Nach der Zulassung von Krypto-ETFs schien der Bitcoin-Kurs in den Rallye-Modus zu schalten. Doch nun ist der Aufschwung vorbei. Alles nur ein Strohfeuer?
Nach der ersten Euphorie scheint sich auf dem Kryptomarkt Ernüchterung breitzumachen. Hatte der Bitcoin seit Anfang Dezember bis vor gut einer Woche nach der erstmaligen Zulassung spezieller Börsenfonds insgesamt 30 Prozent auf rund 49.000 US-Dollar zugelegt, notiert er im Moment deutlich niedriger. Am Samstag kostete die älteste und bekannteste Digitalanlage rund 41.500 US-Dollar.
„Nach der erstmaligen Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETFs in den USA herrscht am Markt Katerstimmung“, kommentierte Kryptoexperte Timo Emden von Emden Research. Die Anleger befänden sich offensichtlich in einem Faktencheck mit nüchterner Betrachtungsweise. Die jüngste Kursentwicklung zeige, dass die ETF-Zulassung kein Freifahrtschein für weiter steigende Kurse sei.
Krypto-Experte bleibt skeptisch
Der Investigativjournalist Zeke Faux zeichnet in einem Interview mit „capital.de“ ein düsteres Bild von der Zukunft des Bitcoins. „Ich habe zwei Jahre lang die Welt bereist, um herauszufinden, wofür all diese Coins gut sein sollen und um zu sehen, ob etwas hinter dieser verrückten Blase steckt. Und alles, was ich sah, waren Hype und Betrug“, sagt Faux.
Obwohl er bei Bitcoin die Grenze zu einer Religion längst überschritten sieht, glaubt er nicht daran, dass Bitcoin die Lösung aller globalen Probleme ist – von Armut bis zum Weltfrieden. „Damit Krypto noch ein Erfolg werden kann, muss die Branche unbedingt Anwendungsfälle erfinden, die für normale Menschen interessant sind. Und das haben sie noch nicht getan“, so Faux weiter.
Aus diesem Grund wäre es alles andere als nachhaltig, wenn die Kurse grundlos immer weiter nach oben gehen. Anders sei es mit Künstlicher Intelligenz (KI). Alles startete mit einem Hype, aber inzwischen nutzen viele ChatGPT. „Hier wurde etwas geschaffen, das die Leute nutzen wollen. Das haben Kryptounternehmen nicht geschafft.“
Bitcoin als digitales Gold
Fans digitaler Währungen sehen in Bitcoin das digitale Gold. Ihre Rechnung ist einfach: Da das Angebot von Bitcoin begrenzt ist und auf eine immer größere Nachfrage trifft, sollte der Bitcoin-Kurs steigen. Dabei spielte der Wert ursprünglich keine Rolle. Bei digitalen Währungen gibt es keine Bank und keinen Staat, die das Netzwerk kontrollieren. Die Sicherheit von Kryptowährungen beruhen auf der Kombination aus kryptografischen Verfahren und dem dezentralen Charakter der Blockchain-Technologie.
„Krypto war einfach so eine gute, mächtige Geschichte“, sagt Faux. „Es ging immer um die Zukunft des Geldes, was hohe Wertzuwächse versprach. Jeder kennt irgendwen, der mit Bitcoin oder Ethereum viel Geld verdient hat. Und die Aufsichtsbehörden haben nie richtig hingeschaut. Das ist eine der wichtigen Lektionen aus dem Ganzen: Es macht Sinn, die Finanzmärkte zu regulieren.“
Kurse rauf oder runter
Zeke Faux, Journalist und Autor des Buches „Number go up“, hält es für sehr wahrscheinlich, dass die Menschen nach und nach das Interesse an den meisten Kryptowährungen verlieren werden. „Wenn es keine sinnvollen Anwendungen geben wird, wird der Preis sinken“, sagt Faux.
Dagegen erhoffen sich Fachleute durch Bitcoin-ETFs einen besseren Ruf, von dem auch andere Kryptowährungen wie Ether profitieren könnten. Hinzu kommt die Hoffnung, dass die neuen ETFs frisches Geld anziehen und den Kursen Auftrieb verleihen. Wer am Ende Recht behält, wird wohl erst die Zukunft zeigen.