel zwischen England und Serbien verwundert die Polizei mit einer Empfehlung. Wie sich nun herausstellt, handelt es sich um ein Missverständnis.
Ein einzelner englischer Journalist hat mit einem falsch wiedergegeben Zitat für großen Wirbel bei der Polizei in Gelsenkirchen gesorgt. Der Reporter des Boulevardmagazins „The Sun“ hatte berichtet, dass die Beamten darauf hoffen würden, dass vor dem Hochrisikospiel am Sonntag zwischen England und Serbien (Anpfiff: 21 Uhr) mehr Fans zu Cannabis statt zu Alkohol greifen würden.
In einer Richtigstellung erklärte die Polizei nun, dass sie Fußballfans „ausdrücklich nicht zum Kiffen“ auffordere. „Die Polizei sorgt für die Sicherheit der Fans während der Fußballeuropameisterschaft und reagiert unabhängig von Rauschmitteln auf aggressive Gruppen, die sich als Störer hervortun“, stellte Polizeiführer Peter Both klar. Die Behauptung, die Polizei in Gelsenkirchen habe dazu geraten, lieber Cannabis als Alkohol zu konsumieren, sei schlichtweg falsch.
In dem Bericht der „Sun“ hieß es, ein Polizeisprecher habe dem Blatt gesagt, dass Alkoholkonsum aggressiv mache, wohingegen Cannabisrauchen die Menschen in eine entspannte Stimmung versetze. „Wenn wir eine Gruppe von Menschen sehen, die Alkohol trinken und etwas aggressiv aussehen, und eine andere Gruppe, die Cannabis raucht, werden wir natürlich auf die Gruppe schauen, die Alkohol trinkt“, gab der Journalist ein Zitat wieder.
„Das Zitat wurde aus dem Zusammenhang gerissen“, betonte ein Sprecher der Gelsenkirchener Polizei. Grundsätzlich dürften volljährige Personen maximal 25 Gramm Cannabis mit sich führen und in der Öffentlichkeit rauchen. Allerdings nicht in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder anderen Orten, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten. Für die EM bedeute dies, dass das Rauchen von Cannabis bei den Fan Meeting Points, in der Fanzone oder auch auf dem Gelände des Stadions verboten sei.
Vor der ersten Partie in Gelsenkirchen bereiten sich Polizei und Veranstalter bereits auf mögliche Ausschreitungen durch gewalttätige Fans vor und fürchten Straßenschlachten wie während der EM 2016 in Frankreich. „Ich denke, es ist ein sehr risikoreiches Spiel, wegen der Geschichte, wegen der Hooligans auf beiden Seiten“, sagte Hauptkommissar Christof Burghardt bei „Sky News England“.
Unvergessen sind die Bilder, als englische und russische Hooligans sich mehrere Tage in Folge Kämpfe auf den Straßen von Marseille lieferten. Auch in Gelsenkirchen, so die Horrorvorstellung, könnten gewalttätige englische „Fans“ für Krawalle sorgen. „Serbien hat viele Hooligans. Die Engländer sind durch den Alkohol sehr aggressiv. Es ist also eine große Aufgabe, sich darauf vorzubereiten, damit hoffentlich nichts passiert“, sagte Burghardt.
Um das Horrorszenario zu verhindern, wird die Polizeipräsenz drastisch erhöht und soll gar größer als bei den Revierderbys zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund sein. Deutschland setzt dabei auf Einsatzkräfte aus ganz Europa, deren Präsenz soll gewaltbereite Fans aus den jeweiligen Ländern abschrecken. Bundesinnenministerin Faeser bezeichnete die Beamten als „Bindeglied zwischen unserer Polizei und den Fans und Gästen aus den teilnehmenden Staaten“.
Faeser hatte für das Thema Sicherheit schon im Vorfeld der EM öffentlich die Sinne geschärft. Der Fokus reiche „von der Bedrohung durch islamistischen Terror über Hooligans und andere Gewalttäter bis hin zu Cyberangriffen und anderen Gefahren“.
Nun schaut sicherlich auch die Innenministerin am Sonntagabend nach Gelsenkirchen. Die Polizei rechnet mit etwa 20.000 englischen und 10.000 serbischen Fans in der Schalker Arena, bis zu 35.000 Engländer sollen es in der Stadt sein. Die genaue Anzahl an Einsatzkräften, die aufgeboten werden, verschwieg die Polizei aus taktischen Gründen.
In der Arena müssen sich die trinkfreudigen britischen Anhänger mit weniger Alkohol begnügen. Anstelle des normalen Bieres gibt es nur die Light-Version mit 2,5 Prozent Alkoholgehalt, zudem dürfen nur bis zu zwei Getränke pro Person auf einmal gekauft werden.