Die Broilers aus Düsseldorf haben ihr erstes Weihnachtskonzert gespielt. Es war ein Mix aus Eskalation und Besinnlichkeit – gerade richtig kurz vor Heiligabend.
In anderen Städten werden kurz vor den Feiertagen in vollen Stadien Weihnachtslieder gesungen. In Köln etwa, auch in Dortmund kommen dazu Zehntausende zusammen. Düsseldorfs größter Weihnachtschor zwei Tage vor Heiligabend ist zwar weitaus kleiner, aber bestimmt nicht leiser. Denn Gastgeber sind die Broilers, die bei ihrem ersten von zwei Weihnachtskonzerten für mehr als Festtagsstimmung in der seit Wochen ausverkauften Mitsubishi-Electric-Halle sorgen. Die Broilers auf einer Bühne ihrer Heimatstadt: einfach ein Brett.
Fünf hoch gewachsene buschige Tannen auf der Bühne, dekoriert mit reichlich Lichterketten, Flitter, ein gemütliches Feuer im Kamin, Rentier-Haarreifen und Zipfelmützen im Publikum – in der Halle in Oberbilk könnte auch ein kleines Familientreffen stattfinden. Doch alle sind an diesem Abend gekommen, um Weihnachten mit den Broilers zu feiern. Weniger besinnlich als mit der Familie oder im Stadion, dafür rockig und laut. „Christmas time (again)“ könnte man sagen oder singen, denn auch im Vorjahr hatten die Düsseldorfer an zwei Tagen schon zur etwas anderen Weihnachtsparty geladen.
77 Prozent Eskalation, 23 Prozent Besinnlichkeit
Lautete vor zwölf Monaten beim ersten „Santa’s Action-Club“ der Untertitel noch „70 Prozent Eskalation und 30 Prozent Besinnlichkeit“, so haben die Broilers um Frontmann Sammy Amara jetzt das Verhältnis auf 77 zu 23 zugunsten der Eskalation nach oben geschraubt. Als nach dem ruhigen Start mit „Feliz Navidad“ und einem weihnachtlichen Intro „Zurück zum Beton“ gespielt wird, ist von einer vorweihnachtlichen Besinnlichkeit in der Halle nichts mehr zu spüren.
Die Broilers liefern fortan Weihnachtssongs gepaart mit ihren eigenen Liedern. Zwischendurch hält die Band inne, kommt zusammen am Kamin, trinkt auf der Bühne Sektchen und Glühwein. Amara nennt es das „Weihnachtswohnzimmer“, in dem ein kleines Ständchen von Schlagzeuger Andi Brügge auf der Blockflöte nicht fehlen darf. Amaras Krawatte ist zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr um seinen Hals gebunden, die hat er schon bei „Schwer verliebter Hooligan“ abgelegt.
Nach der Blockflöte wagt sich Brügge an die Triangel: Zu klein ist das erste Instrument – kaum zu hören in der vollen Halle. „Wie groß kann eine Triangel werden? Und wie muss man sie stimmen?“, fragt Frontmann Amara, nachdem sein Band-Kollege dann eine menschengroße Triangel auf die Bühne gehievt hat.
Konfettiparty in Regenbogenfarben
Es geht weihnachtlich weiter im gemütlichen Wohnzimmer, ehe die Broilers „Ruby Light & Dark“ und „Meine Familie“ samt einer weiteren Eskalation spielen. Bei „Alice und Sarah“ gibt es eine Konfettiparty in Regenbogenfarben. „Kein Bock auf die menschenverachtende Scheiße, die sie gelabert hat“, sagt Amara in Richtung der Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel. Der Applaus des Publikums ist ihm sicher.
Nach zwei Stunden Eskalation und viel Besinnlichkeit spielen die Broilers auch an Weihnachten zum Abschluss wie immer den Song „Blume“. Am Samstagabend steigt ihr letztes Konzert 2023. Bevor im nächsten Jahr das 30-jährige Bestehen der Band gefeiert wird – vielleicht ja mit dem dritten Teil des „Santa’s Action-Club“ –, heißt es dann auch für die Broilers und Düsseldorfs größten Weihnachtschor: „Driving in my car / I’m driving home for Christmas / Driving home for Christmas / With a thousand memories.“