Die Augen gelten als Spiegel der Seele. Doch längst ist bekannt, dass sie auch Krankheiten abbilden können. Auch Parkinson zeigt sich in den Sehorganen.
Zittern, steife Muskeln und verlangsamte Bewegungen sind typisch für die Parkinson-Erkrankung. Die Ursache ist eine Unterversorgung eines kleinen Teils des Gehirns mit dem Botenstoff Dopamin, wodurch Nervenzellen in diesem Bereich absterben. Etwa 400.000 Menschen hierzulande leiden an Parkinson. Eine Heilung gibt es bislang nicht. Aber die Symptome lassen sich lindern.
Nun gelang britischen Forschern ein entscheidender Fortschritt in der Früherkennung der Krankheit. Sie fanden heraus: Bereits sieben Jahre vor Ausbruch der Krankheit lässt sich diese an den Augen ablesen.
Augen-Scans zeigen Auffälligkeiten
Die Wissenschaftler des University College London und des Moorfields Eye Hospital griffen auf Daten von 155.000 Patienten zurück, die in einem Zeitraum von zehn Jahren (zwischen 2008 und 2018) in Londoner Augenkliniken vorstellig wurden. Außerdem hinzugezogen wurden die Daten von rund 67.300 Freiwilligen. Alle waren im Alter zwischen 40 und 69 Jahren.
Aus diesen Patienten- und Probandendaten wurden etwas über 50.000 Studienteilnehmer ermittelt. Von ihnen entwickelten 53 Personen innerhalb des Studienzeitraums eine Parkinsonerkrankung und zwar in einem durchschnittlichen Zeitraum von sieben Jahren nach der Netzhautaufnahme.
Die Auswertung der Augen-Scans mithilfe Künstlicher Intelligenz zeigte: Die späteren Parkinson-Patienten hatten eine dünnere retinale Nervenfaserschicht. Hierbei handelt es sich um die innerste Schicht der Netzhaut. Außerdem war auffällig: Die innere Körnerschicht des Auges war ebenfalls dünner.
Instrument zur Früherkennung
„Ärzte wissen seit langem, dass das Auge als Fenster zum Rest des Körpers fungieren und einen direkten Einblick in viele Aspekte unserer Gesundheit ermöglichen kann“, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung. So konnten mit Augenscans bereits Anzeichen anderer neurodegenerativer Erkrankungen aufgedeckt werden, wie zum Beispiel Alzheimer, Multiple Sklerose und Schizophrenie.
Die Forscher hoffen nun, ein wichtiges Instrument zur Parkinson-Früherkennung gefunden zu haben. Studienautor Siegfried Wagner: „Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was wir durch Augenscans entdecken können. Obwohl wir noch nicht vorhersagen können, ob eine Person an Parkinson erkrankt, hoffen wir, dass diese Methode bald zu einem Vor-Screening-Instrument für Menschen mit Krankheitsrisiko werden könnte.“
Die Entdeckung von Anzeichen einer Reihe von Krankheiten vor dem Auftreten von Symptomen bedeute, dass die Menschen in Zukunft die Zeit haben könnten, ihren Lebensstil zu ändern, um das Auftreten einiger Krankheiten zu verhindern.
Bevor die Parkinson-Erkrankung Symptome zeigt, sind schon 50 Prozent der Nervenzellen im entsprechenden Hirnbereich verloren gegangen. Wird die Krankheit also erkannt, bevor sie sich überhaupt bemerkbar macht, kann der Prozess des Absterbens dieser Zellen früh verlangsamt werden, etwa durch einen gesünderen Lebensstil oder die Gabe von entsprechenden Medikamenten. Zu dieser Früherkennung könnte die Erkenntnisse der Studie beitragen.