Gegen 14 Uhr, als es in der Seidlstraße ruhiger wird, bringt sie die ersten Blumen an den Tatort. Eine Frau, die lieber anonym bleiben möchte, stellt dort rote und weiße Kerzen auf einen Stein. „Nutzt den Anschlag nicht für den Wahlkampf“, steht auf einem der Gläser auf dem Stein. Und: „Die Täter stehen nicht für alle Geflüchteten.“ Die Frau sagt, niemals habe sie mit so einer Tat in München gerechnet, während eines Streiks.
Auch sie arbeitet im öffentlichen Dienst, auch sie hätte die Demonstration besuchen können. „Ich hatte einfach einen Schutzengel“, sagt die Frau. Was sie am meisten mitnehme, sei, dass genau das gewollt werde: „Dass Angst geschürt wird und Leute sich unwohl fühlen.“ Sie aber möchte keine Angst haben. „Die Angst darf uns nicht lähmen“, sagt sie.
So sieht das auch die Frau im roten Regenponcho, die vor wenigen Stunden noch für höhere Löhne gestreikt hat. Sie werde hierbleiben, bis die Polizei die Sperrung aufhebt. Trotz Regens. Sie möchte noch einmal an den Ort, an dem das Auto in die Menge fuhr. „Um das zu verarbeiten“, sagt die Frau.