Die Strategie des Rebalancing verspricht Anlegern Sicherheit und gute Einstiegskäufe. t-online erklärt, worauf Sie achten sollten.
Mit einem Wertpapierdepot verhält es sich wie mit einem Blumenbeet: Verlieren Sie es aus den Augen, sind Ihre sorgsam gepflanzten Blumen bald zugewuchert. Ab und an müssen Sie deshalb nachhelfen, ein paar Grashalme ausreißen oder bestimmte Pflanzen umtopfen.
- Börse & Märkte: Vergleichen Sie hier alle Aktien
Ähnlich wie im Garten lohnt es sich auch bei Ihrem Depot, regelmäßig einen kritischen Blick auf Ihr Portfolio zu werfen. Dieses Vorgehen nennt sich Rebalancing, auf Deutsch „Ausbalancieren“. Was genau das ist und wie es funktioniert, erklären wir Ihnen hier.
Beim Rebalancing stellen Sie die ursprüngliche Verteilung Ihres Geldes auf die einst festgelegten Werte wieder her. Dafür prüfen Sie in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel einmal im Jahr, ob die Wertverteilung in Ihrem Portfolio noch Ihren ursprünglichen Vorstellungen entspricht. Schließlich haben Sie zu Beginn Ihres Investments genau abgewogen, wie viel Risiko Sie mit welcher Anlageklasse eingehen möchten.
Als risikoarme Variante gilt zum Beispiel ein Verhältnis von 30 Prozent Aktien auf 70 Prozent Anleihen, als risikofreudig dagegen ein Aktienanteil von 70 Prozent auf 30 Prozent Anleihen. Sie können beim Rebalancing auch auf andere Anlageklassen wie Edelmetalle, Tages- oder Festgeld zurückgreifen.
- Depot eröffnen: So werden Sie in drei Schritten zum Anleger
Um ihr Portfolio besser abzusichern, können Sie auch in mehrere dieser Anlageklassen investieren. Die Absicherung Ihres Portfolios mit mehreren Anlageklassen, die sich je nach Marktlage gegenseitig ausbalancieren, heißt in der Fachsprache Asset Allocation – hier lesen Sie mehr dazu.
Doch egal, ob Sie sich für eine risikofreudige oder eine risikoarme Verteilung in Ihrem Portfolio entschieden haben – der Finanzmarkt ist dynamisch. Das bedeutet: Das Verhältnis bei Ihrer Anlage ist nicht in Stein gemeißelt, sondern verändert sich mit dem Marktgeschehen. Das Rebalancing kann Ihnen helfen, die ursprüngliche Wertverteilung wieder zu erreichen.
Beim Rebalancing stellen Sie das alte Verhältnis, für das Sie sich zu Beginn Ihres Investment entschieden haben, wieder her.
- Beispiel: Sie sind ein ausgewogener Anleger und haben 50 Prozent in Aktien investiert und 50 Prozent in Anleihen. Nach einem Jahr haben sich Ihre Aktien sehr gut entwickelt, der Wert Ihrer Anleihen vergleichsweise schlechter. Auch wenn in der Summe die Gewinne die Verluste möglicherweise ausgleichen, ist Ihr Vermögen nun nicht mehr 50/50 investiert. Mehr als 50 Prozent Ihres Geldes liegt nun in Aktien, da diese besser performt haben.
In unserem 50/50-Beispiel würde Rebalancing also bedeuten, dass Sie einen Teil der gut gelaufenen Aktien verkaufen und dafür bei den schwächer ausfallenden Anleihen so lange nachkaufen, bis Ihr Aktienanteil wieder 50 Prozent beträgt und 50 Prozent Ihres Geldes in Anleihen investiert sind. In welchen Abständen Sie Ihr Portfolio überprüfen, liegt an Ihnen. Gängig ist ein Jahreszyklus, aber Sie können auch alle halbe Jahre oder sogar alle drei Monate das Verhältnis Ihrer Anlageklassen anpassen.
Aber aufgepasst: Jeder Kauf oder Verkauf ist meist mit Transaktionskosten verbunden, die je nach Bank unterschiedlich hoch ausfallen. Zudem müssen Sie auf die Gewinne der verkauften Wertpapiere Steuern zahlen, wenn Sie den Freibetrag von 801 Euro, beziehungsweise 1.602 Euro als Ehepaar, überschreiten.
- Steuern: Das wird beim Aktienverkauf fällig
Das können Sie umgehen, indem Sie das ursprüngliche Verhältnis nicht durch Verkäufe und Zukäufe wiederherstellen, sondern nur durch Käufe. Bei unserem Beispiel bedeutete dies also, dass keine Aktien verkauft werden, sondern so lange Anleihen dazugekauft werden, bis das Verhältnis wieder auf dem Ursprungswert liegt. Diese Strategie nennt sich Cashflow-Rebalancing.
Ja, Rebalancing kann Ihnen als Anleger mehrere Vorteile bringen:
- Risikobegrenzung
- Wiederherstellung Ihrer ursprünglichen Vermögensverteilung
- Antizyklisches Handeln
Wenn Sie beispielsweise Ihr Depot zum Börsentiefpunkt der Corona-Krise im März 2020 überprüft und die Anlagenverhältnisse wiederhergestellt hätten, dann hätten Sie von dem antizyklischen Investieren sehr profitieren können. Denn Aktien waren zu dem Zeitpunkt stark gefallen und hätten damit weniger als das ursprüngliche Verhältnis in Ihrem Portfolio eingenommen. Da sich die Aktienwerte anschließend erholten, hätten Sie zu günstigen Kursen kaufen und die Gewinne später wieder in Ihr Portfolio umschichten können.