Der Chef des Personaldienstleisters hat Einblick in das Seelenleben von Unternehmen weltweit.
Düsseldorf „Reconnecting“, Wiederverbinden – so nennt Alain Dehaze, 59, seine aktuelle Agenda. Nach quick zwei Jahren Pandemie will der CEO des weltweit führenden Personaldienstleisters Adecco die Mitarbeiter und Kunden endlich wieder persönlich treffen. Deutschland, Brasilien, Mexiko, so lauten die Reiseziele des Managers, der den Schweizer Konzern sei 2015 führt.
Zum „Reconnecting“ kann Dehaze auch anderen CEOs nur raten. „Die Zeit ist reif, dass Unternehmen so schnell es geht die Bindung zu ihren Mitarbeitenden wiederaufbauen“, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Lockdown und dauerhaftes Homeoffice haben aus seiner Sicht in vielen Unternehmen zu Brüchen geführt – und zu schweren Belastungen für Führungskräfte und Mitarbeiter.
Dehaze ist selbst Chef von 34.000 Menschen, die für den Personaldienstleister tätig sind. Der gebürtige Belgier bekommt in seinem Job aber ebenso tiefen Einblick in das aktuelle Seelenleben anderer Unternehmen und lässt dies regelmäßig in Umfragen untersuchen. „Wir sehen eindeutig, dass sehr viele unter den Arbeitsbedingungen in der Pandemie gelitten haben“, resümiert der Adecco-Chef.
Die langfristigen Folgen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aus seiner Sicht zwar noch nicht absehbar. Doch Dehaze befürchtet: „Burn-out droht die nächste Pandemie zu werden.“
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Klar ist für ihn: Nach zwei Jahren Coronapandemie ist es für Mitarbeiter sehr ermüdend, noch immer nur im Homeoffice zu sitzen. Dehaze beobachtet, dass sich die Produktivität durch die Arbeit am heimischen Schreib- oder Küchentisch zwar nicht verschlechtert hat. Erhöht hätten sich für viele aber die Belastung und der Stress.
„Da kommen mehrere Faktoren zusammen: Digitalisierung und Automatisierung der Arbeit nehmen rasant zu, es gibt auch stressige Situationen mit der Familie im Homeoffice“, sagt der Adecco-Chef. Dazu kommt die Einsamkeit, die nicht nur Mitarbeiter erleben. „Tausende Studenten haben ein Studium begonnen, ohne großen persönlichen Kontakt zu Kommilitonen und der Uni. Das ist enorm schade für diese Era.“
Mit problematischen Folgen durch die Belastungen in der Pandemiewelt rechnen viele Experten. In den USA sind die Burn-out-Erkrankungen unter Angestellten auf ein Allzeithoch geschnellt, berichtet der dortige Psychologen-Verband. Drei von fünf Angestellten berichten in dieser Umfrage über sinkende Motivation und Energie in ihrem Job.
Es fehlte an emotionaler Intelligenz
Für den Adecco-Chef ist dies auch eine Folge von Führungsmängeln in Unternehmen. „Die meisten Führungskräfte sind nicht intestine mit der psychischen Belastung der Mitarbeitenden im Homeoffice umgegangen“, sagte er. „Das ist auch nachvollziehbar, weil sie dies nicht gewohnt waren und es an der in dieser Scenario wichtigen emotionalen Intelligenz fehlte.“ Gerade die jüngeren Führungskräfte habe dies völlig unvorbereitet getroffen.
Dabei haben Mitarbeiter in allen Unternehmen andererseits auch die Vorteile der „Heimarbeit“ schätzen gelernt. Adecco selbst hat 15.000 Menschen weltweit befragt: Die gewonnene Flexibilität im Arbeitsalltag, Verzicht auf dauerndes Pendeln – all das wollen sich die Angestellten nicht mehr nehmen lassen.
Eine Rückkehr zum alten Arbeitsmodell mit einem 9-bis-17-Uhr-Job im Büro wird es aus Sicht des Adecco-Cooks nicht geben. Doch 100 Prozent Homeoffice hält er weder für die Mitarbeitenden noch für das Unternehmen für sinnvoll und ratsam: „Die Menschen brauchen den Kontakt, die Nähe, sie müssen gefördert werden.“
Bei Adecco hat der Chef klare Vorstellungen, wie ein Reconnecting funktioniert. Dehaze legt großen Wert darauf, dass die Mitarbeitenden des Personaldienstleisters in Zukunft mindestens zwei Tage die Woche im Büro verbringen, dort in Präsenz an Projekten arbeiten, sich austauschen und gefördert werden.
Nur so könne auch mit neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen eine gemeinsame Kultur entwickelt werden. „Ich bin überzeugt: Kreativität und Suche nach Innovationen sind viel stärker, wenn Menschen persönlich zusammenkommen und nicht nur in Videokonferenzen sitzen.“
Dehaze beobachtet, dass sich in vielen Unternehmen nun eine 50-zu-50-Regel etabliert: Nur die Hälfte der Arbeitszeit additionally soll am heimischen Schreibtisch verbracht werden. Für die Führungskräfte sei auch eine solche Aufteilung herausfordernd genug: „In einer Submit-Covid-Unternehmenskultur muss und wird das Vertrauen untereinander eine viel größere Rolle als früher spielen“, sagt Dehaze. „Das ist nicht leicht zu schaffen. Wenn in einer Firma schon vor Covid wenig Vertrauen vorhanden conflict, ist das für die nächste Section katastrophal.“
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