Fast 70 Restaurants griff Christian Rach zwischen 2005 und 2017 unter die Arme. Sechs Jahre nach der letzten „Testung“ fällt die Bilanz jedoch ernüchternd aus.
Mut und Ideenreichtum, eine gut ausbalancierte Speisekarte und ein sauberer Arbeitsbereich: Wenn es um das Fundament einer soliden und nachhaltigen Restaurantbewirtschaftung geht, dann stehen genau diese Dinge bei Christian Rach ganz oben auf der Liste. Mit diesem Wissen wollte der Sternekoch andere Gastronomen vor dem Scheitern bewahren.
Im Spätsommer 2005 trat der damals 48-Jährige sein TV-Amt als „Restauranttester“ an. In der ersten Staffel nahm er gleich sieben Restaurants unter die Lupe, griff den Betreibern unter die Arme – jedoch nicht immer erfolgreich.
Viele Restaurantbesitzer scheiterten
Denn 18 Jahre nach dem Debüt des beliebten TV-Formats, das im Durchschnitt etwa sechs Millionen Menschen vor die Bildschirme lockt, sind nur noch wenige der Restaurants geöffnet. Von 64 Lokalitäten, die zwischen den Jahren 2005 und 2017 an dem TV-Format teilgenommen hatten, werden heute nicht mal mehr ein Zehntel noch vom Ur-Besitzer betrieben.
Aus der ersten Staffel gibt es heute nur noch das „Petit Frank“. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten hieß das Restaurant noch „Ars Vivendi“. Im Rahmen der Sendung wurde das Lokal von Frank Ollhoff jedoch umbenannt. Wohl eine richtige Entscheidung – denn auch heute serviert „Petit Frank“ noch immer feine französische Küche.
Ebenfalls im Hier und Jetzt noch als Chefin ihres eigenen Restaurants tätig ist Heidi Hamel, auch bekannt als „Eis-Heidi“. Mitten im Zentrum der Barlachstadt Güstrow gelegen, erfreut sich das „Markt 7“ vor allem bei Flammkuchen-Fans großer Beliebtheit. Die Restaurant-Chefin präsentiert auf der Homepage auch heute noch stolz ihre „Restauranttester“-Erinnerungen: „Herr Rach hat mich gelehrt zu kämpfen! Ihn zu treffen war das Größte für mich“, so „Eis-Heidi“.
Auch „Franks Piraterie“ in Bad Gandersheim, „Wunderbar“ in Cottbus und „Tortenboss“ in Krefeld sind nach dem „Restauranttester“-Projekt noch immer geöffnet und werden nach wie vor vom Ur-Besitzer betrieben. All die anderen Restaurants wurden entweder später geschlossen, umbenannt oder von einem neuen Besitzer übernommen.
Aber warum hat es bei den anderen Restaurants nicht gereicht? Die Gründe dafür sind sicherlich vielschichtig. Übermut, Misswirtschaft, Konkurrenzdruck, private Dramen: Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich an den vielen ehemaligen Format-Standorten scheinbar so einiges an Problemen angehäuft.
„Wer zu wenig Gespür für den Gast hat …“
Für einige Beobachter, Experten und Begleiter ist aber auch das Aushängeschild der Sendung mitverantwortlich für den Untergang von vielen Restaurants. Christian Rach hingegen sieht das ein bisschen anders. In einem Interview von 2018 entgegnet der Sternekoch: „Wer zu wenig Gespür für den Gast hat, der braucht sich nicht zu wundern, wenn der Pleitegeier über seinem Laden kreist.“
Es sei aber nicht nur der Umgang mit den Gästen zumindest fragwürdig gewesen, auch das Thema Selbsteinschätzung habe diverse Male Träume zum Platzen gebracht: „Viele Leute unterschätzen die Arbeit. Da gibt es zum Beispiel die Ärztin, die glaubt, sie könne neben ihrer Praxis noch ein Restaurant führen. Da gibt es alte Griechen, die glauben, sie bräuchten nur an ihrem Tisch zu sitzen, und schon stellte sich von selbst griechische Atmosphäre ein“, so Rach.
Geht man in die Tiefenanalyse, dann markiert jedes Scheitern natürlich ein Einzelschicksal. Flächendeckend kann man aber durchaus festhalten, dass viele Restaurantbesitzer, die beim „Restauranttester“-Projekt teilgenommen haben, vermutlich einfach ab einem gewissen Punkt überfordert waren.