Rätselhafte, seltene Erkrankungen fordern Mediziner immer wieder heraus. So auch die nekrotisierende Fasziitis, bei der Betroffene am lebendigen Leib verfaulen.
Eine nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene, aber gefährliche bakterielle Infektion. Sie erstreckt sich über die Haut und die Unterhaut bis in die Bindegewebshüllen und die Faszien und kann diese sehr plötzlich und schnell zerstören. Weil das abgestorbene Gewebe als Nekrose bezeichnet wird, heißt die Erkrankung nekrotisierende Fasziitis. Welche Symptome auf eine solche Infektion hindeuten und wie sie behandelt wird.
Info
Faszien sind Bindegewebsstrukturen, die wie ein Geflecht den gesamten Körper durchziehen und Muskeln, Knochen, Nervenfasern sowie Organe umhüllen, stützen und schützen.
Nekrotisierende Fasziitis – häufige Symptome
Meist tritt die Infektion an den Armen oder den Beinen auf, doch es kann jede Stelle des Körpers betroffen sein. Nicht in jedem Fall ist die Infektion von außen auf der Haut sichtbar. Mitunter zeigen sich bei den Betroffenen aber Bläschen auf der Haut sowie Violett- oder Schwarzfärbungen aufgrund des bereits abgestorbenen Gewebes.
Charakteristische Symptome der nekrotisierenden Fasziitis sind zudem:
- ungewöhnlich starke Schmerzen,
- Fieber und
- ein starkes Krankheitsgefühl.
Im weiteren Verlauf können Verwirrtheitszustände bis zum Bewusstseinsverlust auftreten.
Wichtig
Bei fortschreitendem Absterben von Gewebe nehmen die Schmerzen ab, da dann auch die Nerven absterben und das Gefühl in dem Bereich komplett verloren geht.
Ursachen der seltenen Erkrankung
Ursache der nekrotisierenden Fasziitis ist immer eine bakterielle Infektion. Die Krankheitserreger – meist Streptokokken, Staphylokokken oder Clostridien – geben Giftstoffe ab, die in der Lage sind, Gewebe zu zerstören. Dafür dringen sie durch kleinste Wunden in den Körper ein. Typische Eintrittspforten sind etwa Hautinfektionen (Abzesse), Kratzer, Insektenstiche, Tierbisse oder auch unzureichend desinfizierte Einstichstellen (etwa bei intravenösem Drogenkonsum).
Das rasante Absterben von Gewebe brachte der nekrotisierenden Fasziitis auch den Namen „fleischfressende Bakterien“ ein, obwohl das Gewebe im eigentlichen Sinne nicht gefressen wird.
Häufigkeit und Risikogruppe: Wer ist betroffen?
Die nekrotisierende Fasziitis ist in unterschiedlichen Regionen der Welt mit 0,3 bis 5 Fällen auf 100.000 Einwohner jährlich eine seltene Erkrankung. Darüber liegt lediglich Thailand, wo durchschnittlich 15,5 jährliche Fälle auf 100.000 Einwohner gemeldet werden.
Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer nekrotisierenden Fasziitis erkranken. Zur Risikogruppe zählen jedoch vor allem:
- ältere Menschen,
- Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie
- Personen mit Diabetes, Durchblutungsstörungen oder Lymphabflussstörungen.
Insbesondere bei diesen Risikopatienten besteht das Risiko einer Blutvergiftung (Sepsis), wenn sich die Bakterien weiter ausbreiten und auch in die Blutbahn gelangen.
Ist die nekrotisierende Fasziitis ansteckend?
Die Erreger, die eine nekrotisierende Fasziitis auslösen, kommen typischerweise auf der menschlichen Haut vor und können auch auf andere Menschen übertragen werden. In der Regel ist der Kontakt mit Erkrankten für Menschen mit intakter Haut aber nicht ansteckend.
Nekrotisierende Fasziitis: Diagnose und Behandlung
Bei Verdacht auf eine nekrotisierende Fasziitis ist der erste Ansprechpartner der Haus- oder Hautarzt. Wird die Diagnose gestellt, muss die Therapie unverzüglich erfolgen. Im Anfangsstadium können Antibiotika helfen.
Ist die Erkrankung jedoch fortgeschritten und wurde Gewebe bereits zerstört, muss die befallene Wunde chirurgisch abgetragen werden. Verzögert sich die Behandlung, sinkt die Überlebenschance. In etwa 30 Prozent der Fälle endet die nekrotisierende Fasziitis tödlich. Ältere Personen und Menschen mit Begleiterkrankungen haben ein noch höheres Sterblichkeitsrisiko.