Immer wieder hört man von Menschen, die behaupten, dass Cannabis ihr Leiden lindern konnte. Was aber sagt die moderne Medizin zur Wirksamkeit gegen Krankheiten?
Der Konsum von Cannabis ist seit April für Erwachsene in Deutschland legal. Als medizinisches Heilmittel ist das Kraut bereits seit 2017 zugelassen. Zu diesem Zeitpunkt trat das Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften in Kraft, das den Zugang zu Cannabisblüten und -extrakten für medizinische Zwecke regelte. Patienten mit bestimmten schweren Erkrankungen können seither von den therapeutischen Wirkungen von Cannabis profitieren.
US-Mediziner haben nun auf einer Tagung des American College of Physicians Internal Medicine (ACP) neue Forschungsergebnisse vorgestellt – und dabei drei Krankheiten hervorgehoben, bei denen Cannabis tatsächlich helfen kann.
Einzelne Studien belegen demnach eine Wirksamkeit von Cannabis bei:
Unter neuropathischen Schmerzen verstehen Mediziner dauerhafte, also chronische Schmerzen, die plötzlich und scheinbar grundlos auftreten. Die Ursache ist hierbei eine Fehlfunktion des Nervensystems.
Doch hier steht die Wissenschaft erst am Anfang: Eine Auswertung von 16 Studien konnte lediglich nachweisen, dass der potenzielle Nutzen von Cannabis die potenziellen Schäden bei chronischen Schmerzen überwiegen konnte. Eine weitere Untersuchung wies hingegen darauf hin, dass Cannabis bei chronischen Schmerzen im Vergleich zu einem Placebo einen erheblichen Nutzen haben kann.
Auch beim Thema Schlafstörungen wird Cannabis als Therapie diskutiert. Schließlich werden den Inhaltsstoffen THC und CBD schlaffördernde und beruhigende Eigenschaften nachgesagt. Doch US-Medizinern zufolge gibt es keine eindeutigen Belege dafür, dass der Konsum von Cannabis die Schlafqualität verbessern kann. So ergab eine Auswertung aus dem Jahr 2022, dass weniger als die Hälfte der Studien einen tatsächlichen Nutzen von Cannabis bei Einschlafproblemen belegen konnten.
Auch bei Cannabis als Behandlungsmethode gegen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Epilepsie oder Schizophrenie ist noch weitere Forschung nötig.
Wichtig ist zu betonen, dass neben dem potenziellen Nutzen von medizinischem Cannabis auch Nebenwirkungen auftreten können. Folgenden Beschwerden wurden bei Patienten häufig beobachtet:
Die akuten Nebenwirkungen können innerhalb von Stunden bis Tagen nach dem Konsum auftreten. In seltenen Fällen sind auch Langzeitschädigungen möglich, etwa, wenn Cannabis Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorruft. Ärzte sollten deshalb darauf achten, Cannabis nicht mit anderen Substanzen wie Benzodiazepinen, Opioiden oder Amphetaminen zu verschreiben, so die US-Mediziner. Sonst könnten unter anderem psychische Störungen wie Depressionen und Wahnvorstellungen (Psychosen) bis hin zur Entwicklung einer Abhängigkeit drohen.
Kurzum: Cannabis kann medizinisch sinnvoll eingesetzt werden und das Leiden einiger Patienten lindern. Doch wie jedes andere Arzneimittel auch sollte es nach Absprache mit dem Arzt mit Bedacht und Vorsicht verwendet werden.