Pünktlich zum Start des Milli-Vanilli-Films erzählt der beste Freund des verstorbenen Sängers Robert Pilatus von ihrer Freundschaft – zwischen Drogen, Sex und dem tiefen Fall.
In einem geflochtenen Korb bewahrt Robert Wittl all seine Erinnerungen auf. Der 59-Jährige hat sich davor gesetzt, auf einen Stuhl inmitten seines Wäschezimmers, kramt Stapel um Stapel hervor. Irgendwo müssen sie sein, die Bilder mit seinem besten Kumpel. Er wühlt zwischen seinen alten Fotos, den Fotos seiner Eltern, wischt Staub von den Bildern. Es sei ja nun doch etwas her, dass Robert Pilatus gestorben ist. Der Sänger des Popduos Milli Vanilli, einer der bekanntesten Stars der 1990er-Jahre, Wittls bester Freund seit Jugendtagen.
Ende der 80er-Jahre wurden Milli Vanilli weltbekannt, ihr Song „Girl you know it’s true“ zum Ohrwurm. Das Duo tourte um die Welt, gewann sogar einen Grammy. Jeder kannte Robert Pilatus und Fabrice Morvan, „Rob“ und „Fab“.
Film ab 21. Dezember im Kino
Der Film „Girl you know it’s true“ erzählt die Geschichte des Popduos Milli Vanilli. Regisseur Simon Verhoeven und Produzent Quirin Berg verfilmten die Karriere der beiden Musiker aus München. Am 21. Dezember kommt der Film in die deutschen Kinos. Anfang Dezember feierte die Filmcrew bereits Weltpremiere in München.
Doch Wittl war schon mit Robert befreundet, als die Bühne ein weit entfernter Traum war. Sie begegneten sich, als ihr Leben noch gewöhnlich war. Als 15-Jährige in der Münchner Disco „Annabelle“ im Stadtteil Schwabing. Genauer gesagt bei einem Tanzwettbewerb an einem Sonntagnachmittag – der einzige Tag, an dem sie als Minderjährige eine Disco betreten konnten, ohne dass der Türsteher sie davongejagt hätte.
„Er benahm sich schon früh als wäre er ein großer Star“
Das Tanzen sei Robs große Leidenschaft gewesen. „Er trug diesen Overall als ich ihn das erste Mal sah“, sagt Wittl. Rot oder blau sei er gewesen, er erinnert sich nicht mehr. Aber auf jeden Fall einfarbig. Er habe wie Bobby Farrell von Boney M getanzt. „Und er konnte Spagat.“ Überall, wo Trubel war, war auch Pilatus. Er war immer im Zentrum der Aufmerksamkeit, sagt Wittl. „Er benahm sich schon früh als wäre er ein großer Star.“
Der Grund? Laut Wittl war das Robs Familie. Robert Pilatus wurde als Sohn eines US-amerikanischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Mit drei Jahren adoptierte ihn ein Münchner Ehepaar. „Damals gab es kaum Schwarze in München“, sagt Wittl. Rob sei sich als Kind manchmal vorgekommen wie ein Hund, wenn Passanten seine Adoptivmutter fragten: „Der ist aber süß, darf ich den mal streicheln?“ Und Wittl ist sich sicher: „Rob hatte wahnsinnige Energie, wie ich sie danach nicht mehr erlebt habe“.
Von München über London bis hin nach Los Angeles
Als Robert Pilatus berühmt wurde, studierte Wittl gerade noch Immobilienwirtschaft in München. Er erlebte Robs und Fabs Karriere von Anfang an: Wittl erzählt von ihrer Jugend in München, von Reisen nach London, Los Angeles und von Frauen. Diese hätten bei seinem besten Kumpel, dem Popstar, Schlange gestanden.
So beispielsweise bei der Golden Globe Verleihung in Los Angeles, wo Wittl Rob besuchte. „Manchmal waren wir zu zwanzigst unterwegs“, sagt Wittl, „Rob, Fab, ich und 17 Mädels“. Nach und nach habe Pilatus die Frauen in sein Zimmer gerufen. Die „Audienz“, wie Wittl sie nennt, habe teilweise nur 15 Minuten gedauert. „Ich glaube nicht, dass die Mädels davon viel hatten.“
Wittl erzählt auch von den Drogen. „Ich war immer der konservative Part von uns beiden, aber das ist mit Robert nicht schwer“, sagt er. Immer wieder habe sein bester Freund gekokst. „Das passte irgendwie zu seinem Überholspurcharakter“, sagt Wittl. Am Ende waren es auch die Drogen, die ihm das Leben kosteten.