Der Gründer von Aleph Farms will kultiviertes Fleisch aus dem Labor in den Massenmarkt bringen.
(Foto: image alliance/dpa)
Tel Aviv Laborfleisch ist ein großes Versprechen: Es schont Ressourcen, kommt ohne Massentierhaltung aus – und auch die meisten Grillfeste dürften friedlicher verlaufen, wenn keine Tiere mehr auf den Rost kommen und Papa trotzdem sein Steak bekommt. Eine Kooperation des israelischen Begin-ups Aleph Farms mit Wacker Chemie aus München könnte dem Friedenssteak nun zum Durchbruch verhelfen.
Denn noch ist das kultivierte, additionally im Labor gezüchtete Fleisch extrem teuer. Die Herstellung eines Kilogramms kostet oft Tausende Greenback. Durch die Verwendung von Wackers neuem Wachstumsmedium für die Züchtung des Gewebes könnten die Preise für diese Proteine nun aber „um das Tausendfache“ sinken, sagt Didier Toubia, der 48-jährige Gründer und CEO von Aleph Farms.
Gleichzeitig würde auch die Qualität der Moleküle verbessert. Bis Ende 2022 soll das erste Steak aus Zellkulturen „zu einem Premiumpreis“ auf den Markt kommen, erklärt der in Frankreich geborene Israeli Toubia.
Im Jahr 2027 soll ein kultiviertes Stück Fleisch dann gleich viel kosten wie ein traditionelles Steak. Das könnte der endgültige Durchbruch des tierleidfreien, CO2-sparenden Laborfleischs sein.
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Didier Toubia betont: Aleph Farms produziert keinen Fleischersatz, sondern echtes Fleisch. Damit verfolgt er auch ökologische Ziele: „Wir ändern lediglich den Prozess, wie das Fleisch produziert wird, mit einem Bruchteil der Ressourcen, ohne Kohlenstoff- oder Methanemissionen, auch ohne Antibiotika.“
Laborfleisch als natürlichere Various zu Fleischersatz
Sein Produkt sei natürlicher als viele vegetarische Alternativen und könne mithilfe von Wackers Technologie effizienter und kostengünstiger hergestellt werden. Proteinbestandteile im Wachstumsmedium machen aktuell bis zu 90 Prozent der Kosten aus. Damit sei eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Marktreife des kultivierten Fleischs überwunden.
Die Vereinbarung der deutschen und israelischen Associate sieht den Verkauf der Technologie an alle weltweit rund 40 Firmen vor, die kultiviertes Fleisch herstellen. Toubia befürchtet nicht, dass das seinem Geschäft schaden könnte. Im Gegenteil: Der Weltmarkt für Fleisch wird auf 1,2 Billionen Greenback geschätzt und wächst weiter. Da gebe es viel Platz für weitere Unternehmen. Daher sieht der Israeli sein erstes Ziel darin, die neue Produktionsmethode zum Nutzen der gesamten Branche zu fördern. Seine mittelfristigen Ziele sind dennoch alles andere als bescheiden: „Wir wollen ein weltweit führendes Lebensmittelunternehmen werden, das mehrere Milliarden Greenback umsetzt.“
Hyperlinks im Bild die Rinder-Stammzellen, aus denen im Labor in drei bis vier Wochen ein Steak gezüchtet wird.
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Sechs große Fleischproduzenten konnte Toubia davon überzeugen, in sein Begin-up zu investieren: Zum Beispiel die brasilianische BRF, eines der größten Lebensmittelunternehmen der Welt; die Schweizer Migros, die die größte Supermarktkette des Landes und viele Gastronomiebetriebe betreibt, oder den multinationale Lebensmittelhändler Cargill aus den USA, eines der größten Unternehmen der Welt.
Auch Hollywoodschauspieler Leonardo DiCaprio ist als Investor und Berater dabei. DiCaprio sei fasziniert vom Potenzial des Laborfleischs, den Klimawandel einzudämmen, sagt Toubia. Aleph Farms sei nämlich das einzige Unternehmen der Branche, das sich zur CO2-Neutralität verpflichtet hat. Toubia sieht sich als grünen Unternehmer: Wenn vermehrt kultiviertes Fleisch konsumiert werde, könnten auch Wasserkonsum und Flächenbedarf für den Tierfutteranbau reduziert werden. Smart Ressourcen im Kampf gegen den Klimawandel.
Die Massentierhaltung im Labor bekämpfen
Toubia hat in Dijon Biologie und Lebensmitteltechnologie studiert und später an der israelischen Enterprise College Kellogg-Recanati einen Grasp of Enterprise Administration gemacht. Er trauert der traditionellen Viehzucht aus emotionalen Gründen nach, früher hätten die Bauern noch eine Beziehung zu den Tieren gehabt. Doch in der Massentierhaltung würden die Kühe und Schweine ausschließlich als Proteinlieferanten gesehen.
In der „Begin-up-Nation Israel“ profitiere er davon, dass die Zellforschung und -biologie anders als in vielen westlichen Ländern auf wenig Widerstand stoße und bereits eine gewisse Custom habe. Zudem finanziere die staatliche Innovationsbehörde einen Teil des Entwicklungsbudgets über einen Inkubator, der dem Strauss-Konzern gehört – einem der großen Nahrungsmittel- und Getränkekonzerne in Israel.
Derzeit steht Toubia in Kontakt mit den zuständigen Behörden in den USA und in der EU, um die Zulassungen für den Verkauf seines Fleisches zu erhalten. Er spricht auch mit religiösen Autoritäten, Imamen und Rabbinern. Sie sollen seine Steaks als „halal“ beziehungsweise „koscher“ anerkennen.
Auf besonders große Probleme stoße er allerdings vor allem in Indien: „Dort müssen wir beweisen, dass die Kuh bei der Entnahme der Zellen nicht verletzt wird.“
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