Mehr als 100 neue Panzer soll die Bundeswehr einem Bericht zufolge beim Rüstungskonzern KNDS bestellen. Darunter auch solche, die über eine weltweit einzigartigen Technologie verfügen.
Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS steht möglicherweise vor einem weiteren Großauftrag der Bundeswehr. Nach Informationen des „Spiegel“ plant das Verteidigungsministerium den Kauf von über 100 gepanzerten Transportfahrzeugen des Typs „Boxer“, darunter etwa 80 Radhaubitzen der Variante RCH 155. Diese Haubitzen, mit einem Kaliber von 155 Millimetern, sind in der Lage, aus voller Fahrt zu schießen und gelten als technologisch weltweit einzigartig.
Die Ukraine wird als Erstkunde bis Anfang 2025 die ersten Exemplare dieses Modells erhalten. Die Kosten für eine erste Tranche von rund 80 Systemen belaufen sich auf über zwei Milliarden Euro. Diese Summe ist im Wirtschaftsplan des 100-Milliarden-Sondervermögens für die deutsche Armee vorgesehen. Das Verteidigungsministerium plant, dem Bundestag den entsprechenden Vertrag im vierten Quartal zur Genehmigung vorzulegen. Die Anfrage an KNDS umfasst insgesamt über 300 Haubitzen, weit mehr als die Bundeswehr selbst benötigt.
Hintergrund ist das Interesse von Großbritannien und anderen NATO-Partnern an diesem Waffensystem. Diese sollen sich später aus dem Rahmenvertrag bedienen können. Zusätzlich zu den Radhaubitzen interessiert sich die Bundeswehr auch für eine Boxer-Variante mit dem unbemannten Turm RCT30, der bisher nur auf dem Schützenpanzer „Puma“ verwendet wird. Die 30-Millimeter-Bordkanone des „Puma“ hatte im März bei einer Übung in der Slowakei vor NATO-Befehlshabern, darunter auch der Bundeswehr, überzeugt. Dies führte zu der Idee, den Boxer mit Turm und Bordkanone des „Puma“ auszurüsten. Der vierachsige Radpanzer bietet den Vorteil, wendiger und schneller zu sein als ein Kettenpanzer.
Für KNDS wäre dieser Auftrag ein willkommener Ersatz für einen geplatzten Vertrag über mehr als hundert Leopard-Panzer mit den italienischen Streitkräften. Ende Juni hatte sich der Konkurrent Rheinmetall mit Rom über die Lieferung seines Kampfpanzers Panther verständigt, der allerdings noch nicht im Einsatz ist.