Der Bundeswirtschaftsminister hat konkrete Vorstellungen, wie der Wandel hin zu grüner Energie überbrückt werden kann.
Berlin Zur Sicherung der Energieversorgung wird Deutschland nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf Dauer Wasserstoff importieren müssen. „Wenn wir nicht 5 oder 10 Prozent der Landesfläche mit Windkraftanlagen vollstellen wollen – das halte ich auch für absurd – brauchen wir Wasserstoffimporte“, sagte Habeck am Mittwoch bei einer Veranstaltung von Tagesspiegel, Zeit, Handelsblatt und Wirtschaftswoche.
Deutschland werde nicht mehr ewig fossiles Gasoline zur Energieerzeugung nutzen, sagte Habeck. Er verwies auf die sogenannte Taxonomie der EU – eine Artwork Kompass, der Investitionen in nachhaltige Technologien lenken soll. Demnach sollen Investitionen in neue Gaskraftwerke bis 2030 als nachhaltig gelten, wenn sie schmutzigere Kraftwerke ersetzen und bis 2035 komplett mit klimafreundlicheren Gasen wie Wasserstoff betrieben werden. „Für diese 13 Jahre brauchen wir Gasoline“, sagte Habeck. Die Bundesregierung sieht Gasoline als Brückentechnologie nach dem Atom- und Kohleausstieg hin auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Energieerzeugung.
Danach werde die Bundesrepublik einen Teil des Wasserstoffs, der Gasoline in der Energieerzeugung zum Teil ersetzen soll, importieren müssen, sagte Habeck. Das sei aber kein Downside. „Warum sollte Deutschland denn nicht mit anderen Ländern Handel treiben auch über Energie?“ Dabei sei es nur wichtig, Energie stärker als bisher aus unterschiedlichen Quellen zu beziehen. Deutschland ist aktuell sehr abhängig von russischen Gasimporten. Eine ähnlich einseitige Abhängigkeit solle sich beim Wasserstoff nicht ergeben, sagte Habeck. „Russland wäre natürlich ein willkommener Associate, uns auch Wasserstoff oder erneuerbare Energie zu liefern, aber nicht das einzige Land.“
Die Gewinnung fossiler Energieträger geschehe in den Herkunftsländern oft in monopolistischen Strukturen, die anfällig für Korruption oder Machtmissbrauch seien, so Habeck. Ein Umstieg auf die Gewinnung erneuerbarer Energien könne eine Probability sein, hier Veränderungen zu befördern. Wasserstoff könne künftig womöglich aus dem arabischen Raum, nordafrikanischen Ländern oder anderen Regionen der Welt importiert werden. Investitionssicherheit setze aber Rechtsstaatlichkeit voraus.
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Harte Kritik an Frankreich
Habeck will zudem die Ökostrom-Förderung reformieren und mit Investoren bei hohen Gewinnen auch Rückzahlungen vereinbaren. Er wolle künftig allgemein sicherstellen, dass es keine Überförderungen mehr gebe, sagte er. Dies gelte beispielsweise für die Erneuerbare-Energien-Branche. „Da werden wir abweichend von der bisherigen Fördermethode, jedenfalls für große Energieparks, genau solche Differenzverträge einführen“, sagte Habeck.
Die sogenannten Differenzverträge sehen vor, dass eine Branche bis zu einem gewissen Maß gefördert wird, wenn sie aber wirtschaftlich arbeitet, fließen Fördergelder an den Staat zurück. „Hier spricht die Marktwirtschaft“, sagte Habeck zu den Plänen, die er bis spätestens zum Sommer vorstellen will.
Dagegen kritisierte der Minister die Energiepolitik Frankreichs mit ihrem Fokus auf Atomstrom als rückständig. „Das, was Frankreich im Second macht, ist eine sehr planwirtschaftliche gedeckelte Energieversorgung einer altmodischen Industrie“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch bei einer Wirtschafts-Konferenz in Berlin. Seine zahlreichen alten Akw müsse Frankreich mit je etwa zwei Milliarden Euro professional Anlage renovieren.
Alte Meiler würden aber immer störanfälliger. Auch Investitionen in neue rechneten sich nicht: „Wenn man neue baut, dauert das alles vier Mal länger und die Kosten gehen ins Gigantische.“ Er sei sich sicher, Atomenergie werde kein Wettbewerbsvorteil für den Nachbarn. „Wir treffen uns 2030“, sagte er mit Blick auf Frankreich. Deutschland setze dagegen auf erneuerbare Energie: „Es wird ein Standortvorteil für die deutsche Wirtschaft sein, diesen Weg zu gehen.“
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