Nach einer Razzia im „Weißen Riesen“ werden auf einen Schlag Hunderte Menschen aus Duisburgs Problemhochhaus abgemeldet. Unterdessen wirbt ein Anbieter mit einer „schönen“ Wohnung in dem Komplex.
Ende Oktober 2024 haben rund 400 Beamte von Polizei und Ordnungsamt das berüchtigte Hochhaus „Weißer Riese“ im Duisburger Stadtteil Hochheide kontrolliert. Ziel der großangelegten Razzia war, herauszufinden, wer tatsächlich in dem Komplex wohnt – und wer dort nur zum Schein gemeldet ist, um Sozialleistungen zu beziehen.
Dazu wurden alle 320 Wohnungen in dem sozialen Brennpunkt überprüft. Doch von insgesamt etwa 1.400 gemeldeten Personen trafen die Einsatzkräfte nur knapp 600 vor Ort an. Zudem wurden 16 Verdächtige vorläufig festgenommen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Nach der Aktion hat die Stadtverwaltung das Melderegister überarbeitet. Nach derzeitigem Stand seien nun nur noch 927 Personen im „Weißen Riesen“ gemeldet, berichtet die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) und bezieht sich dabei auf Informationen der zuständigen Verwaltung. Damit sei fast ein Drittel der ursprünglich gemeldeten Bewohner nicht zu ermitteln und deshalb von Amts wegen abgemeldet worden. Konkret seien es 487.
Möglicherweise waren diese Personen nur angemeldet, um für sie Geld vom Jobcenter zu kassieren – ohne dass sie die Wohnung tatsächlich gemietet hatten. Ähnlich sah die Betrugsmasche beim Kindergeld aus, das für fiktive Kinder beantragt worden war.
Doch wie viel Miete kostet eine Wohnung im „Weißen Riesen“? Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang ein Wohnungsangebot auf dem Portal „Immobilienscout24“. Dort wird in der Ottostraße 64 in Duisburg – unter dieser Adresse befindet sich der „Weiße Riese“-Komplex – eine „schöne, aber renovierungsbedürftige 2 Zimmer Wohnung mit Balkon“ angeboten. Die Wohnung ist den Angaben zufolge 63 Quadratmeter groß, befindet sich in der zwölften Etage und hat neben den zwei Zimmern auch eine Küche und ein Bad.
Die Kaltmiete liegt bei monatlich 350 Euro. Somit ergibt sich ein Schnäppchenpreis von 5,56 Euro pro Quadratmeter. Für die Warmmiete müssen 500 Euro berappt werden, zuzüglich Heizkosten, denn die sind in den 150 Euro Nebenkosten nicht enthalten. Job-Center-Kunden seien als „Mieter selbstverständlich herzlich willkommen“.
Auch die Lage des Objektes scheint laut Inserat eine Reihe von Annehmlichkeiten zu bieten: So verkehren „in unmittelbarer Umgebung der Immobilie einige Buslinien“. Fußläufig erreichbar seien „verschiedene Supermärkte, Bäckereien, Restaurants, ein Café und ein Arzt“. Außerdem gebe es „mehrere Grün- und Parkanlagen, zwei Modegeschäfte, zwei Fitnessstudios, eine Reinigung und eine Bibliothek“.
Der Haken, wenn man denn so will, erschließt sich beim Blick auf die Fotos der Wohnung, die bei „Immobilienscout24“ von der Awrimmo Germany GmbH mit Sitz in Oberhausen angeboten wird. Danach ist die doch sehr günstige Wohnung tatsächlich „schön, aber renovierungsbedürftig“.
Hinzu kommt der berüchtigte Ruf des „Weißen Riesen“. Im vergangenen Jahr geriet das Hochhaus bundesweit in die Schlagzeilen, weil DHL sich weigerte, die Bewohner mit Paketen zu beliefern. Als Grund nannte der Paket- und Briefdienst „bedrohliche Situationen“, in die Zusteller laut eigenen Aussagen immer wieder geraten waren. Mittlerweile wurde der Lieferstopp aufgehoben, die DHL-Zusteller trauen sich wieder in den Wohnkoloss – allerdings nur in Begleitung. Ob beispielsweise ein privater Sicherheitsdienst die Begleitung übernimmt, ließ DHL bislang unbeantwortet.