Wer lieferte die spannendsten Krimifälle? Wer überzeugte, wer enttäuschte? t-online zieht „Tatort“-Bilanz – und hat dafür auch 2023 wieder eine Umfrage ausgewertet.
Es erinnert alles ein wenig an das Jahr 2022. Auch die zurückliegenden zwölf Monate endeten aus Sicht der „Tatort“-Programmmacher nicht gerade versöhnlich. Wieder war es ein Weihnachtsfeiertag, der der ARD ein Negativrekord bescherte: Nur 5,04 Millionen Menschen sahen sich den letzten „Tatort“ des Jahres im Ersten an – „Kontrollverlust“ aus Frankfurt war damit der schwächste Fall 2023.
Nicht die einzige schlechte Nachricht aus den ARD-Anstalten. Ihre Ermittlerteams, von München bis Hamburg, von Berlin bis Dortmund, erreichten so wenige Zuschauer wie seit 2011 nicht mehr. Der Rückgang bei den TV-Quoten von 8,9 Millionen Menschen auf durchschnittlich 8,6 Millionen betrifft bei insgesamt 35 neuen Krimis aber ein Team nicht: das Duo aus Münster. Dieses konnte auch 2023 trotz allgemeinem Reichweitenrückgang wieder Bestmarken sammeln.
Münster-„Tatort“ auch 2023 unschlagbar
Auch in der t-online-Umfrage zeigt sich dieses Bild. Auf die Frage, welches „Tatort“-Team 2023 am meisten überzeugt hat, wählen 27,59 Prozent der Befragten Thiel und Boerne aus Münster. Damit ist dem von Axel Prahl und Jan Josef Liefers gespielten Duo der Spitzenplatz nicht zu nehmen. Doch der Abstand zu den Zweitplatzierten schmilzt. Das Kölner Team Ballauf und Schenk kommt 2023 auf 14,92 Prozent, auf Platz drei mit 12,89 Prozent landen Eisner und Fellner aus Wien.
Immer mehr Menschen finden Münster-„Tatort“ doof
Jeder dritte „Tatort“-Fan favorisiert das Ulkduo aus Münster: Das war einmal. Schließlich fanden auch 2021 33,4 Prozent der Befragten noch Münster am besten, jetzt geht es sogar erstmals unter die Marke von 30 Prozent.
Interessant ist allerdings, wie sehr Liefers und Prahl auch weiterhin polarisieren. Kein anderes „Tatort“-Duo ist so erfolgreich, kein anderes spaltet so sehr die Massen. Denn in einem zweiten Teil der t-online-Umfrage sollten die Teilnehmer beantworten, welches „Tatort“-Team am wenigsten überzeugt hat. Und siehe da: Auch dort führen die Münsteraner. Diesmal sind es satte 21,95 Prozent, die für dieses bemerkenswerte TV-Zeugnis sorgen. Hier ist im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen: 2022 sagten nur 14,29 Prozent, am wenigsten vom Münster-„Tatort“ überzeugt zu sein.
Eine Bilanz, die ebenfalls nicht neu ist. Im Vorjahr zeigte sich ein ähnliches Bild, wenngleich eben mit etwas weniger Negativbewertungen für Thiel und Boerne. Dennoch ändert sich nichts an der Erkenntnis: Axel Prahl und Jan Josef Liefers sorgen mit ihren oft klamaukigen Krimiausgaben für gemischte Reaktionen.
Offenbar ein Erfolgsrezept, wie die blanken Zahlen zeigen. So landeten die zwei neuen Münster-Folgen auf den ersten beiden Quotenplätzen 2023: Die höchste Reichweite holte „MagicMom“ mit 13,9 Millionen Menschen, „Der Mann, der in den Dschungel fiel“ schaffte es auf 11,6 Millionen. Ebenfalls zweistellig in der Bilanz: Die Kölner Episode „Abbruchkante“, die auf 10,1 Millionen Zuschauer kam.
Der Murot-„Tatort“ scheint den ARD-Zuschauern zu gewagt
In der t-online-Umfrage schleichen sich Ballauf und Schenk jedenfalls immer mehr an die Münsteraner heran – und polarisieren dabei nicht ansatzweise so stark. Bei der Frage nach den am wenigsten überzeugenden „Tatort“-Auftritten kommen sie nur 2,34 Prozent der Befragten. Klaus Behrendt und Dietmar Bär schicken sich also offenbar an, dem Serienmeister aus Münster ernsthaft Konkurrenz zu machen.
Fast so unbeliebt wie Jan Josef Liefers und Axel Prahl ist nur der Murot-„Tatort“ aus Wiesbaden mit Ulrich Tukur als wohl experimentellsten Ermittler im Krimikosmos der ARD. Er kommt bei t-online auf 12,85 Prozent, wenn es um die schlechtesten Auftritte geht. Was „Tatort“-Zuschauer also offenbar nicht mögen: Ausgefallenes. Nur, dass sich das bei Murot auch in den Quoten niederschlägt, denn sein einziger Fall „Murot und das Paradies“ vom 22. Oktober 2023 lockte eher unterdurchschnittliche 5,95 Millionen Menschen vor die Röhren.