Während Birkenstock kräftiges Wachstum erwartet, schraubt der SAP-Konkurrent Salesforce aus den USA seine Erwartungen nach unten – Ist das der Auftakt für eine Trendwende an den Märkten?
Der Dax dürfte an diesem Freitag mit kleinen Verlusten in den letzten Handelstag im Mai starten. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex etwa zweieinhalb Stunden vor dem Xetra-Handel 0,1 Prozent niedriger auf 18 480 Punkte.
Trotz des jüngsten Rückschlags von seinem Rekordhoch bei 18.892 Punkten hat sich die alte Börsenregel „Sell in may and go away“ für die Anleger bis dato nicht ausgezahlt. Mit einem Plus von über drei Prozent war der Mai ein guter Monat für den Dax. Zwischenzeitlich hatte er ja sogar über fünf Prozent zugelegt, bevor sich die Zinssorgen der Anleger wieder stärker bemerkbar machten.
Einige zweifeln inzwischen an den schon sicher geglaubten Zinssenkungen in der Eurozone und den USA. Am kommenden Donnerstag steht die Entscheidung der Europäischen Zentralbank an. Experten rechnen mit einer ersten Leitzinssenkung nach einer längeren Zeit mit straffer Geldpolitik im Kampf gegen die Inflation.
Die US-Konjunkturdaten hatten am Donnerstag die Zinssorgen gelindert. So zeigten neue
Wachstumszahlen, dass die Wirtschaft in den USA im ersten Quartal stärker an Tempo verloren hat als bislang gedacht. Zudem waren die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe etwas stärker gestiegen als erwartet. Diese Nachrichten nährten wieder ein Stück weit die zuletzt etwas abgeschwächten Zinssenkungserwartungen.
Der Sandalen-Hersteller Birkenstock erwartet nach einem schwungvollen Quartal auch im Gesamtjahr bessere Geschäfte. Der Umsatz dürfte im Geschäftsjahr 2023/24 (Ende Oktober) währungsbereinigt um ein Fünftel klettern, teilte die Birkenstock-Holding in London mit.
Bisher hatte das Unternehmen 17 bis 18 Prozent als Ziel anvisiert. Birkenstock-Chef Oliver Reichert sieht weiterhin große Chancen mit den bestehenden Produkten, die seiner Aussage nach nur begrenzt von Modetrends abhängen.
Im zweiten Geschäftsquartal (Ende März) konnte Birkenstock den Umsatz um 22 Prozent auf gut 481 Millionen Euro steigern. Vor allem Asien wuchs dabei stark. Die Bruttomarge ging allerdings zurück, weil Birkenstock die Produktion ausbaut und das übergangsweise belastete. Zudem hatte die Firma nach eigenen Angaben höhere Personalkosten zu schultern.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs daher weniger stark als der Erlös um sieben Prozent auf 162 Millionen Euro. Die entsprechende Marge betrug 33,7 Prozent. Im Gesamtjahr soll sie bei 30 bis 30,5 Prozent landen.
Unter dem Strich sprang der Gewinn um 45 Prozent auf 72 Millionen Euro nach oben. Im Vorjahreszeitraum belasteten höhere Fremdwährungsverluste, aktienbasierte Vergütungen und Umbaukosten. Nach einem schwachen Start notiert der Kurs inzwischen über dem Ausgabepreis von 46 US-Dollar. Vorbörslich kletterte der Kurs am Donnerstag auf über 54 Dollar.
Im ersten Quartal lag der Umsatz von SAP-Rivale Salesforce bei 9,13 Milliarden Dollar und damit unter den Markterwartungen von 9,18 Milliarden. Das Unternehmen hat mit seinem Ausblick auf das zweite Quartal die Anleger enttäuscht. Der Umsatz werde im zweiten Vierteljahr 9,2 und 9,25 Milliarden Dollar liegen, teilte der Konzern bereits am Mittwochabend mit. Analysten hatten LSEG-Daten zufolge mit 9,37 Milliarden gerechnet.
In einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld mit steigender Inflation und anhaltend hohen Zinsen hielten sich die Kunden offenbar mit Investitionen in Softwareunternehmen zurück. Die Salesforce-Aktie brach daraufhin im nachbörslichen US-Handel um über 17 Prozent ein. Im gestrigen Tagesverlauf erhöhten sich die Verluste auf über minus 20 Prozent.