Die Bank of England beließ die Zinsen wie weitgehend erwartet bei 5%. Das Pfund stieg gegenüber Dollar und Euro, während der FTSE 100 leicht nachgab. Europäische Aktien erholten sich nach der Zinssenkung der Federal Reserve.
Die Bank of England (BoE) beließ während ihrer Sitzung am 19. September ihren Leitzins im Einklang mit den Erwartungen der Ökonomen bei 5 %.
Die Entscheidung zur Beibehaltung des Leitzinses wurde von einer klaren Mehrheit getragen: Acht Mitglieder stimmten dafür, während lediglich ein Mitglied, Swati Dhingra, für eine Senkung um 25 Basispunkte plädierte.
Der Ausschuss beschloss außerdem einstimmig, den Bestand an Ankäufen britischer Staatsanleihen, die zu geldpolitischen Zwecken gehalten und durch die Ausgabe von Zentralbankreserven finanziert werden, in den nächsten zwölf Monaten um 100 Milliarden Pfund (84 Milliarden Euro) zu reduzieren, sodass sich der Gesamtbetrag auf 558 Milliarden Pfund (469 Milliarden Euro) beläuft.
Im August hatte die BoE die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt, da die jährliche Inflation im Juli auf 2% gefallen war.
Trotz des Drucks am Vorabend der Sitzung, der auf die deutliche Zinssenkung der US-Notenbank um 50 Basispunkte einen Tag zuvor zurückzuführen war, entschieden sich die britischen Entscheidungsträger, die Zinsen mangels wesentlicher Entwicklungen unverändert zu lassen.
„Die Inflation hat nachgelassen, die Wirtschaft entwickelt sich wie prognostiziert. Ein schrittweiser Ansatz zur Aufhebung der politischen Zurückhaltung bleibt weiterhin angebracht“, erklärte die BoE.
Es wird erwartet, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr wieder seine gewohnte Geschwindigkeit von etwa 0,3 Prozent pro Quartal erreicht.
Auf Grundlage einer breiten Palette von Indikatoren gelangte der geldpolitische Ausschuss (MPC) zu der Einschätzung, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter lockere, im historischen Vergleich aber weiterhin angespannt sei.
Die jährliche Inflationsrate Großbritanniens stieg im August auf 2,2 Prozent, während die Kerninflation – die Energie- und Lebensmittelkosten ausschließt – auf 3,6 Prozent stieg und damit die Prognose von 3,5 Prozent leicht übertraf.
Die BoE geht davon aus, dass die jährliche Inflation gegen Jahresende auf etwa 2,5% steigen wird, da der Einfluss der im vergangenen Jahr gesunkenen Energiepreise im Jahresvergleich nachlässt.
Im Hinblick auf die künftige Politik betonten die britischen Entscheidungsträger, dass Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung getroffen würden.
Marktreaktionen
Das britische Pfund stieg gegenüber dem US-Dollar auf 1,33 und erreichte damit einen Stand, der seit Anfang März 2022 nach der russischen Invasion in der Ukraine nicht mehr erreicht wurde.
Auslöser dieser Rallye war die zunehmende Divergenz der Zinssätze zwischen der BoE und der Federal Reserve.
Auch gegenüber dem Euro legte das Pfund zu und erreichte ein Zweijahreshoch. Der EUR/GBP-Wechselkurs fiel unter 0,84 und dürfte auf seinem niedrigsten Stand seit August 2022 schließen.
Die Rendite 2-jähriger Staatsanleihen blieb stabil bei 3,90% und liegt nun 30 Basispunkte über der entsprechenden Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen und 165 Basispunkte über der Rendite 2-jähriger deutscher Staatsanleihen.
Die britischen Zinsfutures deuten nun auf eine 66-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der BoE im November hin. Vor der Entscheidung war eine Senkung dagegen bereits vollständig eingepreist.
Der FTSE 100 gab nach der Entscheidung leicht nach, konnte seinen Kursgewinn für die Sitzung jedoch mit einem Plus von 0,7 % halten.
Zu den Spitzenreitern des Tages zählte die Burberry Group mit einem Plus von 5,4 %, gefolgt von Bergbauunternehmen wie Glencore, Anglo American, Fresnillo, Antofagasta und Rio Tinto mit Kurssteigerungen zwischen 3,4 % und 4,8 %.
Auch die europäischen Aktien erholten sich am Donnerstag, beflügelt durch die kräftige Zinssenkung der US-Notenbank am Mittwoch.
Der Euro Stoxx 50 legte um 1,8 Prozent zu und verzeichnete damit seine stärkste Sitzung seit über einem Monat. Zu den Top-Performern gehörten der niederländische Chiphersteller ASML Holding mit einem Plus von 3,6 Prozent, Saint-Gobain mit einem Plus von 3,4 Prozent, LVMH mit einem Plus von 3,3 Prozent, BMW mit einem Plus von 3,3 Prozent und Airbus mit einem Plus von 3,1 Prozent.
Unter den Länderaktienindizes war der OMX Stockholm 30 mit einem Anstieg von über 2 Prozent der Gewinner, gefolgt vom Pariser CAC 40 mit einem Plus von 1,9 Prozent.