Putz bröckelt, Risse zeigen sich, Menschen fühlen sich „wie im Wasserbett“: In Tirol und Bayern war das bisher stärkste Erdbeben der aktuellen Serie zu spüren.
In Tirol hat die Erde schon wieder gebebt, dieses Mal so stark wie noch nie seit Beginn der Erdbebenserie, die Anfang Januar in der Gegend begann. Um 4.50 Uhr in der Nacht zum Dienstag erreichte das Beben in der Nähe des Pillersees bei St. Johann nahe der Grenze zu Bayern Behörden zufolge eine Magnitude von 4,0. Das Fachportal „Erdbebennews“ sprach von einem neuen Höhepunkt. Das Beben sei „noch weit bis nach Bayern“ zu spüren gewesen.
Die Folgen sind Schäden: Am Vormittag gingen Dutzende Meldungen über Haarrisse an Wänden und über vereinzelte Schäden am Putz von Gebäuden ein, wie die Seismologin Christiane Freudenthaler von der staatlichen Behörde Geosphere Austria der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Erdbeben in Tirol: „Schwingungen wie im Wasserbett“
Es sei bei nicht-strukturellen Schäden geblieben, teilte die Behörde im Internet mit. Diese seien im Bereich des Epizentrums aufgetreten. Weiter hieß es: „Personen berichteten auch über das Umkippen wenig standfester Gegenstände oder das Verschieben kleiner Gegenstände.“
Insgesamt seien mehr als 1.500 Meldungen von Menschen aus der Umgebung von Sankt Johann eingegangen, die das Beben zum Teil stark gespürt hätten. Auf dem Portal „Erdbebennews“ wurden Zeugen zitiert: Von einem nächtlichen Grollen ist dort die Rede, von „Schwingungen, als ob man im Wasserbett läge“ oder von einem „unterirdischen Brummen, das sich durch die Wände überträgt“.
Experten warnen: Weitere Beben möglich
Die bisherige Erdbebenserie umfasse seit Anfang Januar knapp 60 Ereignisse, meldete Geosphere Austria. Davon seien 14 Erdbeben von der Bevölkerung wahrgenommen worden.
Erdbebenserien sind in Tirol nicht komplett ungewöhnlich. Eine ähnlich starke Serie wie die aktuelle ist dem staatlichen Erdbebendienst zufolge im Jahr 1921 in diesem Gebiet dokumentiert worden. „Grob zusammengefasst sind seismische Aktivitäten in den Alpen eine Folge der Kollision vom europäischen und dem afrikanischen Kontinent“, hält das Portal „Erdbebennews“ fest.
Ob es noch zu weiteren Beben kommen werde, könne nicht prognostiziert werden, sagte die Erdbeben-Expertin von Geosphere Austria der Nachrichtenagentur dpa. „Anwohner und Urlauber in der Region sollten sich also an die Situation anpassen“, riet das Portal „Erdbebennews“. Es gelte, mögliche Risiken durch herabfallende Gegenstände zu minimieren und generell vorsichtig sein. „Denn auch wenn die Erdbebenserie wahrscheinlich keine großen Ausmaße erreichen wird und im historisch bekannten, kleinen Rahmen bleibt, sind Selbstschutzmaßnahmen langfristig sinnvoller als vermeidbare Risiken.“