Frankfurt Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat der Solarisbank höhere Eigenmittel verordnet. Grund für die Maßnahme sei ein Verstoß gegen die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation, heißt es in der Mitteilung der Behörde von Dienstag. Der eine Paragraf, auf den die Bafin verweist, bezieht sich auf organisatorische Pflichten, der andere auf das Auslagern von Bankaktivitäten.
Hintergrund ist eine bankaufsichtliche Prüfung aus dem Jahr 2020, die teils schwerwiegende Mängel bei der Berliner Neobank, etwa in der Compliance, festgestellt hatte. Bei organisatorischen Mängeln von Banken kommt es häufiger vor, dass die Aufsicht höhere Eigenmittel verlangt. Die Maßnahme der Bafin wurde bereits Ende Dezember des vergangenen Jahres im Rahmen einer turnusmäßig stattfindenden Risikoanalyse beschlossen – und nun veröffentlicht.
Ein Solarisbank-Sprecher teilte auf Anfrage mit, die Mitteilung der Bafin beziehe sich auf die vor Kurzem kommunizierte Prüfung für 2020 „und den damit zusammenhängenden Abarbeitungsplan“. „Mit einer Kernkapitalquote von knapp 30 Prozent per Ende 2021 erfüllt die Solarisbank die zusätzliche Eigenmittelanforderungen“, sagte der Sprecher.
Bereits im Januar hatte das Handelsblatt exklusiv berichtet, dass die Bafin einen Sonderprüfer zur Solarisbank schickt.
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Seit seinem Amtsantritt versucht der neue Bafin-Präsident Mark Branson, die Behörde in eine „Aufsicht mit Biss“ zu verwandeln. Im vergangenen Jahr hat die Behörde bereits einen Sonderprüfer zu N26 geschickt – und zugleich das Wachstum auf europaweit 50.000 Neukunden professional Monat beschränkt. Zudem veröffentlicht die Finanzaufsicht häufiger Maßnahmen, die sie ergriffen hat.
Rückendeckung aus der Politik
Das zunehmend harsche Vorgehen der Behörde sorgt bei immer mehr Banken und Finanz-Begin-ups für Unbehagen, genießt aber Rückendeckung durch die neue Bundesregierung. „Die Bafin soll eine entscheidungsfreudige Behörde sein“, betonte etwa Florian Toncar (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium, im Januar gegenüber dem Handelsblatt.
Die Solarisbank bietet ihre Banklizenz anderen Fintechs an, die so schneller auf Kundenfang gehen können. Finanzdienstleistungen können Letztere unter eigener Flagge anbieten, im Hintergrund steht immer die Solarisbank. Binnen fünf Jahren will die Financial institution in Europa über 20 Millionen Konten anbieten.
Das wichtigste Vorhaben in den kommenden Monaten ist jedoch der Börsengang. Der Gang aufs Parkett sei ab Anfang des dritten Quartals möglich, sagte Solarisbank-Chef Roland Folz zu Jahresbeginn im Gespräch mit dem Handelsblatt. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei ein stabiles Kapitalmarktumfeld. Noch wichtiger dürfte für die Neobank bis dahin jedoch sein, die Probleme mit der Aufsicht zu bereinigen.
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