Eigentlich sollte der Neubau am Aufseßplatz 2024 fertig werden. Doch seit dem Abriss geht nichts mehr voran. Wie die Verantwortlichen den Stillstand erklären.
Eine klaffende Baugrube, in der sich Wasser staut, ein Platz voller Bauzäune und von Arbeitern keine Spur – so sieht es auf dem Gelände des ehemaligen Schocken-Kaufhauses in Nürnberg aus. Statt des ambitionierten Neubauprojekts herrscht Stillstand. Der „See“ vom Aufseßplatz ist in der Südstadt längst zum Stadtgespräch geworden. t-online hat sich vor Ort umgeschaut und nachgefragt, wann das Projekt fertig werden könnte.
„Das ist ein Grab für mich“, sagt ein Mann beim Blick auf die meterlangen Bauzäune. Er stellt sich als Klaus Müller vor, er ist Einwohner. Die aktuelle Situation auf dem Platz im Herzen der Südstadt sei für alle eine Zumutung, meint er. Der Nürnberger laufe hier häufiger vorbei. Eine andere Passantin, die ihren Namen lieber nicht sagen will, witzelt: „Das ist die wohl längste Baustelle der Welt.“
Am Aufseßplatz begann die Nürnberger Kaufhausgeschichte
In der Tat sind der Aufseßplatz und seine Großbaustelle schon lange ein Thema. 1926 wurde auf dem zentralen Platz in der Südstadt das Kaufhaus Schocken eröffnet – es war das erste in ganz Nürnberg. Auch deshalb ist der Name Schocken noch heute vielen Nürnbergern geläufig – obwohl das Kaufhaus im Laufe der Jahre häufiger Namen und Besitzer wechselte. Zuletzt war in dem Gebäude eine Kaufhof-Filiale untergebracht, dort gingen im Sommer 2012 die Lichter aus.
Es folgte jahrelanger Leerstand. 2019 keimte Hoffnung auf, die niederländische Baufirma Ten Brinke Group kaufte den Schocken und präsentierte wenig später ambitionierte Neubaupläne: Büroflächen, ein Kindergarten und mehr als 200 Wohnungen sollten im sogenannten „Schocken-Carré“ Platz haben. Auch ein Edeka und ein Lidl sollten dort einziehen, hieß es.
Nach dem Abriss passierte nichts mehr
2021 rückten auf dem Aufseßplatz Bagger und Abrissbirnen an. Dem alten Schocken ging es an den Kragen, um Platz für den Neubau – „das neue Herz der Südstadt“ – zu schaffen. Doch nun, rund drei Jahre später, ist bis auf den „See“ in der Baugrube immer noch nichts davon zu sehen. Darunter leiden Anwohner und Geschäftsleute rund um den Platz an der Dauerbaustelle ohne Bauarbeiter.
Die CSU-Fraktion will den Aufseßplatz nun auch im Stadtrat wieder zum Thema machen. Sie beantragt nach eigenen Angaben einen Bericht der Verwaltung zum aktuellen Sachstand. Der Fraktionsvorsitzende Andreas Krieglstein sagt t-online: „Der See, der da entstanden ist, ist kein Dauerzustand. Wir wollen die Menschen in der Südstadt mit ihren Sorgen und Anliegen ernst nehmen und glauben, da muss endlich was passieren.“
Warum geht aber tatsächlich nichts voran? Auf Nachfrage von t-online teilt ein Pressesprecher der Baufirma mit, dass es zwei Gründe für den Stillstand gebe. „Zum einen erschweren sich in kurzen Abständen ändernde Förderbestimmungen für klimafreundliches Bauen unsere Arbeit. Mit dieser Problematik ist derzeit die gesamte Immobilienwirtschaft konfrontiert“, sagt der Vertreter von Ten Brinke.
Zum anderen liege noch keine Baugenehmigung vor. Und selbst sobald die vorliege, brauche man Zeit, um Planung, Abläufe und Baulogistik mit allen Beteiligten abzustimmen, um Verzögerungen in der Bauphase zu vermeiden, teilt das Unternehmen t-online mit.
Stadtverwaltung „sehr unglücklich“
Liegt die Schuld für den Stillstand also bei der Stadt? Baureferent Daniel Ulrich sagte zu t-online: Die Baugenehmigung könne weiterhin nicht erteilt werden, weil einzelne Fragen offen seien und Pläne ausständen. Weiter sagt Ulrich: „Grundsätzlich besteht aber Konsens über alle wesentlichen Themen.“ Der Bauherr sei deshalb am Zug und müsse die erforderlichen Unterlagen liefern.