Ein Bericht enthüllt neue Details zum mutmaßlichen Angreifer von Mannheim. Ein Spendenaufruf für den verstorbenen Polizisten stößt derweil auf große Resonanz.
Bei einer Spendenaktion für den ermordeten Polizisten in Mannheim sind in kurzer Zeit über 200.000 Euro zusammengekommen. Das Bündnis der Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaften Blumberg e. V. hatte auf der Plattform Gofundme zu der Spende aufgerufen.
Nachdem der Aufruf ursprünglich mit einem Spendenziel von 20.000 Euro gestartet war, wurden in kürzester Zeit 100.000 Euro gespendet. Daraufhin korrigierte das Bündnis den Spendenzweck. So habe man sich entschieden, „weitere Spendeneingänge auch für ähnlich gelagerte Fälle innerhalb unserer Polizeifamilie“ zu nutzen. Diesem Ziel sei man als gemeinnütziger und eingetragener Verein verpflichtet.
Der Spendenaufruf war am Sonntagmittag erstellt worden, als der Polizist noch am Leben war. Weniger als 24 Stunden später hatten bereits über 10.000 Menschen eine Summe von über 220.000 Euro gespendet.
Bei dem Angriff hatte ein 25-Jähriger am vergangenen Freitagvormittag auf dem Marktplatz in der Innenstadt bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den Polizisten. Der 29-Jährige erlag am Sonntagnachmittag seinen Verletzungen. Der Angreifer mit afghanischer Staatsbürgerschaft hatte dem Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen.
Das Motiv des Verdächtigen ist weiter unklar. Bisher sei der Mann nicht vernehmungsfähig gewesen, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden.
Nach Recherchen der „Welt“ liegt allerdings ein islamistisches Motiv nahe. So habe sich der 25-Jährige zwischen 2020 und 2023 optisch verändert, sich unter anderem einen Vollbart wachsen lassen. Außerdem soll ein Youtube-Zugang, der wohl dem mutmaßlichen Angreifer zuzuordnen ist, in den vergangenen Monaten immer wieder Auftritte eines inzwischen getöteten Predigers geteilt haben: Ahmad Zahir Aslamiyar, dessen Botschaften auch in Gruppen des IS-Ablegers „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ verbreitet werden.
Der junge Mann soll im Jahr 2013 aus Afghanistan nach Deutschland gekommen sein. Sein Asylantrag sei 2014 abgelehnt worden. Es wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur allerdings ein Abschiebeverbot verhängt, vermutlich wegen des jugendlichen Alters. Im Jahr 2023 soll er eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben, weil er mit einer Frau ein Kind mit deutscher Staatsbürgerschaft bekommen habe.
Die Polizei hat mittlerweile ein Hinweisportal eingerichtet und um Mithilfe von Zeugen gebeten: Bild- oder Videoaufnahmen seien von Interesse, teilten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Montag mit. Die Behörden versprechen sich davon mehr Erkenntnisse dazu, wo genau auf dem Marktplatz sich der 25-jährige Täter kurz vor der Attacke am vergangenen Freitag aufgehalten und was er in der Zeit gemacht hat. Videos und Bilder könnten über ein Hinweisportal der Polizei übermittelt werden.
Für den getöteten Polizisten ist eine Trauerfeier geplant. Ein Zeitpunkt sei noch nicht festgesetzt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Die Familie des 29-Jährigen solle erst einmal Raum zum Trauern haben. „Wir brauchen noch etwas Zeit“, sagte der Sprecher.
Zudem fahren Dienstfahrzeuge der Bundespolizei bundesweit mit Trauerflor. Das teilte das Innenministerium am Montagmorgen mit. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) bedankte sich bei den Beamten der Bundespolizei für das Zeichen ihrer Trauer. „Diese Tat zeigt auf furchtbare Weise, wie gefährlich der Dienst von Polizistinnen und Polizisten für unser Land und für unsere Gesellschaft sein kann. Dafür verdienen sie größten Respekt und größte Anerkennung“, zitierte das Innenministerium Faeser in der Mitteilung.